Sommer-Frieden am Schlossberg
Autoposer am Schlossplatz, der neue Biergarten am Wasserturm. Doch die Lage am Schlossberg ist entspannt. Daran ist vor allem eine Baustelle schuld.
Dachau – Julian Wagensohn sagt, dass er wusste, was auf ihn zukommt. Dass sein neuer Biergarten am Dachauer Schlossberg vielen Auflagen unterliegt – etwa dass er nur aufgewärmte Speisen verkaufen darf und um 22 Uhr schließen muss. Aber nach sechs Wochen Betrieb sagt er auch: „Es läuft gut!“ Ja, die Volksfestzeit sei ein wenig ruhiger gewesen, aber er habe sich schon ein paar Stammgäste erarbeiten können, die „extra wegen unserem Obatzdn oder dem Frischkäse der Woche kommen“.
Es klappt mit den Nachbarn
Was ihn aber vor allem zufrieden macht: dass es mit den Nachbarn klappt. Wie in den vergangenen Jahren mehrfach berichtet, hatte eine Schenkung der Immobilienfirma Sedlmayr Grund- und Immobilien KGaA den Biergarten erst möglich gemacht. Sedlmayr hatte auf dem Areal eine Wohnanlage gebaut und die 450 Quadratmeter große Fläche zwischen der Wohnanlage und dem Wasserturm der Stadt für den Biergarten überlassen. Um seine künftigen Mieter nicht zu vergraulen, hatte Sedlmayr strenge Bedingungen gestellt, die im Ker Folgendes bedeuteten: Man sollte den Bürgerbiergarten in der Nachbarschaft weder hören noch riechen können.
Und dies scheint der Fall zu sein. Wie sowohl die Stadt als auch die Polizei bestätigen, gab es bislang keinerlei Beschwerden. Wagensohn erklärt auch, dass „alle Nachbarn meine Nummer haben“. Man könne ihn jederzeit anrufen, mit ihm reden und Beschwerden vortragen. Nicht alle, aber einige Nachbarn hätten dieses Angebot auch angenommen.
So habe man auf diesem Weg etwa klären können, dass „wir unsere Geschirrtücher nicht mehr über den Zaun zum Trocknen hängen“. Oder „dass wir, wenn wir um 22 Uhr unser Geschirr spülen, das in Zukunft nur im Wagen bei geschlossener Tür machen“. Zuvor hatte ein junger Vater aus der Sedlmayr‘schen Wohnanlage geklagt, dass sein Baby durch das Klirren und Klappern wach geworden sei.
Julian Wagensohn kann denn auch nicht oft genug betonen, dass „wir wirklich aufpassen, dass es den Leuten rundrum nicht schlecht geht“. Den Dachauern, die gern in seinen Biergarten kämen, sei es ohnehin recht, wie es ist: „Unsere Kunden verstehen es und wünschen sich auch gar nicht mehr.“ Insofern könne auch er nach sechs Wochen guten Gewissens sagen: „Ich komme mit dem Konzept gut klar.“
Dass die Schlossberg-Anwohner derzeit so zufrieden sind, liegt aber nicht nur an der Kooperationsbereitschaft Julian Wagensohns. Ein Anwohner, der nicht mit Namen in der Zeitung stehen möchte, berichtet, dass es auch in der Zeit nach 22 Uhr ruhig sei.
Der Grund: Die Poller am Schlossberg sind derzeit „außer Funktion gesetzt“, wie es das Dachauer Stadtbauamt umschreibt. Wegen einer Baustelle habe man die Sperren, die täglich zwischen 23 Uhr abends und 5 Uhr morgens auf Höhe der Hexengasse hochgefahren sind und damit die nächtliche Auffahrt auf den Schlossplatz verhindern, deaktiviert. Die berüchtigten Autoposer oder sonstige Autofahrer, die zu späterer Stunde noch den Berg hinauf fahren wollen, sind also nicht mehr zu Wende- oder sonstigen Überlistungsmanövern gezwungen.
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Keine Unfälle mehr wegen waghalsiger Manöver
Gerade diese Überlistungsmanöver hatten in den vergangenen zwei Jahren mehrfach zu Unfällen geführt, die in drei Fällen sogar vor Gericht landeten. Das Austricksen der Durchfahrtssperre geht so: Da die Fahrt nach unten nämlich auch nach 23 Uhr weiter möglich bleibt, reicht es, wenn einer mit seinem Auto den Berg hinab fährt, die Induktionsschleife auslöst und die Poller damit zum Absenken bringt. Dann können auch von unten Kommende wieder rauf zum Schlossplatz. Doch dieses Manöver ist riskant, nicht selten kracht es, und immer muss gehupt und rangiert werden.
Wegen der dauerhaft im Erdboden eingefahrenen Poller sei diese Aktion nun nicht mehr nötig. Und in Summe, so der Anwohner, „passt es schon“. Das findet auch Julian Wagensohn. Und freut sich in den kommenden Tagen wieder auf Biergarten-taugliches Wetter.
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