Selenskyj bei Miosga: Ukraine-Präsident warnt vor drittem Weltkrieg - „Die Waffen werden euch kaum helfen“

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Selenskyj bei Miosga: Ukraine-Präsident warnt vor 3. Weltkrieg – „Die Waffen werden euch kaum helfen“

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Der ukrainische Präsident Selenskyj zu Gast bei Caren Miosga in der ARD. © Screenshot ARD

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war am Sonntag bei Caren Miosga in der ARD zu Gast. Neben viel Lob hagelte es auch Kritik.

Berlin – Vor einer Woche übernahm Caren Miosga den ehemaligen Sendeplatz von Anne Will und hatte in ihrem Debüt-Talk den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz zu Gast. In der zweiten Ausgabe war mitten im Ukraine-Krieg der Präsident Wolodymyr Selenskyj ihr Gesprächspartner. Der ukrainische Präsident dankte für die kontinuierliche Hilfe der Bundesrepublik, ließ aber auch durchblicken, dass eine konsequentere Russlandpolitik in der Vergangenheit möglicherweise die Konflikte der Gegenwart verhindert hätte. Die könnten, so Selenskyj, im schlimmsten Fall in einem Dritten Weltkrieg gipfeln.

Selenskyj warnt bei Miosga in der ARD: „Putin nicht nur für die Ukraine eine Bedrohung“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat nach Meinung Selenskyjs die Absichten und Ziele von Kremlchef Wladimir Putin inzwischen klar erkannt. „Er hat verstanden, dass Putin nicht nur ein Name ist, sondern eine Bedrohung, und nicht nur eine Bedrohung für die Ukraine“, sagte Selenskyj in der ARD-Talkshow. „Ich glaube, er spürt, dass Russland näher an Deutschland heranrückt, wenn wir nicht durchhalten.“

Ob und wann dies geschehe, welchen Nato-Staat es als ersten treffen werde, könne er nicht sagen, meinte Selenskyj weiter. „Aber mir scheint, dass der Bundeskanzler dieses Risiko begreift, und das ist definitiv der Dritte Weltkrieg.“ Somit habe Scholz die Risiken verstanden. „Olaf hat gespürt, dass er nicht nur Bundeskanzler ist, sondern einer der Leader im heutigen Europa“, bekräftigte der ukrainische Präsident.

„Die Waffen werden euch dann kaum helfen“: Selenskyj wird bei Miosga über Kriegseskalation deutlich

Selenskyj bedauerte allerdings auch einmal mehr, dass Deutschland nicht bereit ist, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Dafür nahm er jedoch nicht Scholz in die Verantwortung, wollte aber weder Details noch Hintergründe zu dieser Einschätzung nennen. Die Entscheidung des Bundestags, der die Lieferung mehrheitlich abgelehnt hatte, sei ein klares Signal gewesen. Doch er hoffe auf eine neue Entscheidung.

Auch auf die Aussage des Verteidigungsministers Boris Pistorius, dass Deutschland auch an seine eigene Verteidigungsfähigkeit denken müsse, ging Selenskyj in der ARD ein. „Die Waffen werden euch dann kaum helfen. Das ist ein anderer Krieg, das sind andere Menschen, Russland ist völlig anders“.

Selenskyj über Kriegsdienstverweigerer aus der Ukraine: Nicht mit Druck zurückholen

Auch wenn er sie gerne zu Hause sehen würde, will der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die ins Ausland geflüchteten Wehrdienstverweigerer nicht mit Druck zurückholen. Er fordere daher auch Bundeskanzler Olaf Scholz nicht dazu auf, diese Menschen in die Ukraine zurückzuschicken. „Ich rufe definitiv nicht Olaf Scholz zu: Bringe sie schnell zurück“, sagte er. „Wir leben in einer demokratischen Welt.“

Was die Ukraine mit Blick auf Wehrdienstverweigerer brauche, sei ein „funktionierendes Gesetz”. Dies sei gegenwärtig in Vorbereitung. Er persönlich wünsche sich, dass diese Menschen zurückkehrten, schon aus Gründen der Gerechtigkeit. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor knapp zwei Jahren waren Hunderttausende Ukrainer ins Ausland geflohen, viele von ihnen nach Deutschland. Unter ihnen befinden sich auch Männer im wehrfähigen Alter.

Selenskyj erklärt bei Miosga: Er würde auch mit Trump reden

Zu einem möglichen Personalwechsel im Weißen Haus in Washington nach den Präsidentschaftswahlen im Herbst wollte sich Selenskyj nicht konkret äußern. „Das Leben birgt viele Überraschungen“, sagte er zu der bevorstehenden Entscheidung der Amerikaner zwischen Amtsinhaber Joe Biden und voraussichtlich dem früheren Präsidenten Donald Trump. „Ich werde mit ihm sprechen“, sagte er zu der Aussicht auf einen Wahlerfolg Trumps. Sollte Trump seine Formel umsetzen, er könne einen Frieden innerhalb von 24 Stunden herbeiführen, sagte Selenskyj, dann „werde ich ein sehr glücklicher Präsident sein“. (chel mit dpa)

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