Sorge um Einzelhandel: Attenkirchen stellt sich gegen Einkaufszentrum in der Nachbargemeinde
Die Gemeinde Attenkirchen stellt sich gegen das in Nandlstadt geplante Einkaufszentrum im Gewerbegebiet Kitzberger Feld II. Der Bürgermeister schlägt stattdessen eine andere Lösung vor.
Attenkirchen – Die Gemeinde Attenkirchen blickt mit Bauchschmerzen auf die Pläne des Nachbarn Nandlstadt. Wie berichtet, will der Markt im Gewerbegebiet „Kitzberger Feld II“ ein neues Fachmarktzentrum errichten und dafür unter der Bezeichnung „Einzelhandel mit Gastronomie“ ein Sondergebiet ausweisen. In Attenkirchen fürchtet man negative Auswirkungen. Deshalb stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung, wenn auch mit knapper Mehrheit, Einwände gegen das Projekt zu erheben.
Bürgermeister sorgt sich um Einzelhandel
Die Abstimmung des Gremiums erfolgte im Zuge der obligatorischen Beteiligung der Nachbargemeinden bei der Aufstellung des Nandlstädter Bebauungs- und Grünordnungsplans. Fünf von neun Attenkirchener Räten sprachen sich dagegen aus. Wie Bürgermeister Mathias Kern dazu mitteilte, schlage man Nandlstadt stattdessen „eine interkommunale Zusammenarbeit zum Schutz des regionalen Einzelhandels und der regionalen Gastronomie“ vor.
Kritisiert wird von Attenkirchener Seite etwa, dass mit der Ausweisung des Sondergebiets ein Strategiewechsel im Sinne des mit den Nandlstädter Bürgern abgestimmten Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) verbunden ist. Statt einer Stärkung des historischen Marktkerns schaffe man sich praktisch selbst Konkurrenz auf der sogenannten „Grünen Wiese“. Laut Kern hat das auch Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden. Es sei eine Zunahme des Verkehrs zu erwarten, weil das Potenzial allein in Nandlstadt für einen Einkaufsmarkt dieser Größe nicht reiche. Das Projekt umfasst insgesamt 4000 Quadratmeter.

Vorgesehen sind neben einem Lebensmittelvollsortimenter und einen Discounter auch Drogeriemarkt, Getränkemarkt, Imbiss und Backshop mit Café. Einbußen des örtlichen Einzelhandels seien deshalb nicht auszuschließen, meint Kern. In der Darstellung seiner Gemeinde sind explizit die örtlichen Bäckereien Schindele und Gabelsberger, die Metzgerei Lehner, der Obst- und Gemüsenhandel Sellmeier, der Getränkemarkt Nieder sowie das Gasthaus Ostermeier in Gütlsdorf, die Trattoria Giuseppe und das Ristorante L‘Olive in Thalham genannt. All diese Betriebe würden durch die größere Konkurrenz und deren überregionale Ausrichtung auch preislich automatisch unter Druck gesetzt. Kern sieht hier eine existenzielle Gefährdung für die Betriebe.
Kern bemängelt fehlende Analysen
Auf FT-Nachfrage erklärte Kern: „Ich bin von Einzelhändlern angesprochen worden“. Als störend in dem Verfahren empfinde er, dass keine Verkehrsanalyse und keine Marktstudie gemacht worden seien. Seiner Meinung nach hätte eine genauere Untersuchung erfolgen müssen.
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Das „Tischtuch“ zwischen den beiden Nachbargemeinden sieht Kern durch die Einwendungen jedoch nicht zerschnitten. Er sei in ständigem Kontakt mit seinem Nandlstäder Kollegen Gerhard Betz und habe seine Haltung bereits im Vorfeld deutlich kommuniziert.

Betz steht der Kritik gelassen gegenüber. „Wir leben in einer Demokratie, und jeder, der Bedenken hat, kann diese geltend machen.“ Am Ende würden die Einwendungen abgewogen, die Vorgehensweise entsprechend begründet. Den Konkurrenzgedanken könne er nicht nachvollziehen. Große Märkte gebe es schließlich auch in andern umliegenden Gemeinden. Die Sache gehe jetzt seinen Gang, große Veränderungen an der Planung sehe er nicht.
Kritik an dem Fachmarktzentrum haben auch einige Nandlstädter Markträte geäußert.