Berti Well brachte große Kunst ins flache Land

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Zu seinem Abschied aus Thalhausen im Jahr 2012 gab Berti Well der Heimatzeitung noch ein Interview. © gh

Große Trauer herrscht auch im Landkreis Dachau um Berti Well, der am 9. August im Alter von 79 Jahren verstarb.

Zwei Mal hat Berti Well bereits Abschied von Thalhausen genommen. Nun wurde in der vergangenen Woche die letzte Seite seiner Lebensgeschichte zugeschlagen. Er starb am 9. August überraschend mit knapp 79 Jahren in Schrobenhausen.

Berti Well betrieb zwei Kleinkunstbühnen im Dachauer Land

Mit Berti Well geht das Leben eines großen Machers, eines begeisterten Lehrers, Klarinettisten und vor allem langjährigen Wirts der Weilachmühle zu Ende. Eines seiner größten Verdienste ist unumstritten: Dass er die Kleinkunstbühne aufs Land gebracht hat.

Well selbst würde diese Leistung zwar nicht herausgehoben haben wollen, dazu war er zu bescheiden, unkompliziert, zurückgenommen und wollte nie groß Aufhebens von sich machen. Es freute ihn einfach, wenn sich die Leute freuten, wenn er die richtige Wahl der Künstler getroffen hat, wenn Leben in der Wirtschaft war und wenn er im Hintergrund an der Saaltüre lehnen konnte und zufrieden das Geschehen beobachten durfte.

Und dies tat er von Anfang an, nachdem er im Jahr 1981 das Gasthaus Rothenfußer in Kleinberghofen übernommen hatte, Damals war er noch Wirt im Nebenberuf, da er ja als Lehrer hauptamtlich tätig war. Zusammen mit seinen 14 Geschwistern brachte er die Wirtschaft wieder auf Vordermann und begann auch dort schon oben im Saal mit der Kleinkunst.

Von Gerhard Polt bis Dieter Hildebrandt kamen alle

Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Eisi Gulp, Herbert und Schnipsi – damals noch als Meilhammer-Schlenger – oder Musiker wie der junge Rudi Zapf, die Mehlprimeln aus dem Donaumoos, Klaviervirtuosen, Zitherspieler wie Toni Gößwein, Streicher und vor allem auch seine Geschwister in ihren Anfängen als Biermösl Blosn sowie später auch die Wellküren, gaben dort ihr Debüt.

Dies alles wurde nur noch ausgeweitet, als Berti Well 1984 das alte Müller-Anwesen in Thalhausen kaufen konnte und die Gebäude der Weilachmühle nach und nach zu einem Kleinod ausbaute und herrichtete. Dort, in dem schönen umgebauten Kuhstall, gaben sich praktisch alle Kabarett- und Kleinkunstgrößen – etwa Sigi Zimmerschied, Jörg Hube oder Musikgruppen wie die Couplet AG, da Huaba, da Meier und I, die Aighetta Gitarristen aus Monaco – sowie Musiker aller Art von der Volksmusik über Salonorchester bis hin zum Jazz die Klinke in die Hand. Denen, die damals noch in ihren Anfängen steckten, gab Berti Well die Möglichkeit, vor Publikum aufzutreten. Bei vielen konnte man die große Entwicklung mitverfolgen, denn sie kamen in den 25 Jahren Weilachmühle immer wieder zu ihren Auftritten.

Sein letzter Besuch in der alten Heimat war im Jahr 2023.
Sein letzter Besuch in der alten Heimat war im Jahr 2023. © gh

Die Befürchtung all seiner Freunde, dass dorthin, in die „Pampa“, wie Berti Well seinen Standort selbst immer nannte, niemand kommen würde, hatte sich nie bewahrheitet. Im Gegenteil! Die Weilachmühle hatte mit ihrem Kultur- und Gastronomieangebot, den Ausstellungen, aber auch den vielen Möglichkeiten für Feiern aller Art immer großen Zulauf. Nicht zu vergessen, die Volkstänze unter der Leitung von Bertis Bruders Hermann Well, die ebenfalls fester Bestandteil des Programms in der Weilachmühle waren.

Auch von Ungarn aus hielt er Kontakt mit Thalhausen

Dennoch entschied sich Berti Well mit 67 Jahren, aufzuhören, da aus der eigenen Familie kein Nachfolger in Sicht war. Er verfolgte seinen langgehegten Wunsch, seinen Ruhestand in Ungarn in der Nähe der Kulturhochburg Pecs zu verbringen. Aber mindestens zwei Mal im Jahr kam er wieder zurück nach Bayern, das hatte er der „Mutti“, Gertraud Well, versprechen müssen. Sie war es auch, die ihn all die Jahre in der Wirtschaft unterstützte, die kochte, unzählige Schmalznudeln machte und anschließend, selbst im hohen Alter, mit dem Motorradl nach Günzlhofen heimfuhr.

Regelmäßig Kurzbesuche in Thalhausen

Auch seine Thalhauser waren Berti Well im Ruhestand noch wichtig und er freute sich bei seinen Aufenthalten immer auf die vielen Gespräche, die Kartenrunden und einfach das Zusammensein. Auch seinen letzten Geburtstag hatte er dort gefeiert und er fand es auch wunderbar, wenn Markus Hagl und Michael Stich zu einem Kurzbesuch zu ihm nach Ungarn kamen. Dass er dort stolz war auf sein kleines Heim und ihm vor allem seine Tiere immer wieder viel Antrieb gaben, das konnten die beiden immer wieder erleben.

Doch nun wird es leider ein Abschied für immer vom alten Freund Berti Well. Der Trauergottesdienst mit Beisetzung findet am Mittwoch, 21. August, um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Margareth in Günzlhofen im Landkreis Fürstenfeldbruck statt. Und wie seine Geschwister Moni und Helmut stellvertretend für alle anderen noch ankündigten, soll es im Herbst eine musikalische Verabschiedung in Thalhausen geben.

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gh

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