Weniger Besucher, weniger Straftaten
Stadt, Wirte und Schausteller sind zufrieden mit dem diesjährigen Volksfest. Nicht ganz 300 000 Besucher – und damit etwas weniger als im Vorjahr – kamen auf die Festwiese und verhielten sich dabei weitgehend friedlich. Unter Umständen, so glaubt die Polizei, lag dieser Rückgang an Straftaten auch an der Videoüberwachung.
Dachau: Tobias Schneider, Leiter des Dachauer Kulturamts und damit oberster Volksfest-Organisator der Stadt, ist rundum zufrieden mit dem diesjährigen Volksfest. „Sehr gut“ sei es gewesen, wenn auch mit „rund 300 000 Besuchern“ etwas weniger Gäste kamen als noch im Vorjahr. Den Grund für diesen Rückgang sieht Schneider eindeutig im Wetter: Der erste Volksfest-Sonntag sei zu heiß, der zweite Volksfest-Sonntag zu nass gewesen.
Doch nicht nur bei den Besuchern gab es einen leichten Rückgang. Auch die Zahl der Straftaten nahm im Vergleich zum Vorjahr ab. Wie Polizeikommissarin Luisa Schlager berichtet, habe es heuer „glücklicherweise nur einen Fall aggressiven Verhaltens gegenüber sowie zwei Fälle von Beleidigungen von Polizeibeamten gegeben“.
Polizei registriert 40 Anzeigen
Auch von den insgesamt 40 Anzeigen, die die Dachauer Polizei in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit dem Volksfest aufnahm, betraf weit weniger als die Hälfte Gewaltdelikte. „Eine richtig aggressive, klassische Körperverletzung“ gab es Schlager zufolge nur im „höheren einstelligen Bereich“. Der Rest der Delikte seien Trunkenheits- und Drogenfahrten sowie Radldiebstähle gewesen.
Die Zunahme an Verkehrsdelikten begründet Schlager damit, dass die Polizei in diesem Bereich verstärkt kontrolliert habe – und zwar sowohl Autofahrer, als auch die Nutzer sogenannter E-Scooter. Vor allem Letztere würden nur „leider nicht dazulernen und verstehen, dass man diese Gefährte nicht betrunken fahren darf“!
Worauf der Rückgang an Gewalttaten zurückzuführen ist, vermag Schlager (noch) nicht fix zu sagen. Sie und ihre Kollegen aber haben zumindest einen Verdacht: die neue Videoüberwachung, die in diesem Jahr erstmals auf dem Dachauer Volksfest eingesetzt wurde.
Gäste neutral bis positiv gegenüber Kameras
Die Rückmeldung der Bevölkerung auf diese neue Art der polizeilichen Kontrolle beschreibt Schlager als „neutral bis positiv. Die meisten sehen es entspannt“. Vier Kameras waren im Einsatz: eine am ehemaligen Haus der Erwachsenenbildung, eine vor dem Gyros-Stand sowie zwei am Vhs-Gebäude. Jede der Kameras war mit einem Schild versehen, auch an den Eingängen zur Festwiese wurde auf die Videoüberwachung hingewiesen. Das Ziel, so Schlager: „Es war gewünscht, dass es sichtbar ist. Es ging um den präventiven Effekt.“
Im Blick hatten die Kameras je zwei Beamte, die – sofern sie eine gefährliche Situation auf den Bildschirmen feststellten – ihre Kollegen auf dem Festgelände verständigten. Und tatsächlich, so Polizeikommissarin Schlager, „konnten wir so zwei Fälle von Körperverletzung in der Anbahnung erkennen und dazwischen gehen“.
Doch auch außerhalb der Ludwig-Thoma-Wiese sei es zu keinen „herausragend schlimmen Delikten“ gekommen, sodass Schlager namens der Dachauer Polizei für dieses Jahr festhält: „Wir sind zufrieden. Mit dem Volksfest an sich, aber auch mit der Videoüberwachung.“
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Weniger Bier, mehr Weinschorle
Zufrieden sind auch die Schausteller, wie deren Sprecher Paul Tille betont. Die Zusammenarbeit mit der Stadt, allen voran Tobias Schneider und Andrea Löffler, sei hervorragend gewesen. Andererseits, das ist Tille ebenfalls wichtig zu betonen, müsse die Stadt aufpassen, die auswärtigen Schausteller nicht zu „vergraulen“.
