Riskanter Schachzug: Wird Shapiro Vize von Harris? Laute Kritik an „Völkermord-Josh“

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Kamala Harris steht vor einer wichtigen Entscheidung: Wer wird ihr Vize? Josh Shapiro ist klarer Favorit, doch es gibt Bedenken.

Washington, D.C. – Für Kamala Harris wird es langsam ernst. In den kommenden Tagen geht es Schlag auf Schlag: Erst planen die Demokraten, sie in einer virtuellen Abstimmung offiziell als ihre Kandidatin für die US-Wahl 2024 zu nominieren. Nur der „Running Mate“ fehlt dann noch. Wer aber wird ihr Vizekandidat? Das entscheidet sich ebenfalls in diesen Tagen. Bereits am 6. August soll die erste gemeinsame Veranstaltung in Philadelphia stattfinden.

Die Wahl des Veranstaltungsortes könnte ein Indiz dafür sein, wen Harris als ihren Vizekandidaten in Betracht zieht. Es wäre durchaus sinnvoll, den Wahlkampf in dem Bundesstaat zu starten, aus dem der Vizekandidat stammt. In diesem Fall wäre das Josh Shapiro, der Gouverneur von Pennsylvania. Die Wettbüros sehen den 51-Jährigen mittlerweile als klaren Favoriten für die Nominierung.

Name Joshua „Josh“ David Shapiro
Geboren 20. Juni 1973
Geburtsort Kansas City, Missouri
Ehepartnerin Lori Shapiro (verh. 1997)
Kinder Reuben, Sophia, Max, Jonah
Amt Gouverneur in Pennsylvania (seit dem 17. Januar 2023)

Vize von Harris? Shapiro gilt als Favorit

Shapiro hat viele Pluspunkte. Er ist Gouverneur in einem der entscheidenden Schlüselstaaten. Zudem ist er sehr beliebt, seine Zustimmungsrate in Pennsylvania liegt laut einer Umfrage des TV-Senders Fox News bei 61 Prozent. Und Shapiro hat bewiesen, dass er Wahlen gewinnen kann. 2017 wurde er zum ersten Mal zum Attorney General in Pennsylvania gewählt und drei Jahre später souverän im Amt bestätigt. 2022 wurde er mit einem deutlichen Vorsprung von 15 Prozentpunkten zum Gouverneur gewählt.

Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, macht ein Selfie mit einer Teilnehmerin während einer Wahlkampfkundgebung für Vizepräsidentin Kamala Harris am 29. Juli 2024 in Ambler, Pennsylvania.
Josh Shapiro macht bereits Wahlkampf für Kamala Harris. Der Gouverneur von Pennsylvania gilt als Favorit auf den Vizeposten. Doch es gibt auch Kritik. © Hannah Beier/AFP

Shapiro hat es geschafft, die Menschen in jedem Bezirk zu mobilisieren. Selbst in republikanischen Hochburgen, in denen die Demokraten oft deutlich unterlegen sind, konnte er bis zu 30 Prozent der Stimmen gewinnen. Mit Shapiro an ihrer Seite könnte es Harris gelingen, den Bundesstaat Pennsylvania für sich zu gewinnen.

Aktuell liegt Donald Trump in den Umfragen zur US-Wahl im November noch knapp vorne. Um gegen Trump zu gewinnen, braucht Harris die 19 Stimmen aus Pennsylvania. Ein weiterer Vorteil: Die Demokraten könnten so wahrscheinlich mehr Ressourcen in andere Schlüsselstaaten wie Georgia oder Arizona investieren.

Linke üben wegen des Kriegs in Gaza scharfe Kritik an Shapiro

Doch bei genauerer Betrachtung ist auch Shapiro nicht der perfekte Kandidat. CNN-Moderator John King brachte es auf den Punkt: „Er ist Jude, also könnte es riskant sein, ihn auf die Wahlliste zu setzen.“

Das Problem ist der Gaza-Krieg. Die uneingeschränkte Unterstützung für Israel im Nahost-Konflikt hat bereits Präsident Joe Biden viel Kritik eingebracht. In den Vorwahlen der Demokraten haben insgesamt 706.591 Menschen die Option „Uncommitted“ (in etwa „ungebunden“) gewählt, um ihren Unmut über Bidens Israel-Politik auszudrücken. Bei Kundgebungen wurde Biden von Linken als „Völkermord-Joe“ bezeichnet.

Eine Frau hält während einer Kundgebung für Palästina und den Sudan im Pennsylvania Capitol ein Plakat mit der Aufschrift „Völkermord Josh“. Das Plakat bezieht sich auf den Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro.
Eine Frau hält während einer Kundgebung für Palästina und den Sudan im Pennsylvania Capitol ein Plakat mit der Aufschrift „Völkermord Josh“. Das Plakat bezieht sich auf den Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro. © Paul Weaver/Imago

Diese Kritik trifft nun auch Shapiro. Ihm wird vorgeworfen, er kümmere sich nicht genug um die zivilen Opfer im Gazastreifen. Es gibt sogar eine Website namens NoGenocideJosh.com, auf der Harris aufgefordert wird, auf den „Völkermord-Josh“ zu verzichten.

Shapiro spricht sich deutlich gegen Netanjahu aus

Diese Forderung scheint überzogen. Shapiro hat sich deutlicher gegen die Regierung in Israel ausgesprochen als Biden oder Harris. Bereits im Januar äußerte er gegenüber der Presse, dass er Benjamin Netanjahu für einen der „schlechtesten Staatschefs aller Zeiten“ hält. Er forderte damals auch eine „sofortige Zweistaatenlösung“, die Netanjahu vehement ablehnt.

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Shapiro hat bereits Wahlkampf für Harris betrieben. Bei einer Kundgebung am 30. Juli zeigte er, dass er die Rhetorik der Demokraten verinnerlicht hat. Sie bezeichnen Trump und seinen Vize J.D. Vance seit Tagen als „weird“ (seltsam, sonderbar, schräg). Shapiro tat dies auch, als er Trump wegen dessen Umarmung einer Flagge verspottete. „Ich liebe die Flagge, aber was er macht, ist weird“, sagte Shapiro vor einer lachenden Menge. (cs)

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