Ein Dachboden voll mit Orgeln: Sixtus Lampl öffnet vierstöckige Schatzkammer im Alten Schloss
Sixtus Lampl hat es sich zur Aufgabe gemacht, ungeliebte Orgeln zu retten und ihnen im Orgelzentrum Valley ein neues Leben zu geben. Für die Heimatzeitung öffnet er den Dachboden des Alten Schlosses, wo rund 30 der Instrumente stehen.
Valley – Hinter dieser schnöden Brandschutztür verbirgt sich eine Schatzkammer. Defacto ist es der Dachboden des Alten Schlosses zu Valley aus dem späten 12. Jahrhundert. Aber seit der Kunsthistoriker und Musikwissenschaftler Sixtus Lampl das Anwesen von Autor Michael Ende übernommen und sich seit 1981 der Rettung ungeliebt gewordener Orgeln aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verschrieben hat, stehen hier wahre Schätze: etwa 30 der insgesamt 60 kompletten Orgeln, die hier im Orgelzentrum Valley gereinigt, wieder zusammengebaut, aufgestellt und bespielt wurden oder es in den nächsten Jahren werden sollen.
„24 Orgeln sind schon jetzt bespielbar“, erzählt Lampl, als er die Tür aufsperrt und jeder Besucher unwillkürlich ins Staunen kommt. Zehn weitere vom Speicher, wie die Orgel aus Brunneck in Südtirol mit ihrem prächtigen Ebenholzgehäuse, sollen in den Räumen des jetzigen Bauabschnitts aufgestellt werden. „Der Rest soll dann folgen, wenn wir das Orgelzentrum mit einem weiteren Bau komplettieren.“
Hier stehen die einzelnen Instrumente in Reih und Glied, sauber voneinander abgegrenzt, die Pfeifen, Wind- und Schleifladen akkurat geordnet. Vier Dachböden hat Lampl in den leeren Speicher hat einbauen lassen, der schon Michael Ende aufgrund seiner zauberhaften Atmosphäre zu der Speicherszene in der Unendlichen Geschichte inspiriert hat. Auf dem unteren Boden steht eine Weinmann Orgel aus Heidelberg. Außerdem die Orgel, die einst die Thomas Morus Kirche in München zum Klingen brachte, der Restaurierungsfall aus St. Pauli und Lampls ganz persönliche Herzens- und Lieblingsorgel aus der ehemaligen Klosterkirche von Schäftlarn.
Zu jeder Orgel weiß Lampl eine Geschichte zu erzählen
Diese romantischen Orgel aus dem Hause M. Maerz & Sohn und des vermerkten Nachfolgers Albert Schönle von 1910 ist versehen mit einer schwarzen Telefonwählscheibe, damit man von der Sakristei in Schäftlarn hinauf auf die Empore rufen konnte. An ihr hat Lampl das Orgelspiel als Bub und Schüler des Prägymnasiums gelernt.
Über den ideellen Wert hinaus ist das Instrument wegen seiner Luftkanal-Klappen-Technik und des Rokoko-Gehäuse besonders. Als man sie in 1990er Jahren aus der Klosterkirche hinausschmeißen und entsorgen wollte, hatte Lampl die Verantwortlichen gefragt, ob sie wahnsinnig seien. Und noch bei dem Rundgang erregt sich der passionierte Orgelfreund schimpfend und Kopfschütteln: „Das kann man doch nicht machen!“ Gerade an den romantischen Orgeln könne man sowohl den Charakter einer Metallpeife, als auch einer Holzpfeife und damit die Charakteristik der einzelnen Klangfarben einer Kompositionen herausarbeiten.
Zu jeder Orgel, die auf den vier Etagen liegen, kann Lampl erzählen, woher sie stammt, warum sie verstoßen wurde, wie sie nach Valley auf den Speicher kam und wo sie ruhen darf. Darunter ist beispielsweise von Orgel aus St. Martin des technischen Orgelbaugenies Johann Heinrich Koulen. Sie kann über Winddruck und Zungenpfeifen mit Messingblättern gesteuert werden.
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Lampl fesselt mit der anschaulichen Beschreibung der verschiedenen Orgeltechniken, wenn er die Teile nachgerade zärtlich aufnimmt und ihr Wirkweise und ihren Klang erklärt – so wie er es bei den Führungen durch das Orgelzentrum machen wird. Dass der stimmungsvolle Speicher dann auch begehbarer Teil des Museums wird, steht schon fest.
Bis es so weit ist, lagern hier neben den Orgelschätzen Zimbelsterne, eine sagenhafte Crescendo-Walze und ausrangierte, mit singenden und musizierenden Engeln bemalte Orgel-Gehäuse-Teile. Auch die riesige, historische Eisenbahn㈠anlage mit kniehohen Gebäuden und Figuren und Zügen, die einst die Kinder und Kindgebliebenen in Oberdarching lockte, ist hier untergebracht. Sie wird künftig den halben Speicher belegen, damit Kinder den Wert historischen Spielzeugs und Instrumente mit Spaß verstehen lernen. ak