Die Ickinger Historikerin und Journalistin Dr. Sybille Krafft ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Ihr Name ist untrennbar mit dem Badehaus in Wolfratshausen-Waldram verbunden.
München/Icking – Im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister, Markus Blume, der Ickingerin Dr. Sybille Krafft das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Blume hob bei der Auszeichnung im Staatstheater am Gärtnerplatz in München das Engagement der Journalistin und Buchautorin, deren Name untrennbar mit der Dokumentationsstätte Badehaus in Waldram verbunden ist, für die Erinnerungskultur im Freistaat hervor. Krafft sei eine „Brückenbauerin“.
Kampf gegen Abbrissbagger und das Vergessen: „Brückenbauerin“ bekommt das Bundesverdienstkreuz
Die promovierte Historikerin, geboren 1958 in München, arbeitet seit 1983 als Autorin beim BR und war federführend bei vielen Dokumentationen und TV-Beiträgen zum Thema Denkmalschutz in Bayern. Mehr als 20 Jahre stand Gründungsmitglied Krafft an der Spitze des Historischen Vereins Wolfratshausen, sensibilisierte die Öffentlichkeit für die Geschichte der Loisachstadt und setzte sich mit Nachdruck für den Erhalt von historisch wertvollen Gebäuden im Isartal ein. Auch der Historienpfad in Wolfratshausen geht auf eine Initiative der Ickingerin zurück.
Sie scheut auch nicht vor klaren Worten, wenn historisches Kulturgut vernachlässigt wird.
2017 bekam sie die Bayerische Denkmalschutzmedaille verliehen. Krafft verstand diese Auszeichnung nicht nur als Würdigung, sondern als Ansporn, sich weiter hartnäckig einzumischen: „Man kann doch nicht nichts tun, wenn die Zeugnisse der Vergangenheit zerstört werden sollen.“ Der damalige Kultusminister Ludwig Spaenle bescheinigte Krafft in seiner Laudatio: „Sie scheut auch nicht vor klaren Worten, wenn historisches Kulturgut vernachlässigt wird.“
Krafft stieß 2012 das Mammutprojekt Badehaus in Waldram an
Als im Jahr 2012 der Abriss des Badehauses im Wolfratshauser Stadtteil Waldram eigentlich schon beschlossen war, stieß Krafft ein Projekt an, das inzwischen als ihr Lebenswerk bezeichnet werden kann: Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen gründete sie den Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“. Das Gebäude am Kolpingplatz wurde 1940 von den Nationalsozialisten für Beschäftigte und Zwangsarbeiter der nahegelegenen Munitionsfabrik gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb die US-Armee ein Lager für jüdische Displaced Persons – bis zu 6000 Überlebende des Holocaust. Die nutzten das Gebäude und errichteten im Keller eine Mikwe.
Das Kraftfeld für den Erinnerungsort ist die hoch angesehene promovierte Historikerin Frau Dr. Krafft.
Was als unmöglich erschien, gelang: Das Badehaus blieb stehen, gut 55.000 Arbeitsstunden investierten die Ehrenamtlichen – und fast 185.000 Euro Eigenmittel sowie Spenden. Heute ist die Dokumentationsstätte laut Verein „ein lebendiger Ort der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens“. Mehr als 17.000 Besucher zählte das Badehaus seit seiner Eröffnung, der Verein bekam unter anderem den Brückenbauer-Preis der SPD-Landtagsfraktion, den „Obermayer Award“, den Bürgerpreis der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen und den Kulturpreis „Der Grüne Wanninger“, ausgelobt von der Bezirkstagsfraktion der Grünen.
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Mehrfach besuchte Bayerns ehemaliger Ministerpräsident und Wolfratshauser Ehrenbürger, Dr. Edmund Stoiber, die Dokumentationsstätte. Dabei betonte er: „Das Kraftfeld für den Erinnerungsort ist die hoch angesehene promovierte Historikerin Frau Dr. Krafft.“ (cce)
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