Mini-Schlaganfall: Er könnte der Grund für Müdigkeit sein - wie Sie ihn erkennen
Er nennt sich stiller „Mini-Schlaganfall“ und ist keineswegs so harmlos, wie er klingt. Dänische Forscher haben herausgefunden, dass Betroffene bis zu einem Jahr lang unter ständiger Müdigkeit leiden.
Das ist ein „Mini-Schlaganfall“
Fachleute sprechen von transitorischer ischämischer Attacke, kurz TIA. Sie gilt als Warnschuss vor einem Schlaganfall. Dabei ist die Blutzufuhr zum Gehirn kurzzeitig blockiert. Schlaganfälle sind mit 270.000 Fällen pro Jahr in Deutschland eine häufige Krankheit, bei einem Drittel aller Fälle ist eine TIA vorausgegangen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) schätzt, dass hierzulande pro Jahr rund 95.000 Menschen einen „Mini-Schlaganfall“ erleiden.
Auch wenn die Symptome innerhalb kurzer Zeit von allein wieder verschwinden, sollte Betroffenen klar sein, „dass eine TIA nicht ‚nichts‘ ist“, betont Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.
Sie macht sich mit neurologischen Anzeichen bemerkbar und bleibt dennoch oft unbeachtet, weil sie eben schnell vergeht. „Menschen mit einer transitorischen ischämischen Attacke können Symptome wie ein herabhängendes Gesicht, Armschwäche oder undeutliche Sprache aufweisen, die innerhalb eines Tages abklingen“, erklärt Boris Modrau, Professor für Neurologie am Universitätsklinikum Aalborg in Dänemark und Hauptautor der Studie. „Einige berichteten jedoch von anhaltenden Problemen wie verminderter Lebensqualität, Denkproblemen, Depressionen, Angstzuständen und Müdigkeit.“ Die Studie wurde in „Neurology“, der medizinischen Fachzeitschrift der American Academy of Neurology, veröffentlicht.
Warum TIA zu Müdigkeit führen kann
Dass eine TIA zu Müdigkeit führt, kann an unterschiedlichen Faktoren liegen. Das Gehirn muss die vorübergehende Unterbrechung des Blutflusses kompensieren. Außerdem muss es nach einem „Mini-Schlaganfall“ härter arbeiten. Das heißt, es braucht mehr Energie, was wiederum zu anhaltender Müdigkeit führen kann.
Das bedeutet, dass gar nicht alle Symptome schnell wieder verschwinden. Die Studie begleitete ein Jahr lang 354 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren, die einen leichten Schlaganfall erlitten hatten.
Krankhafte Fatigue, also chronische Erschöpfung, trat bei ihnen häufig bis zu zwölf Monate nach der TIA-Diagnose auf.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- 61 Prozent der Befragten berichteten zwei Wochen nach dem Schlaganfall einen Anstieg ihrer Müdigkeitswerte.
- Die Hälfte litt auch nach drei, sechs und zwölf Monaten noch unter Müdigkeit.
- Wenn Patienten innerhalb von 14 Tagen nach der Entlassung über Fatigue berichten, ist es wahrscheinlich, dass diese bis zu zwölf Monate anhält.
- Die Forscher fanden keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Verletzungen im Gehirn und der Erschöpfung. Allerdings litten diejenigen mit Angstzuständen oder Depressionen häufiger unter Fatigue.
Das Forschungsteam gab noch zu bedenken, dass die Studie eine Beobachtungsstudie sei. Sie könne nicht beweisen, dass der Schlaganfall die Ursache für die anhaltende Müdigkeit sei. Dennoch sei es ein Symptom, das Mediziner im Blick behalten sollten.
Modrau spricht sich dafür aus, anhaltende Müdigkeit bei Personen mit der Diagnose einer transitorischen ischämischen Attacke zu beobachten. Dies könnte helfen, besser zu verstehen, wer langfristig unter Müdigkeit leide und weitere Behandlung benötige.
Der „Mini-Schlaganfall“ bleibt oft unbemerkt – achten Sie auf 5 Warnzeichen
Gerade weil es ein oft verstecktes Ereignis ist und aber auf die Gefahr eines großen Hirnschlags hinweisen kann, sollten Sie die Merkmale des „Mini-Schlaganfalls“ kennen. Die Symptome der TIA sind die gleichen wie die eines Schlaganfalls:
- Lähmungen
- Gangunsicherheit
- Sehstörungen
- Sprachstörungen
- Taubheitsgefühle
Die Anzeichen verschwinden nach spätestens 24 Stunden komplett. Das Risiko, nach einer TIA einen Schlaganfall zu bekommen, liegt allerdings bei durchschnittlich zehn Prozent. Die Betroffenen sind vor allem in der ersten Woche nach dem Ereignis gefährdet.
Deshalb sollten sie jedes der genannten Warnzeichen ernst nehmen und unbedingt einen Arzt kontaktieren, auch dann, wenn keine Beschwerden mehr da sind.
TIA-Warnzeichen ernst nehmen
„Noch immer gehen zu viele Menschen nicht zum Arzt, wenn die neurologischen Beschwerden von selbst wieder nach ein paar Minuten verschwinden", kritisiert Peter Berlit. Dies sei aber unbedingt nötig, um sowohl einen Schlaganfall zu verhindern als auch frühzeitig gezielt Maßnahmen einzuleiten, um die Hirnleistung so gut wie möglich zu erhalten. Einem „Mini-Schlaganfall“ beugen Sie durch einen gesunden und aktiven Lebensstil, ein normales Körpergewicht und Nichtrauchen vor.
Mitarbeit: Anika Jonas