Nach acht Jahren erstmals wieder auf der Asambühne: „Wir sind uns begegnet wie zwei alte Freunde“
Freisings Kulturtempel in der Innenstadt, das Asam, öffnet seine Türen gerne auch für Kinder. Jüngst hatte der Räuber Hotzenplotz ein Gastspiel. Mit auf der Bühne stand bei dem Tourneetheater ein waschechter Freisinger, der schauspielerisch im Asam einst das Laufen gelernt hat.
Freising – Zeit für Wunder“ ist das Programmheft für die Spielzeit 2024/25 des Asam überschrieben, dem ersten seit der Wiedereröffnung. Und in den Kategorien Theater, Musik, Tanz und Erlebnis spielen auch diejenigen eine große Rolle, die wohl an Wunder glauben: Kinder. Dass der Plan von Kulturamtsleiter Markus Bader aufgeht, dass die Entscheidung, das Asam regelmäßig für die Jüngsten zu öffnen goldrichtig ist, zeigt sich schon jetzt. Im Asam hat das kulturelle Leben wieder Einzug gehalten – auch für Kinder und Jugendliche. Räuber Hotzenplotz, Pipi Langstrumpf, Pinocchio etwa sind Theaterstücke für die Kleinen, „Good Morning, Boys and Girls“ und „Löwenherzen“ Inszenierungen für Heranwachsende.
Kürzlich machte ein Freisinger auf der Asambühne Halt, der genau hier die ersten schauspielerischen Schritte gemacht hat. Stephan Leitmeier stand mit der Inszenierung von „Der Räuber Hotzenplotz“ des Kleinen Theater Haar nach acht Jahren erstmals wieder im Asam auf der Bühne. Leitmeier hat mittlerweile seine Passion zum Beruf gemacht, spielte etwa in der Comödie Fürth an der Seite von Heißmann & Rassau, ist ab Ende November in der Komödie im Bayerischen Hof mehrere Monate zu sehen, hatte ein Engagement am Ohnsorg-Theater Hamburg. Das FT hat sich mit dem Schauspieler über sein Gastspiel in Freising unterhalten, die Rückkehr an seine allererste Wirkungsstätte.
Zum ersten Mal nach acht Jahren wieder auf der Asambühne: ein gutes Gefühl?
Ja, absolut! Es war einfach großartig, nach so langer Zeit wieder im Asam aufzutreten. Diese Bühne hat für mich eine besondere Bedeutung, da ich dort gefühlt meine halbe Kinder- und Jugendzeit verbracht habe und ich jeden Winkel kenne. Ich habe nach dem Schultheater mit 14 Jahren angefangen bei der Laienbühne Freising zu spielen und dort meine ersten schauspielerischen Erfahrungen gemacht. Es<SU>hat sich komisch angefühlt, als das Theater geschlossen wurde, und oft bin ich in den vergangenen Jahren mal vor der Baustelle stehengeblieben, habe es mir angeschaut und zurückgedacht. Jetzt ist es zum Glück wieder offen, und es war sofort wieder vertraut. Wir sind uns begegnet wie zwei alte Freunde – wir haben uns beide verändert und sind doch auch dieselben!
Und dann gleich vor dem kritischsten Publikum, das es gibt: Kinder. Was macht es so besonders, für den Nachwuchs zu spielen?
Kinder sind ein außergewöhnliches Publikum. Sie sind ehrlich, direkt und lassen sich von der Magie eines Stücks richtig mitreißen, wenn es sie fesselt. Für sie zu spielen bedeutet, dass man sofort ein Feedback bekommt – sie reagieren unmittelbar auf das, was sie auf der Bühne erleben und lassen sich nicht beeinflussen. Sie rufen oft laut in die Vorstellung rein und fiebern richtig mit. Das darf einen natürlich nicht irritieren – im Gegenteil, man muss diese Energie aufgreifen und ins Spiel einfließen lassen. Bei „Hase und Igel“ am Ohnsorg-Theater zum Beispiel haben wir meistens drei Vorstellungen am Tag gespielt. Das ist sehr herausfordernd und anstrengend, aber auch unglaublich bereichernd. Man spürt sofort, wenn man die Kinder erreicht. Das macht jede Vorstellung besonders.
