„Bleib bei dir“: Hans Söllner begeistert (fast alle) seine Fans im Kurhaus

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Bissig wie eh und je: Hans Söllner gastierte im Tölzer Kurhaus. © Veranstalter

Das Kurhaus war fast ausverkauft, als Hans Söllner dort auf der Bühne stand. Die meisten Zuschauer waren begeistert, einige wenige verließen allerdings schon nach kurzer Zeit den Saal.

Bad Tölz – Auch mit 68 Jahren hat Hans Söllner nichts von seinem Biss verloren. Immer noch der bayerische Rebell, begeisterte er am Samstag sein mittlerweile mehrere Generationen umfassendes Publikum im fast ausverkauften Kurhaus in Bad Tölz.

Wer zu Hans Söllner geht, der weiß, was ihn erwartet. Er nimmt in seinen Texten kein Blatt vor den Mund, legt den Finger dorthin, wo es weh tut. Oft derb und ordinär, aber immer „bei sich“. Als Besucher muss man das aushalten können. Für diese Authentizität lieben ihn seine Fans schon seit über 40 Jahren.

Seine provokanten Aussagen bringen ihm sowohl Lob als auch Kritik ein

Mit seiner markanten Stimme und seinem charismatischen Auftreten begeisterte der Liedermacher das Publikum von der ersten Minute an. Dabei äußerte er sehr deutlich seine Meinung zu den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, wie zu den Demos gegen Rechts oder zu einzelnen Politikern, teilweise auch unter der Gürtellinie. Seine provokanten Aussagen brachten ihm sowohl Lob als auch Kritik ein. Ein paar Besucher verließen bereits nach kurzer Zeit das Kurhaus. Seine Fans blieben ihm aber treu.

„Wir waren bereits zum vierten Mal auf einem seiner Konzerte, und es war wie immer spitzenmäßig. Hans Söllner ist eine Lebenskultur“, sagten Stefan und Regina Huber aus der Jachenau. Reinhold aus Bad Heilbrunn fand ihn solo sogar noch besser als mit Band. Ebenfalls „auf den Punkt getroffen“ fand ein Ehepaar aus Bad Tölz die Kritik an der Politik: „Hans Söllner war wieder sehr gut. Er zeigt schon sehr genau auf die Missstände.“

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Eine Brieffreundschaft mit dem Landratsamt

Im Laufe des Abends spielte Söllner altbekannte Lieder wie „Hey Staat“, aber auch neuere Songs, die vom Publikum ebenso begeistert aufgenommen wurden. Immer wieder unterbrochen von Anekdoten und Einfällen unterhielt er sein Publikum ohne Pause für rund zwei Stunden. So erzählte er von seiner „Brieffreundschaft“ mit einem Mitarbeiter des Landratsamts, als es zu einer Meinungsverschiedenheit bezüglich der Rückgabe seines Führerscheins ging. Er berichtete von einem „Spiel“, welches er sich ausgedacht hat und zu dem er sein Publikum anschließend aufforderte. Sogenannte Ereigniskarten schreiben vor, was zu tun ist: „Sucht’s Euch zum Beispiel eine Polizeistreife, setzt’s Euch nei und haltet’s einfach die Türen zu.“ Ziviler Protest – eben auf Söllnersche Art und Weise.

Es gibt auch ein paar leisere Töne

Außerdem klärte er seine Besucher darüber auf, dass sie eigentlich in einem Seminar seien. „Wie werde ich tolerant?“ Zum Warum lieferte er auch die anarchistische Antwort: „Bei einem Konzert zahlt man 19 Prozent Steuern, bei Musikkabarett 6 Prozent und bei einem Seminar keine. So verarscht uns der Staat.“

Hans Söllner kann aber auch ruhiger. „Wann ist die Liebe da?“, fragt er im „Lotta-Lied“, das er eigentlich für seine erste Enkeltochter geschrieben hat. „Aber irgendwie doch für jeden.“ Ein Herzensanliegen ist ihm der Kampf gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen im Sudan. Dazu schlug er auch nachdenklichere Töne an. Individuelle Freiheit und Liebe sind ihm immer noch am wichtigsten. Und so gab er seinem Publikum mit auf den Weg: „Du kannst alles tun, was du willst, bleib dabei bei dir – und zwing mich nicht dazu, dass ich mitmach’.“ (Maria Blöckner)

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