Ausgestochen als Vize: Trotzdem könnte Shapiro Kamala Harris zur Präsidentin machen

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Der Vize von Kamala Harris für die US-Wahl heißt Tim Walz – und nicht, wie vorher vielfach vermutet, Josh Shapiro. Dennoch könnte er es sein, der Trump aussticht.

Philadelphia – Als Kamala Harris und ihr frisch erkorener Vize Tim Walz am Dienstag (6. August) ihren ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt in Philadelphia hatten, war ein Mann mit auf der Bühne: Josh Shapiro. Der Gouverneur von Pennsylvania galt selbst bei vielen als Favorit für den Posten des Vize-Kandidaten von Kamala Harris und zog jetzt gegen Walz den kürzeren.

In Philadelphia wurde Shapiro von der Menge umjubelt und gefeiert – trotz seiner Nicht-Nominierung als Vize von Harris. Der 51-Jährige rief emotional in die Menge: „Ich liebe es, euer Gouverneur zu sein!“ Er werde alle Register ziehen, um „Kamala Harris und Tim Walz zu den nächsten Anführern der Vereinigten Staaten von Amerika zu machen“.

Josh Shapiro in Philadelphia, wo Kamala Harris mit ihrem Vize Tim Walz am 6. August ihren ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt zur US-Wahl hatte.
Josh Shapiro in Philadelphia, wo Kamala Harris mit ihrem Vize Tim Walz am 6. August ihren ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt zur US-Wahl hatte. © IMAGO/Lev Radin

Shapiro wird im Wahlkampf von Harris und Vize Walz Schlüsselrolle spielen

Auch wenn er nicht Vize von Kamala Harris wurde: Shapiro wird beim Kampf ums Weiße Haus gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump weiterhin eine Schlüsselrolle spielen. Der Gouverneur von Pennsylvania ist nun zwar nicht „Running Mate“, aber dennoch eine der zentralen Figuren im Wahlkampf der Demokraten gegen Trump. Letztlich könnte sogar er es sein, der Kamala Harris ins Präsidentenamt hievt.

Denn: Pennsylvania, der US-Bundesstaat, dem Shapiro als Gouverneur vorsteht, ist einer der wichtigsten Swing States bei der US-Wahl 2024. In diesen umkämpften Bundesstaaten gilt es laut Umfragen zur US-Wahl als völlig ungewiss, wer die Mehrheit der Wählerstimmen bekommen wird: die Republikaner oder die Demokraten.

Harris oder Trump? Wähler in Pennsylvania laut Umfragen vor US-Wahl unentschlossen

Gerade weil das Rennen ums Weiße Haus zwischen Kamala Harris und Donald Trump laut Umfragen so eng ist, ist die Rolle der Swing States diesmal enorm. Laut aktuellen Umfragen zu Trump und Harris sprechen sich in Pennsylvania derzeit 47 Prozent für die Kandidatin der Demokraten und 49 Prozent für den Republikaner Trump aus.

Und Josh Shapiro? Der hat jetzt als Gouverneur von Pennsylvania den wichtigen Job, dass sich die Stimmung zugunsten von Kamala Harris und ihrem Vize Walz dreht. Dem Demokraten werden gute Chancen zugesprochen, dass ihm das gelingt.

Shapiro würde laut Umfragen gegen Trump gewinnen

Das liegt auch an der großen Beliebtheit von Shapiro in seinem Bundesstaat Pennsylvania: Er ist dort weitaus beliebter als Trump. Der amerikanische Nachrichtensender PBS berichtet, dass Shapiro bei einem hypothetischen Duell gegen Trump zehn Prozent vor diesem liegen würde. In Pennsylvania bewerten ihn sogar 42 Prozent der Trump-Anhänger als positiv. Insgesamt kommt Shapiro dort auf eine Zustimmung von 61 Prozent.

Harris und ihrem Vize Walz könnte es außerdem zugutekommen, dass Shapiro in allen Gesellschaftsschichten über eine gewisse Anerkennung verfügt. Der US-Sender PBS schreibt ihm eine „Crossover-Anziehungskraft“ zu. Bei den Arbeitern hat Shapiro laut ntv einen Stein im Brett, seitdem er direkt nach Amtsantritt entschied, dass man keinen Uni-Abschluss mehr braucht, um im öffentlichen Dienst angestellt zu werden.

Shapiro genieße den Ruf, dass er die Dinge anpacke, heißt es, auch über Parteigrenzen hinweg. Weil die Republikaner in Pennsylvania einer der zwei Parlamentskammern kontrollieren, ist Shapiro dort zur Zusammenarbeit mit den politischen Gegnern gezwungen.

Shapiro konnte „den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage“ für Harris und Trump machen

Shapiros Fähigkeit, die Stimmung im Pennsylvania zugunsten von Harris und ihrem Vize zu beeinflussen, ist wegen des speziellen Wahlleute-Systems in den USA von enormer Bedeutung. Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die Mehrheit erreicht, und sei sie noch so hauchdünn, bekommt die Stimmen sämtlicher Wahlleute – gemäß dem Prinzip „the winner takes it all“.

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Der Politikwissenschaftlicher Dr. John Kennedy kommt deshalb gegenüber dem US-Sender PBS zu der Einschätzung, wenn Shapiro in Pennsylvania „auch nur einen kleinen Unterschied macht, könnte das den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen, nicht nur für Pennsylvania, sondern für die gesamte Wahl“.

Auch wenn Shapiro also nicht Harris‘ Vize geworden ist, sondern Gouverneur von Pennsylvania bleibt: Auf ihn kommt es im Wahlkampf für die US-Wahl 2024 womöglich an, um gegen Trump zu gewinnen.

Harris laut Umfragen zur US-Wahl vor Trump

Harris erfreut sich Umfragen zufolge steigender Zustimmungsraten: In einer landesweiten Umfrage des Instituts Morning Consult lag sie nun mit 48 Prozent vier Punkte vor Trump. Überraschend wirkt es, dass sich Trump auf seine weiblichen Unterstützer verlassen kann und Frauen wohl über Trumps „sexistische Aggressionen“ hinwegsehen. (smu)

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