Wenn die Tagesmutter ausfällt, müsste der Landkreis eigentlich eine Ersatzbetreuung anbieten. Eine Lösung dafür zu finden, ist aber schwierig.
Bad Tölz-Wolfratshausen – 156 Kinder werden derzeit im Landkreis von Tagesmüttern- und -vätern betreut – entweder in deren häuslichem Umfeld oder in einer Großtagespflege. Im Schnitt kümmert sich jede Betreuungsperson um 4,1 Mädchen und Buben, die durchschnittliche Betreuungszeit liegt bei knapp 30 Stunden pro Woche. Die Kosten trägt der Kreis. Die Refinanzierung erfolgt in weiten Teilen über Elternbeiträge und staatliche Zuschüsse.
Landkreis kommt seiner gesetzlichen Verpflichtung derzeit nicht nach
Der Kreisausschuss und kurz zuvor auch der Kreisjugendausschuss mussten sich jetzt mit dem Thema befassen, weil der Landkreis im Moment einer gesetzlichen Verpflichtung nicht nachkommt. Denn eigentlich müsste er sicherstellen, dass beim Ausfall der Tagespflegeperson eine andere Betreuungsmöglichkeit vorhanden ist. „Wird diese Ersatzbetreuung nicht sichergestellt, könnten uns sämtliche staatlichen Gelder gestrichen werden“, sagte Alexander Krautz vom Jugendamt im Fachausschuss. Das wäre bitter: Denn rund 670 000 Euro bekommt der Landkreis über diese Zuschüsse erstattet.
Momentan vertreten sich Tagesmütter bei Ausfällen oft gegenseitig. Es gebe aber kaum Kapazitäten, um zusätzlich Kinder aufzunehmen, zum anderen entspricht diese Lösung nicht den gesetzlichen Standards.
Vertretungszentrum mit zwei Halbtageskräften
Eine Lösung zu finden, ist nicht unbedingt einfach. Das Jugendamt regte an, zwei Vertretungszentren im Landkreis zu installieren – vergleichbar mit Großtagespflegen. Gestartet werden könnte erst einmal mit einem Zentrum. Angestellt werden müssten dafür zwei Halbtagskräfte. In dieses Zentrum könnten dann die Kinder gebracht werden, wenn die Tagesmutter ausfällt. „Wenn in Egling die Tagesmutter ausfällt, müssen die Kinder nach Tölz gebracht werden?“, fragte Annelies Wiedenbauer-Schmidt (Grüne). Schon das sei umständlich. „Und dann kommen sie da zu wildfremden Menschen. Das finde ich problematisch.“
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Ja, darüber habe man sich auch schon Gedanken gemacht, sagte Krautz. Einmal sei geplant, die Eltern beim Schließen der Betreuungsverträge dazu zu verpflichten, die Kinder in bestimmten Abständen in der zentralen Einrichtung vorbeizubringen, damit die Erzieher keine Unbekannten sind. Zudem sollen die Halbtagskräfte, wenn sie gerade nicht ausgelastet sind, die Großtagespflegen besuchen, um auch dort die Kinder kennenzulernen.
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Ausschuss will mehr Transparenz bei den Kosten
Die Ausschussmitglieder waren insgesamt recht skeptisch. Natürlich sei Tagespflege wichtig, sagte Susanne Merk (FW). „Aber für alle Eventualitäten nun Betreuungszentren einzurichten – das gibt unser Haushalt einfach nicht her.“ Generell fanden es die Kreisräte recht schwierig, über die Materie zu befinden, denn im Fachausschuss ging es nur um die 20 000 Euro, die die Ausstattung des Betreuungszentrums kosten würde. Für die Einstellung der beiden Halbtagskräfte und die damit zusammenhängenden Ausgaben ist aber der Kreisausschuss zuständig. „Ich wünsche mir etwas mehr Wahrheit und Klarheit bei der Darstellung der Kosten“, merkte dann auch Rudi Mühlhans an. Denn für die Einstellung der beiden Kräfte müsste der Landkreis weitere 45 000 Euro aufbringen – und das Jahr für Jahr.
Verwaltung soll noch einmal über den Lösungsvorschlag nachdenken
Mit der vorgeschlagenen Lösung konnte sich der Jugendausschuss so gar nicht anfreunden. Daher wurde der Beschlussvorschlag abgeändert. Generell wurde die Verwaltung beauftragt, eine Ersatzbetreuung gemäß den gesetzlichen Standards aufzubauen. Allerdings, so der Beschluss weiter, sei der Vorschlag „zu überprüfen und weiterzuentwickeln“.
Natürlich sei das „eine herausfordernde Bitte“, sagte Klaus Koch (Grüne) später in der Sitzung des Kreisausschusses. Aber die vorgebrachte Lösung sei für viele „einfach schwer vorstellbar“. Vielleicht könnte man eher darüber nachdenken, mit weiteren Honorarkräften zu arbeiten. Mit Blick auf den nun noch offenen Weg wurden auch die beiden Halbtagsstellen aus dem Stellenplan gekürzt.