Tölzer Unterstützung für die Türkei: Das Beben wirkt nach – die Hilfe auch
Das schwere Erdbeben in der Türkei und in Syrien jährt sich zum erstem Mal. Auch bei vielen Menschen in Bad Tölz kommen zu diesem Datum wieder Emotionen hoch.
Bad Tölz – Hunderttausende Gebäude stürzten ein, rund 60 000 Menschen kamen offiziellen Zahlen zufolge ums Leben: Das schwere Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet jährte sich am 6. Februar zum ersten Mal. Zu diesem Datum kamen auch bei vielen Menschen in Bad Tölz wieder Emotionen hoch. Damals wurde von hier aus in beeindruckendem Ausmaß Hilfe für die betroffenen Gebiete auf den Weg gebracht. Die Verbindungen bestehen weiter.
Tölzer Hilfsaktionen nach Erdbeben in der Türkei
Riesige Mengen an Kartons stapelten sich vor einem Jahr im Betrieb von Abdullah Ehliz in Gaißach. Zusammen mit vielen Freiwilligen hatten der Tölzer Mevlana-Moscheeverein und Murat Budak vom Fußballclub Gençlikspor eine Sammlung von Hilfsgütern auf die Beine gestellt. „Am ersten Tag haben wir innerhalb von zwei Stunden einen 7,5-Tonner voll gebracht“, erinnert sich Budak. Er ist noch immer beeindruckt, wie viele helfende Hände aus Tölz und Umgebung sich fanden. Die Gruppierung „Tölz hilft“ habe einen wichtigen Beitrag geleistet und der Aktion zu einer größeren Reichweite in den Sozialen Medien verholfen.
Murat Budak persönlich lässt der Gedanke an das Beben und die Folgen bis heute nicht los. Ein Verwandter, Vater von zwei Kindern, der in dem Erdbebengebiet als Lehrer arbeitete, sei bei der Katastrophe ums Leben gekommen, berichtet er.
Der Tölzer steht weiterhin mit dem Miesbacher Volkan Avci in Verbindung, der einen Autohandel hat und mit dem er für die Hilfsaktion zusammenarbeitete. „Wenn irgendwo Bedarf ist, haben wir nach wie vor Anlaufstellen, um zu helfen.“
Tölzer brachte Spenden ins Erdbebengebiet in der Türkei
Er selbst spendete zum Beispiel vergangenen Herbst noch einmal die Tageseinnahmen seines Friseursalons in Miesbach in Höhe von rund 1500 Euro. Und um sich für die Solidarität zwischen Tölzern und Türken zu bedanken, schenkte er den Landkreis-Feuerwehren Ende des Jahres je 100 Gutscheine für einen Haarschnitt in seinem Tölzer Salon Laila und für Döner in seinem Lokal Mocca (wir berichteten).

Persönlich auf den Weg ins Erdbebengebiet machte sich vergangenes Frühjahr der Tölzer Tarkan Demir. Er hatte Spendengelder in Höhe von 36.500 Euro gesammelt. Den Erlös seiner Aktion übergab er an die Verwaltungs-Verantwortlichen in der türkischen Stadt Adana.
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Der Kontakt war über einen Freund Demirs zustande gekommen, der aus Adana stammt und später nach Sakarya am Schwarzen Meer zog, wo Demir seine Wurzeln hat.
Spenden wurden zum Bau von Wohnungen in der Türkei verwendet
Über diesen Bekannten hält sich der Tölzer bis heute auf dem Laufenden, wozu die Spenden aus dem Oberland beigetragen haben. „Er sagt, dass all die Spendenaktionen eine wahnsinnig große Hilfe waren“, sagt Demir. Die finanzielle Unterstützung sei zuerst für den Bau von Containersiedlungen verwendet worden, in denen die Menschen unterkamen, die ihr Haus verloren hatten. Diese Betroffenen würden nun nach und nach in neu errichtete Wohnviertel umgesiedelt, während man in der Stadt selbst noch immer dabei sei, unbewohnbar gewordene Gebäude abzureißen.
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„Nach so einer riesigen Katastrophe ist ein Jahr nicht gerade lang, um all das Schlimme, was passiert ist, aufzuarbeiten“, stellt Tarkan Demir fest. „Aber für die Menschen in den Erdbeben-Gebieten war es bestimmt auch ein sehr langes Jahr.“
Seinen eigenen Beitrag nennt Tarkan Demir bescheiden „einen Tropfen auf den heißen Stein“. Dennoch sei es ihm wichtig gewesen zu helfen, „egal, in welchem Land so etwas passiert, es geht um die Menschenwürde.“
Reise ins Erdbebengebiet für Tölzer „prägend“
Die Reise nach Adana sei für ihn ein „prägendes Erlebnis“ gewesen. „Das hat bei mir ein Umdenken bewirkt, wie gut wir es hier haben und wie zufrieden wir sein können. Das vergisst die Gesellschaft zu oft.“ Außerdem sei es für ihn schön gewesen zu erleben: „Bei so einer Katastrophe halten die Menschen doch wieder zusammen.“
Nach Adana möchte er gerne eines Tages zurückkehren, um zu sehen, wie sich die Stadt seit dem Beben entwickelt hat. „Außerdem ist die Stadt sehr schön und hat kulturell viel zu bieten.“ Ein Abstecher bei einer seiner nächsten Türkei-Reisen ist fest eingeplant. (ast)