Das Jagdgewehr, die Drohne und die Angel: Stephanie Wollena hat außergewöhnliche Hobbys
Sie jagt, sie angelt und sie rettet Tiere mit der Drohne. Die Hallbergmooserin Stephanie Wollena im Interview über ihre ungewöhnlichen Hobbys.
Hallbergmoos – Wenn Stephanie Wollena morgens zur Arbeit fährt, hat sie oft schon einen mehrstündigen Einsatz hinter sich. Die Wirtschaftsfachwirtin (38) und Marketing-Expertin des Mövenpick-Hotels in Hallbergmoos ist Fischerin, Jägerin und Drohnenpilotin, die sich der Rehkitzrettung verschrieben hat. Dem Freisinger Tagblatt erzählte sie im Interview, was den Reiz daran ausmacht, und warum der Fang selbst gar nicht so entscheidend ist.
Frau Wollena, Sie sind Fischerin und Jägerin. Was war zuerst?
Fischen. Mein Freund Sebastian Griese ist von Kindesbeinen an Fischer. Er war es, der mich dafür begeistert hat. Im März 2020 habe ich dann mit einem Fischerkurs begonnen, im Juni 2020 den Fischerschein erhalten. Dann habe ich mich gleich den Fischerfreunden angeschlossen und bin nun Co-Jugendleiterin und stellvertretende Schatzmeisterin.
Ist beim Fischen Nachhaltigkeit ein Thema?
Der Fischerjugend bringen wir als erstes bei, Müll einzusammeln. Natürlich den eigenen, aber auch das, was sie in der Natur vorfinden. In einer Fortbildung haben wir gelernt, wie man Material recycelt. Das wollen wir mit den Kindern und Jugendlichen jetzt machen. Einen Blinker (ein Köder, Anmerkung der Redaktion) kann man sich beispielsweise aus alten Löffeln bauen.
Stephanie Wollena: „Fischen ist wie ein Kurzurlaub“
Unter Ihrer Regie ist die Zahl der Jungfischer gestiegen?
Ich würde nicht sagen, dass es an mir liegt. Der Tag der Vereine, den die Gemeinde organisiert hat, hat uns viel Aufmerksamkeit und Zulauf beschert. In Begleitung dürfen Kinder übrigens schon ab 10 Jahren fischen, ab 14 Jahren darf man alleine fischen gehen, nach bestandener Prüfung kann man dann den Erwachsenenfischereischein beantragen und somit die Jahreskarte für Erwachsene.
Was begeistert Sie am Fischen?
Es einfach schön, draußen in der Natur zu sein. Es ist wie ein Kurzurlaub abends nach der Arbeit.
Kommt es auf den Fang an?
Man freut sich natürlich über einen schönen Fang. Es gibt aber auch Tage, wo ich es genieße, einfach nur still dazusitzen und in der Natur zu sein. Sonnenaufgänge oder Sonnenuntergänge inklusive.
Wie oft gehen Sie zum Fischen?
Das kann man nicht pauschal sagen, da gibt es keine Regelmäßigkeiten. Wenn’s Wetter passt, packen wir unsere Sachen und gehen raus. Mit der Jagd ist das Fischen etwas weniger geworden, weil man da auch viel nebenbei im Revier zu tun hat.
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Schon wieder lernen: Nach dem Fischereischein kommt der Jagdschein
Wie sind Sie zur Jagd gekommen?
Meinen Lebensgefährten hat’s schon länger interessiert. Wir haben den Schein dann 2022 gemeinsam gemacht. Wir sind also beide noch Jungjäger. Ich muss zugeben, dass ich anfangs nicht so gezogen haben. Hauptsächlich weil das hieß: schon wieder Lernen. Vor dem Büffeln für den Angelschein habe ich eine zweijährige IHK-Ausbildung zum Wirtschaftsfachwirt gemacht – neben der Arbeit im Abendstudium.
Die Jagd war früher eine reine Männerbastion. Wie erklären Sie es sich, dass immer mehr Frauen auf den Hochstand klettern?
Ganz am Anfang habe ich das Lernen für den Jagdschein als Wissenserweiterung gesehen, zusätzlich zu dem, was ich durch die Fischerei schon gelernt habe. Über die Lebenszyklen der Tiere, Kreisläufe in der Natur oder Bäume. Da erfährt man unwahrscheinlich viel. Während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass das wirklich eine interessante Sache ist. Manche mögen das anders sehen, aber für mich ist Jagen auch ein nachhaltiger Gewinn von Lebensmitteln.
Das erste Mal abdrücken – war’s schwierig?
Sicherlich macht man sich vorher viele Gedanken: Man will ja das Tier richtig ansprechen, wie man im Fachjargon sagt. Man beobachtet und überlegt, um welches Tier es sich handelt. Das dauert eine Zeit lang. Man besucht meist den gleichen Hochsitz, denn die Tiere sind standorttreu. Es geht nicht darum, Wild einfach zu erlegen. Es gibt genaue Abschusspläne, die helfen, den Bestand zu regulieren und das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten.
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Vom Jagen zur Kitzrettung
Sie sind außerdem Drohnenpilotin bei der Rehkitzrettung.
Ja, während der Jagdschule gab es eine Abfrage, wer proaktiv bei der Kitzrettung unterstützen möchte. Zunächst war ich Läuferin, die auf Zuruf des Piloten die Jungtiere im Gras aufgespürt hat. Im gleichen Jahr habe ich nach einem Online-Kurs das Drohnenzertifikat erworben und in meiner zweiten Saison als Drohnenpilotin gestartet.
Ist es schwierig, eine Drohne zu steuern?
Nein, eigentlich nicht. Jeder der schon mal mit dem Joystick ein Videospiel gespielt hat, sollte zurechtkommen. Bei mir ging’s ganz schnell. Die Karten und Routen programmiert man ja schon vorab am Computer. Die Drohne fliegt also meist automatisch. Nur an schwierigen Stellen, wenn Bäume oder Stromleitungen ins Feld hineinragen, greift man vor Ort aktiv ein.
Sind Ihre Hobbys mit Ihrer Arbeit vereinbar?
Bei der Kitzrettung werde ich sehr unterstützt von meinem Arbeitgeber. Wenn ich keinen Chef hätte, der da mitzieht, könnte ich das gar nicht machen. Oder ich müsste Urlaub nehmen. Ich habe einen typischen Bürojob, der zwischen 7 und 8 Uhr morgens beginnt. In der Kitzrettung klingelt der Wecker zwischen 3.30 und 4 Uhr. Je nachdem wie viel Hektar man abfliegen muss, dauert das entsprechend lang. Man hat ja nicht alle Felder in einer Ecke, sondern muss verschiedene Orte zur Wiesenmahd anfahren. Da kann es passieren, dass man erst um 10 oder 11 Uhr in der Arbeit ist.
Was machen Sie im Urlaub – geht’s zum Fischen und Jagen?
Tatsächlich freue ich mich auch mal auf zwei Wochen Strandurlaub, den wir einmal im Jahr machen. Wenn wir ein paar Tagen frei haben, verbringen wir den Kurzurlaub schon mal am Weiher –mit Klappliegen unter freiem Himmel. Oder wir gehen Wandern in die Berge.
Gut zu wissen: Wer die Rehkitz-Rettung des Jagdschutzvereins Freising Stadt und Land e.V. unterstützen will, findet alles Wissenswerte auf der Homepage des Vereins: www.jagd-freising.de.
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