Russland bombardiert ukrainische Gasspeicher: Folgen für Europas Energieversorgung möglich
In der Ukraine sind Europas größte Gasspeicher unter russischem Beschuss. Putins Angriffe bedrohen damit nicht nur die ukrainische Energieversorgung.
Kiew – Die Ukraine verfügt über die größten Gas-Speicher Europas. In Putins Krieg scheint auch dieser Teil der ukrainischen Infrastruktur nun zum Angriffsziel geworden zu sein. Die jüngsten russischen Angriffe führten im ukrainischen Energiesystem zu nachhaltigerer Zerstörung, als es zuvor der Fall war, berichtet Politico. Die Schäden seien immens und die langen Reparaturzeiten werden nicht nur für die Ukraine Folgen haben. Auch die europäische Energieversorgung könnte von den Auswirkungen in Zukunft betroffen sein.
Um die EU-Staaten ausreichend mit Energie versorgen zu können und eine Energiekrise zu vermeiden, setzten die Staaten im vergangenen Winter unter anderem auf die unterirdischen ukrainischen Gasspeicher. „Die Ukraine spielt in diesem Winter eine Schlüsselrolle für die Sicherheit der Gasversorgung Mittel- und Osteuropas“, sagte Natasha Fielding, Leiterin der europäischen Gaspreisgestaltung der Argus Media Preisberichtsagentur, Financial Times zufolge im Januar 2024. Diese Schlüsselrolle scheint durch Putins Angriffe in Gefahr.

Die Reparaturen der jüngst durch russische Angriffe verursachten Schäden könnten Jahre lang dauern, berichtet Politico. Russland hat demzufolge im Ukraine-Krieg zuletzt zwei Standorte beschossen, die mit dem unterirdischen Erdgasspeicher verbunden sind.
Russlands Angriffe auf Energienetz der Ukraine: Bedrohung für Europa
Im vergangenen Winter sollen europäische Energieversorger in der Ukraine Milliarden Kubikmeter Treibstoff für den Fall akuter Engpässe eingelagert haben. Dabei sei es besonders darum gegangen, überschüssiges Gas zu lagern. Das Gas hätten die europäischen Händler anderenfalls zu Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro verkaufen müssen, berichtet Politico. Nun bleibt die Frage nach Alternativplänen der EU-Staaten für den kommenden Winter.
Energiekonzerne aus Deutschland, Norwegen und Frankreich planen Gas in der Ukraine zu speichern
Die Angriffe verdeutlichen das potenzielle Risiko für die ukrainischen Gasspeicher und die europäischen Staaten, sollten deren Gasspeicherkapazitäten im Sommer ausgeschöpft sein, schreibt das Nachrichtenportal Bloomberg. Das staatliche ukrainische Unternehmen Naftogaz habe erst kürzlich Gespräche mit der deutschen RWE AG, der norwegischen Equinor ASA sowie den französischen TotalEnergies SE und Engie SA geführt, über die Lagerung von Gas in den ukrainischen Speichern.
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Dem ukrainischen Unternehmen zufolge, biete die Ukraine den Händlern im Jahr 2024 bis zu 10 Milliarden Kubikmeter ihrer Erdgasspeicherkapazität an, berichtet Bloomberg. In der Vergangenheit habe der Deal europäischen Händlern und Energiekonzernen dabei geholfen, die Gaspreise niedrig zu halten und das Wiederauffüllen der eigenen Lager zu erleichtern, berichtete die Financial Times.
Gas-Expertin über Speicher in der Ukraine: „Die Ukraine hat Europa den Arsch gerettet“
Das meiste Gas aus den ukrainischen Speichern soll Polen erhalten haben. Das Land habe mehr als die Hälfte des aus den ukrainischen Lagerstätten entnommenen Gases genutzt. Der Rest sei an Moldawien, der Slowakei und Ungarn gegangen.
Die Gasexpertin beim Rohstoffinformationsunternehmen ICIS, Aura Sabadus, sagte gegenüber Politico: „Die Ukraine hat Europa den Arsch gerettet.“ Gas wurde unter anderem aus Ländern wie Ungarn und der Slowakei eingelagert. Dass die Ukraine somit das meiste Gas aus Staaten eingelagert haben soll, „die sich gegen Hilfslieferungen an die Ukraine aussprechen“, nannte Sabadus „eine Tragödie“.
Aufgrund der massiven russischen Angriffe und um die drohende Krise für die ukrainische Energieversorgung und damit die Menschen im Land abzuwenden, appelliert Wolodymyr Selenskyj bereits seit Wochen mit Nachdruck an die westlichen Verbündeten. Der ukrainische Präsident forderte die Staaten mehrfach auf, mehr Waffen zur Abwehr der russischen Luftangriffe zu liefern. (pav)