Vom Taekwondotrainer zum TV-Experten

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Das eingespielte Duo: Reinhard Langer (rechts) wird bei seiner Arbeit für Eurosport vom langjährigen Kommentator Harry Weber unterstützt. Ab morgen beginnen in Paris die Taekwondo-Wettkämpfe. © privat

Reinhard Langer vom ASV Dachau hat sein Leben dem Taekwondo verschrieben. Als Kämpfer holte er viele Titel und auch als Trainer war er erfolgreich. Als TV-Experte kommentiert er ab morgen die Olympischen Spiele in Paris.

Dachau/Paris – Leicht vorgebeugt und mit konzentriertem Blick sitzt Reinhard Langer vor dem Monitor. Vor ihm auf dem Tisch liegen Notizblock, Stift und Tablet – die wichtigsten Arbeitsmaterialien für einen Kommentator. Aufmerksam verfolgt er den Taekwondo-Finalkampf zwischen der Kroatin Matea Jelic und der Britin Lauren Williams bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. Das große schwarze Headset mit Mikrofon sitzt locker auf seinem Kopf. Mit leicht erhobener Stimme erklärt er den Zuschauern und seinem Kommentatoren-Kollegen Harry Weber die Feinheiten der Taekwondo-Technik.

Der 63-jährige Langer wurde 2021 erstmals vom Sportsender Eurosport angefragt, die Olympischen Spiele in Tokio als Kommentator und Experte für die koreanische Kampfsportart Taekwondo zu begleiten. Auf Empfehlung des Deutschen Taekwondo-Verbandes war man damals auf den dreifachen Europameister aufmerksam geworden. „Als ich den Anruf bekam, musste ich nicht lange überlegen und habe sofort zugesagt“, erzählt er.

Und das, obwohl er zuvor noch nie live kommentiert hatte. Doch das Zusammenspiel mit Co-Kommentator Harry Weber funktionierte hervorragend. Der Sender war mit den beiden mehr als zufrieden. Deshalb wird Langer auch in diesem Jahr die insgesamt acht Medaillenentscheidungen bei den Olympischen Spielen in Paris in den verschiedenen Gewichtsklassen der Frauen und Männer kommentieren. Am kommenden Samstag, 10. August, wird dann auch die einzige deutsche Athletin, Lorena Brandl, in der Gewichtsklasse +67 Kilogramm an den Start gehen.

Viele Titel als Taekwondo-Kämpfer

Als Kämpfer konnte Reinhard Langer zahlreiche Titel gewinnen. Er war dreimal Europameister und nahm als Athlet an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul teil.
Als Kämpfer konnte Reinhard Langer zahlreiche Titel gewinnen. Er war dreimal Europameister und nahm als Athlet an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul teil. © privat

Der Fürstenfeldbrucker blickt selbst auf eine eindrucksvolle Kämpferkarriere zurück. Während seiner aktiven Zeit wurde er dreimal Europameister und gewann zahlreiche weitere nationale und internationale Titel. Er nahm fünfmal an Weltmeisterschaften und insgesamt dreimal an Olympischen Spielen teil – sowohl als Athlet als auch als Trainer – und bestritt zahlreiche hart umkämpfte Duelle gegen die Weltelite.

Seit 2020 leitet er eine eigene Taekwondo-Abteilung beim ASV Dachau und fördert dort zahlreiche talentierte und aufstrebende Kämpferinnen und Kämpfer. Zuvor war er viele Jahre beim TSV 1865 Dachau.

Dass es als Kommentator wichtig ist, die Zuschauer auch in den Pausen mit Anekdoten oder Fachwissen zu unterhalten und knifflige Situationen schnell und für Laien verständlich zu erklären, wusste Langer schon vorher. „Aber am Anfang war das schon etwas ungewohnt für mich. Ich musste oft vier Stunden am Stück sprechen, ohne genau zu wissen, wann wir eigentlich live auf Sendung sind“, erzählt er. Gleich am ersten Tag gab es zudem Tonprobleme, da sein Headset nicht funktionierte. „Wir haben das dann so gelöst, dass ich mir Notizen von den Kämpfen gemacht habe und Harry Weber diese beim Kommentieren eingebaut hat“, erklärt der ehemalige Olympia-Teilnehmer.

Trockene Fakten und echte Emotionen

Trotz seiner Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in Tokio verspürt Reinhard Langer erneut leichte Nervosität, wenn er daran denkt, die Wettkämpfe live kommentieren zu müssen. „Schließlich hat man bei einer solchen Übertragung nicht viel Zeit. Ich muss Situationen in Sekundenbruchteilen erkennen und mir genau überlegen, welche Szene ich kommentiere und wo ich lieber nichts sage“, erklärt er.

Aber auch der Unterhaltungsfaktor spielt eine entscheidende Rolle. „Wir sind vom Sender dazu angehalten, Emotionen in die Kämpfe einzubringen. Und natürlich soll auch der Humor nicht zu kurz kommen“, sagt Langer. Sein großer Vorteil dabei: Er kennt die Anspannung, die Freude, die Emotionen und den Stolz der Sportler nur zu gut.

Die Übertragung der Vorkämpfe beginnt morgen Vormittag. Ab dann will Langer mit seinem Fachwissen und seiner langjährigen Erfahrung als Sportler und Trainer Taekwondo verständlich, interessant und spannend kommentieren.

Die ersten Achtelfinalkämpfe starten am kommenden Donnerstag, 8. August, um 9 Uhr auf Eurosport.

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