Was Tille, nicht erst seit diesem Jahr, aufregt: dass immer mehr Dachauer Gastronomen zugelassen würden, die „billige Holzhütten“ zusammenzimmern würden und darin dann den professionellen Schaustellern die Kundschaft abspenstig machten. „Das ist kein gleicher Wettbewerb“, schimpft Tille. Während das „Tante Frieda“ oder das „Dal Faggio“ mit „kleinen Mitteln zusammengenagelt“ würden, müsse er hunderttausende von Euro in seinen Wagen stecken!
Doch es gibt auch einen Punkt, wo Tille mit der Stadt einig ist: dass es okay war, heuer kein Kettenkarussel auf dem Volksfest anzubieten. Viele Dachauer und zuletzt auch einige Stadträte hatten das Fehlen eines Wellenfliegers bemerkt und mehr traditionelle Fahrgeschäfte gefordert (wir berichteten). Tille aber findet: „Es braucht eine bunte Mischung und auch mal was Neues!“
So sieht es auch Kulturamtsleiter Schneider: In den vergangenen 22 Jahren habe es nur zehn Mal ein Kettenkarussell gegeben, niemand habe sich darüber beschwert. Aber es sei nun mal so: „Autoscooter und Riesenrad sind gesetzt, die Kinderfahrgeschäfte auch. Und es gibt ein sehr großes Publikum, das auch mal was Neues will.“
„Was Neues“ war in diesem Jahr auch das viel gepriesene alkoholfreie Helle von Augustiner, das es im großen Festzelt und im Naumann‘s gab. Christian Naumann erklärt, dass zehn Prozent seines Bierumsatzes in diesem Jahr das alkoholfreie Augustiner ausgemacht habe. „Die Geschmäcker ändern sich eben“, sagt Naumann. Und verweist auf eine weitere Beobachtung: „Der Trend geht zur Weinschorle.“
Rückgang bei Essen und Getränken
Das bestätigt auch Andrea Schneider vom Partyzelt s‘Zieglers. In diesem Jahr hätte sie „weniger Bier als früher“ verkauft, und das „In-Getränk“ der Jugend sei – für sie überraschend – Weinschorle mit Edelkirsch gewesen. „Wir mussten zusehen, dass wir immer genügend Kirschlikör haben“, erzählt sie. Ob der Weinschorle-Durst vielleicht an der diesjährigen Hitze gelegen haben könnte? Schneider glaubt: ja. Und sagt: „Wir müssen uns wohl dran gewöhnen, dass die Volksfeste heißer werden!“
Rudi Stauß vom Franziskaner-Garten und Christian Hefele vom Schweiger-Zelt stellten die Hitze zwar auch fest. Stauß aber will festgehalten wissen: „Regen ist schlimmer.“ Insofern habe es in diesem Jahr eigentlich eh gepasst.
Das findet auch Manfred Schendzielorz, der im großen Festzelt die rechte Hand von Festwirt Ludwig Rettinger ist. Rettingers erstes Jahr als Festwirt auf dem Dachauer Volksfest sei gut verlaufen, die Kundschaft sei „begeistert und zufrieden gewesen“. Die neue Deko habe „toll eingeschlagen“.
Wie die anderen Festwirte auch, verzeichnete aber auch Rettinger einen Umsatzrückgang bei Essen und Getränken. Dies sei, klar, „nicht nur dem Wetter, sondern auch den aktuellen Preisen geschuldet“. Doch Schendzielorz rechnet vor: Die Preise in Rettingers Festzelt lägen im Schnitt nur drei Prozent über denen seines Vorgängers im Vorjahr. „Wir müssen aber heuer 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr!“
Das nasskalte Wetter am Sonntag und Montag hat für Rettingers Team laut Schendzielorz immerhin einen Vorteil: „Wir haben schon den ganzen Biergarten abgebaut.“ Damit sei man einen Tag schneller mit dem Aufräumen fertig.