Das Stück wurde so adaptiert, dass Sie mit Ihrer vertrauten Bühnenpartnerin Leonie Fuchs, mit der sie 2021 in Freising zusammen auf der Sommerwunder-Bühne standen, wieder zusammen spielen. Aus Seppel wurde für Ihre Schauspielkollegin Gretel. Wie kam’s dazu?
Leonie und ich haben uns 2019 auf einer Tournee kennengelernt und die Chemie hat sofort gestimmt. Nachdem wir mit dem Zwei-Personen-Stück „Gretchen 89ff.“ erneut gemeinsam auf Tournee waren, habe ich mich gefreut, dass wir auch in dieser Produktion wieder zusammen spielen. Die Idee, aus Seppel eine Gretel zu machen, kam von unserem Regisseur Winfried Frey. Da in der ursprünglichen Fassung außer der Großmutter und der Fee Amarylis keine weiblichen Figuren vorkommen, ist es großartig, dass durch Gretel auch Mädchen eine pfiffige Identifikationsfigur bekommen, die sich meiner Meinung nach perfekt in die Geschichte einfügt. Der Wechsel von der Kasperlmütze zu den Gretelzöpfen wurde von den Kindern nie hinterfragt. Geschlechter spielen quasi keine Rolle und die Reaktionen der Kinder zeigen, dass dieser Ansatz aufgeht.
Was macht das Stück sonst noch besonders? Die Kleinen waren ja von der ersten bis zur letzten Sekunde mit vollem Einsatz dabei.
Ich finde, dem Kleinen Theater Haar, das das Stück produziert hat, ist eine zeitgemäße und frische Inszenierung mit viel Liebe zum Detail gelungen, die den Klassiker respektiert. Besonders die Livemusik und Geräusche verstärken die Atmosphäre und geben der Aufführung eine ganz besondere und lustige Note. Qualitatives Theater für Kinder – ich halte das für sehr entscheidend, weil es die Kinder nicht nur unterhält, sondern ihre Fantasie weckt, ans Theater heranführt und hoffentlich nachhaltig dafür begeistert.
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Zurück zum Asam: Was ist neu, was ist anders, was ist besonders?
Alles ist irgendwie neu und anders und doch blieb zum Glück der unverwechselbare und einzigartige Charakter des Theaters erhalten. Besonders gut gefällt mir die neue Helligkeit im Saal, die noch mehr die opulente Decke in den Fokus rückt. Aber auch das Foyer, die Künstlergarderoben und alles andere ist mehr als gelungen. Kurz: Das ganze Haus ist wirklich wahnsinnig schön geworden. Die moderne Bühnentechnik und den royalen neuen Vorhang – das alles braucht ein Theater natürlich. Aber worauf es ankommt ist am Ende das, was sich auf den Brettern abspielt.
Sind Sie denn zufrieden mit dem, was sich auf Freisings Brettern abspielt?
Das hervorragende Programm und das erste Spielzeitheft, das der Kulturamtsleiter Markus Bader mit seinem Team zusammengestellt hat, das finde ich vor allem neu, anders und besonders. Ein riesiger und unschätzbarer Gewinn für unser Freisinger Kulturleben. Ich kann wirklich jeden nur ermuntern sich etwas anzuschauen!
Wann kommen Sie wieder auf die Asambühne?
Ich spiele ab November jetzt erstmal in München an der Komödie im Bayerischen Hof und werde dann spätestens ab dem 18. Februar 2025 wieder im Asam auf der Bühne stehen bei der ersten Asam-Eigenproduktion „Good Morning, Boys and Girls“.