Icking sucht neue Nutzung für Auferstehungskirche – Kreative Ideen und gemeinschaftlicher Austausch

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Ickinger diskutierten die Zukunft der evangelischen Auferstehungskirche: Im Vordergrund ist das Nutzungskonzept des Architekturstudenten Antonius Viehmann zu sehen. © Susanne Herbig

Seit einem Jahr steht die Auferstehungskirche in Icking leer. Bei einer Bürgerwerkstatt wurden vielfältige Vorschläge für eine lebendige, generationenübergreifende Nutzung gesammelt.

Icking – Ein Yogazentrum mit Blick auf die bunten Glasmosaikfenster. Ein Jugendcafé. Probenräume für die Musikschule. Ein Ort für Konzerte und Kulturveranstaltungen. Seniorenwohnungen. Die Liste an Ideen, was aus der stillgelegten Auferstehungskirche in Icking entstehen könnte, ist lang.

Seit einem Jahr gibt es dort keinen Gottesdienst mehr, weil sich die Kirche den Erhalt des Gebäudes und des Gemeindezentrums nicht mehr leisten kann. Nun suchen die Ickinger zusammen mit der Kirchengemeinde nach neuen Wegen für die weitere Nutzung. Rund 70 Interessierte kamen kürzlich zur Bürgerwerkstatt, die die evangelische Kirchengemeinde veranstaltete.

Im Fokus stand dabei weniger die Frage: Was soll aus dem markanten Bau aus den 1960er-Jahren werden, der einst von dem renommierten Architekten Franz Lichtblau entworfen wurde? Einen kreativen Vorschlag machte der Ickinger Architekturstudent Antonius Viehmann per Videobotschaft.

Kreative Konzepte für die Zukunft der Kirche: Wohnen, Kultur und Begegnung

In seiner Masterarbeit hat er ein Nutzungskonzept für das Areal rund um die Kirche entworfen: mit generationenübergreifendem Wohnen in kleineren und größeren Einheiten und einem Tagescafé. Ein Ort des „Zusammenalterns“ wie er es nennt, aber kein ausgewiesenes Altersheim. Der Kirchenraum selbst soll zur Bibliothek und zum Veranstaltungsort werden, ein lebendiger Treffpunkt.

Auch viele Anwesende äußerten den Wunsch nach einem offenen, sozialen Raum. Auf Pinnwänden sammelten sie ihre Vorstellungen davon, was Icking braucht. Immer wieder stand dort das Wort „Begegnung“. Die Kirche, da waren sich viele einig, sei ein spirituelles Zentrum für die Gemeinde.

Doch die Voraussetzungen sind kompliziert. Die Entscheidung, einen von zwei Standorten aufzugeben, sei von der bayerischen Landeskirche vorgegeben worden, erklärte Pfarrerin Elke Soellner.

Der Wunsch nach einem offenen sozialen Raum und gemeinschaftlichem Treffpunkt

Künftig werde sich das Gemeindeleben auf die Heilandskirche in Ebenhausen konzentrieren. Weil Ebenhausen dringend saniert werden muss, soll das Geld dafür aus dem Verkauf des Ickinger Grundstücks kommen.

Anders als die bereits in den vergangenen Jahren entwidmeten Kirchen St. Benedikt (katholisch) in Ebenhausen-Schäftlarn und die Versöhnungskirche (evangelisch) in Geretsried steht die Ickinger Auferstehungskirche nicht unter Denkmalschutz. Das lässt zwar mehr Nutzungsmöglichkeiten zu, macht den Prozess aber nicht weniger emotional.

Denn für viele ist ein Verkauf an private Investoren schwer vorstellbar. Die Ickingerin Micaela Händel regte an: „Icking ist eine wohlhabende Gemeinde, die Bürger könnten eine Stiftung gründen.“ Bürgermeisterin Verena Reithmann (Unabhängige Bürgerliste Icking) bremste Erwartungen. Die Gemeinde könne die Kirche nicht selbst übernehmen.

Herausforderungen bei der Entscheidung: Standortwechsel und Sanierung der Heilandskirche

„Unsere finanziellen Mittel sind durch den Neubau der Grundschulturnhalle stark gebunden“, erklärte sie. Strittig war vor allem eine Frage: Erhalt oder Abriss? Einige argumentierten, das Gebäude blockiere Entwicklungsmöglichkeiten für Neues – etwa ein modernes Altersheim. Andere sahen darin einen vorschnellen Schritt. Die neu gegründete Ickinger Bürgerinitiative „Wandel Wirkstatt“ wünscht sich einen Ort für alle Generationen, mit kulturellem, sozialem und gemeinschaftlichem Charakter.

Der Weg dorthin wird Zeit brauchen. Wolfgang Hailer vom evangelischen Kirchenamt in München, der den Abend moderierte, ermutigte deshalb dazu, die Kirche in der Zwischenzeit für temporäre Formate zu öffnen – von Konzerten bis zu Pop-up-Cafés. „Klar ist, dass das Gebäude mehrere Jahre leer stehen wird“, sagte er. Umso wichtiger sei es, jetzt Ideen zu sammeln und auszuprobieren. Susanne Herbig

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