Humorvoll, kritisch, nachdenklich: Der Hagn Schorsch und seine Verserl
Den Hagn Schorsch kennt man in der Valley, als Trachtler-Vorstand und Mitglied des Valleyer Viergsangs. Nun schlägt er mit 80 Jahren nochmal ein neues Kapitel auf: Hagn präsentiert seinen ersten Gedichtband mit Verserln auf Bairisch.
Valley – Der Hagn Schorsch war sein Leben lang der heimatlichen Kultur verbunden. 26 Jahre lang stand er dem Valleyer Trachtenverein Schlossbergler vor, seit vielen Jahren ist er Mitglied des renommierten Valleyer Viergsangs. Geschrieben hat er schon als junger Bursch, und in diesem Jahr hat er rechtzeitig zu seinem 80. Geburtstag sein erstes Gedichtbüchlein „Kritisch betracht, von Herzen glacht“ mit 43 Verserln herausgebracht.
Jetzt, im Ruhestand, hat Georg Hagn Zeit für seine Leidenschaften. Sein Obstgarten, die Herstellung von Likören und vor allem das Schreiben halten ihn jung und erfüllen ihn. Das Dichten begleitet ihn seit der Jugend. Mit 16 Jahren machte er zur alljährlichen Burschen-Nikolausfeier sein erstes Gedicht, und – auf den Geschmack gekommen – viele weitere sollten folgen. Ob zu Geburtstagen, als Ansager bei Festen oder Hochzeitslader: Stets war seine Fertigkeit als „Verserlmacher“ gefragt und geschätzt, und immer mehr verfeinerte er sein Geschick.
In der Zeit, als er als Vorstand oder Sänger viele Tage in der Woche unterwegs war, „hob i dann oft no von elf bis oans gschriebn“, erzählt der gelernte Schreiner. Es kam „stoßweise Material“ zusammen, dessen Konzentrat nun in einem attraktiven Bändchen mit Illustrationen der jungen Weyarner Künstlerin Agnes Wieser vorliegt. Das Bodenständige sowie die Liebe zur Heimat und zur Natur blitzen immer und überall durch.
Humorvoll, herzlich, nachdenklich und kritisch behandelt Hagn Erlebtes, Beobachtetes und Weitverbreitetes: „Schee langsam foid ma as Denga schwer, und die Leid, de wo Dings hoaßn, wern oiwei mehr“, heißt es in „Der Vergessliche“. Liebevoll empfiehlt er den „Fentberg“ oder das Weyarner Lindl als lohnende und naheliegende Ausflugsziele, oder beschreibt die wichtige Rolle der „Biene“. In „Zufriedenheit“ beklagt sich die Bäuerin, was die Nachbarn alles haben und sie und der Bauer nicht, woraufhin dieser beschwichtigt: „Mir ham koa Not, vui Kia und Rinda, und wos des Höchste ist – vier gsunde Kinda! Do zreißt sie’s fast und sogt eahm klar: De hätt ma aa ned, wenn da Nachbar net waar!“
Der „Verserlmacher“, der auch das „Valleyer Lied“ schrieb und einst Papst Benedikt zu dessen 85. Geburtstag im Vatikan mit Kindern der Valleyer Plattlergruppe mit einem eigens verfassten Gedicht die Aufwartung machte, macht sich auch kritische Gedanken über die heutige Zeit. Übers „Gsund essen“, den „Fortschritt“, den „Handywahn“ oder den Preis, den man oft für eine finanziell erfolgreiche Berufskarriere zahlt: „...Koa Hobby, koane Freind mehr, do wird des Leben scho leer. Wos bleibt, ist die Erkenntnis, dass Geld und Ruhm ned ois is.“ Und schließlich mahnt er in „Wenn i regierat“: „...San trotz Schwächen zfried’n mit da Demokratie, und schaun, dass ma oiwei de Richtign wähln vorn hi. Dass uns bewusst werd – do glab i, bin i ned alloa, für die Freiheit miaßn hoid olle wos doa.“
Was ihm noch wichtig ist? „Zufriedenheit. Keiner kann glücklich sein, wenn er nicht zufrieden ist“, erklärt der Sonderdilchinger.
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Feine Beschreibungen, Beobachtungen und Empfindungen, auf Bairisch in Versform gegossen und angereichert mit einer großen Portion Humor und Ironie, die nie unter die Gürtellinie gehen – all das macht das Büchlein vom Hagn Schorsch zu einer erbaulichen Lektüre, nicht nur zur Weihnachtszeit.
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Das Buch gibt es zum Preis von 15,90 Euro bei Georg Hagn, Tel. 0 80 63 / 70 41, sowie in einigen Geschäften der Region, etwa bei Getränke Schima in Unterdarching.
Reinhold Schmid