Neue Liebhaber für Bilder gesucht
Jahrelang liegen im Keller der Familie Gerstner Drucke, Gemälde und Zeichnungen. Der Wasserturm-Verein bringt einen Teil nun wieder an Wände.
Nach der Verkaufsausstellung der Kunstsammlung von Rosa Rühl ziert nun bald eine Auswahl aus einer anderen Sammlung die drei Räume des Wasserturms, nämlich von Kunstsammler Wolfgang Gerstner. Der Dachauer, der im Alter von 78 Jahren im Jahr 2018 gestorben ist, war nicht nur ein bekannter Lokalpolitiker, Sportfunktionär und Glasermeister, sondern eben auch ein Kunstsammler.
Im Keller wurde gesichtet und sortiert
Dem Wasserturm war er eng verbunden, hat Jahre lang als Auktionator und Sponsor den Verein unterstützt, wie Josef Lochner beim Aufbau der Ausstellung erzählt. Lochner war es auch, der die Ausstellung initiierte und auf Wolfgang Gerstners Sohn Markus zuging. Der war begeistert, die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Gerhard Niedermair verbrachte Lochner dann eine Menge Zeit in den Kellerräumen der Gerstners. Sie sichteten die vielen Bilder, welche sich über Jahre dank Gerstners Kunstinteresse ansammelten. Volle Regale und Schubladen wurden geöffnet, Werke fotografiert, gemessen, archiviert. „Wir waren insgesamt bestimmt über 20 Stunden im kalten Keller gesessen“, erinnert sich Niedermair. Über 150 Bilder wählten die beiden Männer aus, welche ab 30. August in den drei Stockwerken des Wasserturms hängen oder fein säuberlich sortiert in Mappen zum Durchblättern ausliegen.

„Das sind aber nicht mal 20 Prozent von dem, was da noch im Keller schlummert“, weiß Niedermair. Sie hätten sich vor allem auf regionale Künstler sowie bekannte Namen konzentriert: Eugen Haller, Eugen Oswald, Otto Fuchs, Henry Niestle, Oskar Graef, Walther Klemm, Carl Thiemann, Richard Huber, Karl Huber, Christian Huber, Wilhelm Dieninghoff und mehr. Insgesamt sind über 25 Künstler vertreten.
Im ersten Stock lächelt Wolfgang Gerstner
Die meisten der Werke sind laut Lochner zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg oder kurz danach entstanden. Die Motive und Kunstformen sind dadurch vielseitig: Landschaftsansichten, darunter viele aus dem Landkreis und der Stadt Dachau, Stillleben, Karikaturen, Märchendarstellungen, Akte, Portraits und mehr sind als Druckgrafik, Aquarell, Farbstift- oder Bleistiftzeichnung und vereinzelt in Öl auf Papier und Leinwand gebannt. Mittendrin hängt im ersten Stock der Ausstellungsräume ein Foto von Wolfgang Gerstner, der zufrieden auf seine Bilder zu lächeln scheint. „Sein Sohn hat uns völlig freie Hand gelassen“, sagt Niedermair. Sei es bei der Auswahl der Werke, bei der Hängung oder der Preisgestaltung.
Verkaufserlös geht an den Verein
Das Geld aus dem Verkauf geht nämlich nicht zurück an die Gerstners sondern an den Wasserturm Verein. „Wir werden den Erlös wohl für die nächsten notwendigen Investitionen benutzen“, weiß Niedermair. Bilder, die während der Ausstellung nicht verkauft werden, gehen in den Fundus des Vereins und damit in die nächste Kunstauktion im Wasserturm über. „Die Preise sind deshalb sehr moderat, denn es geht hier nicht um eine Wertsteigerung, sondern darum, neue Liebhaber für die Bilder zu finden“, sagt Lochner. Vorstandsmitglied Layana Mayer-Lengsfeld, die bei der Hängung tatkräftig mithilft, stellt noch eine weitere Besonderheit heraus: die Rahmen. „Es ist erstaunlich und selten, wie hochwertig und toll die Rahmen sind und wie gut sie zu den jeweiligen Bildern passen.“
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