Inspiration für die Freiheit: Demokratiefest feierte Premiere in Penzberg
In der Penzberger Rathauspassage fand das erste Demokratiefest statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der ungezwungene Austausch zu verschiedenen Aspekten rund um das Thema Demokratie.
Penzberg – Der 9. November: ein geschichtsträchtiger Tag, den sich Ilka Heisig und Katja Wippermann bewusst für ihr Demokratiefest in der Rathauspassage ausgesucht hatten. Zum einen ein Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und zugleich Erinnerung an den Mauerfall vor 35 Jahren. „Und dann trafen uns diese Woche gleich zwei weitere einschneidende Ereignisse, wie die Wahl des US-Präsidenten und der Zerfall unserer Regierung“, sagte VHS-Leiterin Wippermann in ihrer Begrüßung am vergangenen Samstag (9. November).
Das erste Demokratiefest in der Penzberger Rathauspassage übertraf die Erwartungen der Veranstalterinnen
Angesichts der aktuellen Hiobsbotschaften müsse man „eigentlich den Kopf in den Sand stecken“, übernahm Heisig, Leiterin der Stadtbücherei. Man wolle jedoch „nicht dem Hass die Straße überlassen“. Das Demokratiefest solle ein „Fest der Inspiration“ sein, bei dem Menschen, „die nicht in der gleichen Blasen leben“, miteinander ins Gespräch kommen. Bewusst habe man auf offizielle Ansprachen und schwere Fachvorträge verzichtet, erklärten die beiden Initiatorinnen gegenüber der Rundschau.
Im Zentrum der Veranstaltung stand ein Speed-Dating, bei dem sich die rund 150 Besucher über verschiedene Aspekte von Demokratie austauschen konnten. Jeder Tisch wurde von einem Moderator – etwa von der Bücherei, dem „ÜberMorgen“-Verein, der VHS oder der islamischen Gemeinde – betreut.
„Die in der DDR ticken eben anders“, meinte Ulrike Brucker am Tisch „Demokratie und Mauerfall“ und staunte nicht schlecht, als eine weitere Besucherin sich als „gelernte DDR-Bürgerin“ outete. „Das alles habe ich gar nicht gewusst“, sagte Brucker später. Sie verstehe nun besser, warum die Gräben zwischen den „beiden Deutschlands“ noch immer so tief sind.
Workshop zu Kinderrechten bewegte die Eltern
Bereits am Nachmittag waren Familien gekommen, um sich im Rahmen eines Workshops mit Kinderrechten zu beschäftigen. So auch Florian Schelter und Ben Fürst aus Penzberg. „Im Alltag redet man nicht über ein Thema wie dieses“, befanden die beiden Väter von Kindern im Alter zwischen fünf und 13 Jahren.
An einer Wand mit Zitaten konnten Besucher des Demokratiefests Aussagen den passenden Politikern zuordnen. Darüber hinaus stellten Mittelschüler ihre Ergebnisse eines schulischen Workshops vor. „Sie wurden zunächst durch die Fotografin Petra Selbertinger in Grundlagen der Fotografie eingeführt“, erklärte Konrektorin Simone Köppl. Danach setzten die Schüler einzelne Grundgesetz-Artikel fotografisch um.

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Spielerisch lernen: Escape-Game beim Penzberger Demokratiefest
In zwei Räumen gab es darüber hinaus ein vom Kreisjugendring konzipiertes Escape-Game. Die Spieler mussten nach dem Sturz einer Diktatur versuchen, eine Demokratie zu errichten, „und zwar in kurzer Zeit, damit die Autokraten nicht wieder an die Macht gelangen konnten“, erklärte Organisatorin Wippermann das Szenario.
Flankiert wurde die Veranstaltung von Rock und Pop der Band „Wild und Hungrig“. Ebenso gab es ein Spenden-Büfett sowie alkoholfreie Cocktails von der „PuR“-Gruppe des Penzberger Gymnasiums.
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