Kampfjet-Desaster und Trump-Dilemma: Ukraine-Politikerin überzieht Selenskyj mit Vorwürfen
Während Verhandlungen über eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg laufen, sieht sich Präsident Wolodymyr Selenskyj mit schweren Vorwürfen aus Kiew konfrontiert.
Kiew - Nachrichtlich wird der Ukraine-Krieg aktuell durch US-Präsident Donald Trump und Moskau-Machthaber Wladimir Putin bestimmt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist eher ein Nebendarsteller. Und: Das Staatsoberhaupt der Ukraine steht auch daheim ordentlich unter Druck.
Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj: Scharfe Kritik aus dem Parlament in Kiew
Diesen macht nicht zuletzt eine Politikerin aus der Werchowna Rada, dem Parlament in Kiew. Die Rede ist von Marjana Besuhla, die als regelrechte Chefkritikerin Selenskyjs gilt. Die 36 Jahre junge Parlamentarierin teilt teils heftig gegen den 47-jährigen Präsidenten aus, der seit Mai 2019 im Amt ist und aktuell darauf wartet, was die USA und Russland miteinander aushandeln.
Die in der Hauptstadt geborene Besuhla wird von internationalen Beobachtern als (nicht unumstrittene) Hardlinerin eingestuft. Genauso liest sich auch ihre stellenweise harsche Kritik, die sie unter anderem bei Facebook kundtut und teilt. Sie trifft nicht nur Selenskyj, sondern auch von ihm eingesetzte Entscheidungsträger.
Ukraine-Krieg: Kiew muss seine Truppen aus russischer Grenzregion Kursk zurückziehen
Jüngste Ziele ihrer Attacken: Verteidigungsminister Rustem Umjerow und der Oberkommandierende der Streitkräfte, General Oleksandr Syrskyj. „Ich verstehe einfach nicht, warum er (Selenskyj, d. Red.) Umjerow immer noch mit aller Kraft verteidigt. Das ist surreal (...) Hat er wirklich solche Verpflichtungen?“, schrieb sie in einem Posting vom 17. März zur Rolle des Verteidigungsministers im aktuellen Kriegsgeschehen. Umjerow diene ihrer Ansicht nach als „Prügelknabe“, und zwar dafür, „damit Syrskyj die Illusion einer weißen Weste behalten konnte“.
Beiden schiebt sie die Verantwortung für den jüngst fluchtartigen Rückzug ukrainischer Truppen aus der russischen Grenzregion Kursk zu, die in den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg eigentlich als Faustpfand dienen sollte. Nach heftigen Verlusten auf ukrainischer Seite in den vergangenen Monaten, auch an gelieferten westlichen Militärfahrzeugen, gerät nun aber vielmehr die gegenüber der Grenze liegende ukrainische Oblast Sumy unter Druck, während die berüchtigte 3. ukrainische Angriffsbrigade, die in Kursk kämpfte, schwer angeschlagen wirkt.
Ich verstehe einfach nicht, warum er (Selenskyj, d. Red.) Umjerow immer noch mit aller Kraft verteidigt. Das ist surreal (...) Hat er wirklich solche Verpflichtungen?
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Ukrainische Abgeordnete Belusha teilt gegen Selenskyj und Oberkommando aus
All das passt Besuhla offenkundig nicht. Damit nicht genug: In einem weiteren Posting vom 17. März wirft die offenbar gut vernetzte Politikerin dem Oberkommando vor, der „Rückzug von Kursk war nicht geplant“, wie es wohl gegenüber der Öffentlichkeit vermittelt wurde. Stattdessen wirft sie dem durch Selenskyj protegierten Syrskyj ein „barbarisches“ Verhalten gegenüber an diesem Frontabschnitt kämpfenden ukrainischen Soldaten vor. Nach Angaben aus dem Kreml in Moskau, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, gingen alleine hier zuletzt hunderte Ukrainer in russische Kriegsgefangenschaft.
Während sich die Russen offenbar nicht an Abmachungen zwischen Trump und Putin halten, gibt es schon länger deutliche Kritik an dem 59-jährigen ukrainischen General. Weil er einst als Armee-Chef des Heeres die völlig zerstörte Donbass-Stadt trotz aussichtsloser Situation halten wollte, bekam er von dort eingesetzten Soldaten den Beinamen „Schlachter von Bachmut“. Selenskyj hatte im Februar 2024 Syrskyj dennoch das Oberkommando des in Bevölkerung und Streitkräften beliebten Generals Walerij Saluschnyj übertragen, der von seinen Männern stattdessen der „Verteidiger von Kiew“ genannt wurde. Es war eine heftig umstrittene Entscheidung.
Vorwürfe gegen Syrskyj und Selenskyj: Was passierte mit dem F-16-Kampfjet von „Moonfish“?
Während Besuhla bei Facebook ferner US-Präsident Trump vorhält, er führe Gespräche mit einem „Kriegsverbrecher“ Putin, bedient sie in den Sozialen Netzwerken seit Monaten ein polarisierendes Thema - den Absturz oder Abschuss des ukrainischen F-16-Kampfpiloten „Moonfish“. Ende August 2024 war Kampfpilot Oleksiy Mes in einer gelieferten F-16 ums Leben gekommen. Besuhla befeuert seither die Theorie, dass die eigene Luftabwehr den ukrainischen Kampfjet abgeschossen habe, konnte aber nie stichhaltige Beweise vorlegen.
Bei Facebook beklagte sie, dass nach einer internen Untersuchung noch immer keine Ergebnisse veröffentlich wurden und „völliges Schweigen“ zu dem Vorfall herrsche. Auch das schreibt sie Syrskyj und Selenskyj zu. Mehr noch: In einem weiteren Posting vom 17. März behauptete die Parlamentsabgeordnete: „Etwa die Hälfte unserer Flugzeuge und Hubschrauber wird von unserem eigenen PPO (Luftabwehr, d. Red.) abgeschossen.“ (pm)