Kommunalwahl Bayern 2026: Weyarner CSU führt Bürgermeisterkandidat durch die Hintertür ein
Ende des Kuschelkurses: Mit ihrem Antrag, einen Dritten Bürgermeister in Weyarn zu installieren, hat die CSU den Wahlkampf eingeleitet – und andere Fraktionen verärgert.
Betty Mehrer roch den Braten sofort: „Im Grunde wollt ihr doch nur jetzt schon jemanden als Bürgermeisterkandidat positionieren, und das ärgert mich“, sagte die SPD-Fraktionssprecherin vor der Abstimmung über den Antrag der CSU in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Die Gründe, die die CSU für die Einführung eines Dritten Bürgermeisters anbringt, nannte Mehrer „scheinheilig“.
Harte Worte in einem Gremium, der für harmonische Sachpolitik über Parteigrenzen hinweg bekannt ist. Doch schon im März 2026 ist Kommunalwahl, und die CSU sieht die Zeit gekommen, sich in Stellung zu bringen. Auch vor dem Hintergrund, dass Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) nach dem Ende dieser Legislaturperiode nicht mehr kandidieren wird.
Wöhr, der vor der Abstimmung Fairness in der Debatte anmahnte, stimmte für den Antrag – obwohl er in der Vergangenheit auch schon gegen die Fraktionsdisziplin verstoßen habe, wenn er anderer Meinung gewesen sei, wie er nach der Sitzung auf Nachfrage betonte. „Fakt ist: 13 Gemeinden im Landkreis haben einen Dritten Bürgermeister und Weyarn ist eine der wenigen, die keinen hat.“ Das Amt könne durchaus Sinn ergeben, so Wöhr. Dass bisher zwei Bürgermeister ausreichten, liege auch an der hohen Verfügbarkeit des Zweiten Bürgermeisters Franz Demmelmeier (SPD), mit dem er gut zusammenarbeite. Der jedoch konterte: „Ich fühle mich nicht überlastet, ich habe sogar noch Kapazitäten.“
CSU-Fraktionssprecher Albert Zinsbacher argumentierte, das Vorhandensein eines Dritten Bürgermeisters ermögliche einen „Wissenstransfer“. Der amtierende Bürgermeister könne vor seinem Abschied von der politischen Bühne „einen Jungen anlernen“ und damit die Verwaltung auf den Wechsel vorbereiten.
Nicht überzeugend fand das Anschi Hacklinger (Grüne): „Anlernen? Das kann man machen, wenn es sich um eine Firma handelt.“ Im Fall des Bürgermeisters stehe aber noch gar nicht fest, wer der Nachfolger sei. „Das ist noch immer eine demokratische Entscheidung.“ Die Gemeinderäte sollten sich gut überlegen, wofür sie stimmten. „Was gibt das für ein Bild bei den Weyarnern ab, wenn so getan wird, als würde das im Gemeinderat entschieden?“ Ihr Fraktionskollege Philipp Eikerling forderte gar, den Antrag zurückzuziehen, wenn die CSU die Stimmung im Gemeinderat nicht zum Kippen bringen wolle.
Mit Unverständnis reagierte auch Anian Rutz (UWG Goldenes Tal): „Die gleichen Leute, die 2020 gegen einen Dritten Bürgermeister waren, wollen jetzt einen etablieren. Da wird versucht, jemanden parteipolitisch in Stellung zu bringen.“ Dabei habe es keinen Sinn, jemanden einzuarbeiten, bei dem nicht klar sei, ob er das Amt überhaupt bekomme. „Man weiß ja noch nicht einmal, ob derjenige überhaupt in den Gemeinderat kommt“, meinte Rutz. Er geht davon aus, dass sich die Fraktionen nun beraten, ob und wen sie für das Amt des Dritten Bürgermeisters, den der Gemeinderat wählt, ins Rennen schicken. „Wobei das ja nur pseudo ist.“ Mit der Mehrheit, mit der die CSU ihren Antrag durchgeboxt habe, bringe sie auch ihren Kandidaten durch.
Bei diesem handelt es sich um Florian Holzmann-Penzenstadler (CSU). Das wurde bekannt, nachdem der Gemeinderat den Antrag mehrheitlich (10:7) angenommen hatte. Dass Holzmann-Penzenstadler nicht schon in der Sitzung gewählt wurde, lag daran, dass man auf Vorschlag von Mehrer die Wahl auf Januar verschob, damit die anderen Fraktionen Zeit haben, sich zu beraten. „Klar ist, dass es bei der Wahl 2026 nicht nur einen Bürgermeisterkandidaten geben wird“, betonte die SPD-Frau. Die Fraktionen dürften sich auch schon Gedanken gemacht haben, wen sie dann ins Rennen schicken. Mehrer erklärte auf Nachfrage, aus familiären Gründen nicht zu kandidieren. Dagegen erwägt Philipp Eikerling (Grüne) eine Kandidatur. Die UWG Goldenes Tal wird laut Rutz keinen eigenen Kandidaten präsentieren, „zumindest Stand jetzt“.