Platz für Wohnungen: Grüne wollen altes Lenggrieser Krankenhaus retten
Steht der Neubau des Pflegeheims, soll das bestehende Heim in Lenggries abgerissen werden. Der Ortsverband Isarwinkel der Grünen setzt sich nun aber für einen fordert Umbau zu Wohnungen ein.
Lenggries – Kräftig gebaut wird seit gut einem Jahr am neuen Pflegeheim, schließlich sollen die 90 Plätze im Sommer 2025 bereitstehen. Sobald der Neubau fertig ist, ziehen auch die Bewohner des benachbarten Kreispflegeheims um. Danach soll das alte Heim abgerissen werden. So ist derzeit zumindest die Beschlusslage. Nicht gut findet das der Ortsverband Isarwinkel der Grünen. Sie wollen sich für die Rettung des alten Krankenhauses einsetzen. „Anstelle eines geplanten Abrisses soll das ortsbildprägende Gebäude modernisiert und zu bezahlbarem Wohnraum umgestaltet werden. Diese Maßnahme trägt nicht nur zur Bewahrung der historischen Bautradition bei, sondern ist auch eine nachhaltige und kostengünstige Alternative zu einem Neubau“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Es ist essenziell, dass wir dieses Gebäude erhalten und gleichzeitig den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Konkret geht es nicht um den erst später hinzugekommenen Erweiterungsbau, der dem Neubau am nächsten steht, sondern um das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das bis 1975 als Gemeindekrankenhaus diente und an den Verbindungsbau neben dem Haus der Senioren anschließt. „Das ehemalige Krankenhaus ist nicht nur ein bedeutendes Stück Lenggrieser Geschichte, sondern auch ein emotionaler Ankerpunkt für viele ältere Bürgerinnen und Bürger“, sagt Sibylle Reuter, Sprecherin des Ortsverbands Isarwinkel. „Es ist essenziell, dass wir dieses Gebäude erhalten und gleichzeitig den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum schaffen.“
Grüne nennen Abriss „großen Verlust für die Gemeinde“
Die Bedeutung des Gebäudes für das historische Ortsbild sei unverkennbar, so Reuter, die früher als Architektin arbeitete. Das sieht Parteikollege Klaus Hanus ähnlich. „Modernisierung ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch wirtschaftlich sinnvoller als ein vollständiger Neubau“, ist er überzeugt. „Durch den Erhalt und die Umnutzung des Krankenhauses können wir bezahlbaren Wohnraum schaffen und gleichzeitig das historische Erbe Lenggries’ bewahren.“ Für Werner Hüttl ist das „Gebäude ein integraler Bestandteil des Ortsbilds und seiner Geschichte. Ein Abriss wäre ein großer Verlust für unsere Gemeinde.“
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Vielen Lenggriesern sei gar nicht bewusst, dass geplant sei, den Altbau abzureißen, ist Reuter überzeugt. Daher sei es nun wichtig, einen Diskussionsprozess in Gang zu setzen, „bevor irreversible Entscheidungen getroffen werden“. Die Grünen laden daher am Mittwoch, 18. September, zu einem Grünen Tisch zu diesem Thema ein. Beginn ist um 19 Uhr im „Altwirt“. Hier sollen alle Aspekte des Projekts besprochen werden. Zudem gebe es die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Ideen einzubringen.
Bürgermeister sieht den Vorstoß skeptisch
Vergangene Woche brachte Reuter ihre Idee auch schon Bürgermeister Stefan Klaffenbacher nahe. Der sieht den Vorstoß skeptisch. Man habe den Bestand untersuchen lassen. Eine Generalsanierung koste in etwa 80 bis 85 Prozent eines kompletten Neubaus, gibt er zu bedenken. „Außerdem handelt es sich hier um ein Sondergebiet Altenheim. Da kann man nicht alles machen“, sagt er.
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Auf jeden Fall abgerissen werden muss der neuere Anbau ans Krankenhaus – schon allein aus Brandschutzgründen. Er steht zu nah am neuen Heim. Übrig bleibt aber immer noch ein Komplex mit 400 Quadratmetern Grundfläche. „Wir sind hier in etwa bei der Kubatur vom Gasthof Post“, sagt Klaffenbacher. Das historische Gebäude hatte die Gemeinde gekauft, aufwendig saniert und in Kindergarten, Mehrzwecksaal, eine Arztpraxis und zwei Wohnungen umgewandelt. Rund 8 Millionen Euro hatte die Kommune hier investiert, 3,3 Millionen gab es als Fördermittel. Mit Letzteren sei aber bei einem Umbau des alten Krankenhauses nicht zu rechnen, gibt der Bürgermeister zu bedenken.
Personalwohnungen sind an der Kaserne geplant
Dass Personalwohnungen wichtig sind, das stellt Klaffenbacher gar nicht in Abrede. Aber auch dafür habe die Gemeinde ja einen Plan. Entstehen soll günstiger Wohnraum auf dem Kasernenareal. Auch dort besitzt die Gemeinde große Gebäude und Flächen. Die ersten Weichenstellungen für die Entwicklung in diesem Bereich hat der Gemeinderat heuer vorgenommen (wir berichteten).