"Echte Flüchtlinge warten noch": Protest gegen Trumps weiße Südafrikaner

59 weiße Farmer kamen diese Woche als südafrikanische Flüchtlinge aus Johannesburg nach Washington. Donald Trump sprach in diesem Zusammenhang von einem "Völkermord gegen Weiße" in Südafrika und genehmigte ihnen im Schnellverfahren offiziellen Flüchtlingsstatus. Während der US-Präsident andere Flüchtlingsprogramme auf Eis gelegt hat, sollen die weißen Farmer sogar zeitnah die US-Staatsbürgerschaft erhalten. 

Kritiker werfen dem Weißen Haus deshalb Doppelmoral vor. Proteste gegen die Neuankömmlinge werden in den USA immer lauter. Die Episkopalkirche, eine offizielle Hilfsorganisation für die Integration von Flüchtlingen in Amerika, weigert sich, den Südafrikanern zu helfen. 

US-Regierung verspricht Südafrika-Flüchtlingen blühende Felder

Als die Passagiere am Montag in der Hauptstadt landeten, wurden sie von hochrangigen Regierungsvertretern begrüßt. Der stellvertretende US-Außenminister Christopher Landau hieß die weißen Farmer-Familien persönlich willkommen, als sie aus dem Flugzeug stiegen. "Viele von Ihnen sind Bauern, nicht wahr? Wenn Sie hochwertiges Saatgut haben, können Sie es auf fremdem Boden säen und es wird blühen. Wir freuen uns sehr, Sie hier in unserem Land willkommen zu heißen, wo Sie unserer Meinung nach blühen werden." 

Dann verkündete die Sprecherin des Außenministeriums: "In den kommenden Monaten werden wir mehr Afrikaaner-Flüchtlinge aufnehmen und ihnen helfen, ihr Leben in unserem großartigen Land wieder aufzubauen." Weiße Südafrikaner mit der Muttersprache Afrikaans gelten als Afrikaaner.

Weiße Südafrikaner sollen rein, Afghanen sollen raus

Doch neben den Top-Diplomaten trafen die Südafrikaner bei ihrer Ankunft in den USA auch auf wütende Demonstranten. "Echte Flüchtlinge warten noch!", stand auf Plakaten von aufgebrachten Protestierenden am Flughafen. Sie beschuldigen die Trump-Regierung, weiße Flüchtlinge zu bevorzugen. 

Am selben Tag, als die Südafrikaner in Washington eintrafen, verkündete das Heimatschutzministerium ein Ende des temporären Schutzstatus für Afghanen, die sich bereits in Amerika befinden. Die Biden-Regierung hatte ihnen für ihre Kooperation mit US-Soldaten 2021 nach der Machtübernahme der Taliban Abschiebeschutz gewährt. Der Schutzstatus für Flüchtlinge aus Haiti, Venezuela und Kamerun wurde ebenso aufgehoben und die Aufnahme von Flüchtlingen aus anderen Ländern drastisch reduziert.

Hilfsorganisation will Südafrika-Flüchtlingen nicht helfen

Auch die Episkopalkirche wirft dem Weißen Haus Rassismus vor. Normalerweise hilft die Kirchenorganisation der US-Regierung bei der Integration von Flüchtlingen. Doch am Montag erklärte der Migrationsdienst der Kirche, er verweigere der Trump-Regierung ihre Bitte um Unterstützung bei der Umsiedlung der weißen Südafrikaner. Man wolle die Partnerschaft mit der US-Regierung unverzüglich beenden.

"Unglaublich", wetterte "Fox News" wiederum über diese Entscheidung. "Dieselben Leute, die Zigtausende Illegale ins Land lassen wollen, regen sich über 59 Farmer auf, nur weil sie weiß sind."

Trump spricht von "Genozid an Weißen" – die Realität sieht anders aus

Trump wiederholte am Montag unterdessen seine Behauptung über einen "Genozid an Weißen" in Südafrika: "Es ist ein Völkermord. Bauern werden getötet. Sie sind zufällig weiß. Aber ob sie weiß oder schwarz sind, spielt für mich keine Rolle. Aber weiße Bauern werden brutal getötet und ihr Land wird konfisziert", sagte er in Anspielung auf ein neues, umstrittenes Gesetz, das unter bestimmten Umständen Landenteignung ohne Entschädigung erlaubt, wenn dies als gerecht und im öffentlichen Interesse gesehen wird. 

Laut Südafrikas Regierung wurde allerdings bislang noch kein Land auf der Basis dieses Gesetzes enteignet. Weiße und schwarze Landbesitzer seien gleichermaßen Ziele gewalttätiger Angriffe auf Farmen. Das Motiv sei Raub, heißt es Regierungsangaben zufolge – und die Gewalttaten nicht rassistisch begründet. 

Statistiken zeigen: Während weiße Südafrikaner acht Prozent der Bevölkerung ausmachen, stellen sie einen geringeren Prozentsatz der Mordopfer dar – rund zwei Prozent. Grundsätzlich zählt die Kriminalitätsrate in Südafrika zu den weltweit höchsten. Die Mordrate lag 2023 bei 45 pro 100.000 Einwohner – deutlich höher als in den USA (6,3 pro 100.000) und den meisten europäischen Ländern (etwa 1 pro 100.000). In Deutschland liegt sie bei 0,8.

Flüchtlinge fühlen sich bedroht

Thea Van Straten, eine der Neuankömmlinge aus Südafrika, wurde nach eigener Aussage auf ihrer Farm schon viermal angegriffen. "Es ist nicht sicher", sagte sie vor ihrem Abflug in die USA in einem Interview mit Chris Wyatt, einem unabhängigen Journalisten und Ex-Armeeoffizier. Sicherheitsgründe gab auch Charl Kleinhaus als Motivation für seine Auswanderung an. "Wir haben einfach unsere Koffer gepackt und sind weg", erzählte der 46-jährige Farmer. Mit seiner Frau und seinen Kindern will er sich nun ein neues Leben in den USA aufbauen.

Auch Van Straten gab an, sich als Weiße besonders bedroht zu fühlen. Es ärgere sie, dass man weißen Afrikanern weiterhin die Schuld für die Apartheid gebe, sagt sie: "Die meisten von uns hatten bei diesem Gesetz nichts zu sagen. Es war eben da, und wir sind nur die Gegenreaktion. Und mal ehrlich: Es ist 31 Jahre her. Wie lange soll das noch so weitergehen?"