„Keine Strategie“ für Ende des Ukraine-Kriegs: Ex-Nato-Beamte sieht Westen in der Bringschuld

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In der Ukraine wütet weiter der Krieg. Täglich sterben unschuldige Menschen. Ein Ex-Nato-Beamter sieht den Westen in Bezug auf die Dauer des Kriegs mitschuldig.

London – Mehr als zwei Jahre ist der russische Überfall auf die Ukraine nun bereits her. Streng genommen seit über zehn Jahren herrscht seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Europas größtes Flächenland bereits Eiszeit zwischen den beiden Nachbarstaaten. Ein Ende des blutigen Ukraine-Krieges scheint derzeit in weiter Ferne und fast utopisch.

Auch und gerade weil die westlichen Mächte planlos und übervorsichtig seien, wie John Lough gegenüber dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek sagt. Lough war sechs Jahre für das westliche Verteidigungsbündnis Nato tätig und dabei kurz vor der Jahrtausendwende als erster Nato-Vertreter in der russischen Hauptstadt Moskau stationiert.

Ukraine-Krieg - Tschassiw Jar
Ruinen von Tschassiw Jar (Archiv). © Uncredited/Press service of 24 Mechanised brigade/AP/dpa

Ex-Nato Beamter: Westen hat schnelles Ende des Ukraine-Kriegs verpasst

„Die westlichen Länder sind immer noch bereit, die Ukraine zu unterstützen, aber sie haben keine Strategie, um den Krieg zu beenden“, meint Lough. Die frühzeitige Möglichkeit dazu hätte sich laut Lough 2022 direkt nach Kriegsbeginn aufgetan. Der Westen verpasste nach seiner Ansicht aber, die Ukraine sofort vollumfänglich mit Waffen und militärischem Gerät zu unterstützen. Das hat zur Folge, dass die Situation derzeit äußerst verzwickt ist und einem Spießrutenlauf gleicht.

Die jüngste Ankunft der ersten F-16-Kampfflugzeuge aus den USA in der Ukraine sei zwar begrüßenswert, geht Lough aber nicht weit genug: „Eine viel wichtigere Frage ist, ob die USA, Großbritannien und Frankreich die Beschränkungen für den Einsatz ihrer Raketen aufheben werden, um es der ukrainischen Armee zu ermöglichen, Ziele in Russland selbst anzugreifen.“

Davor sträubt sich bis heute (6. August) auch weiterhin US-Präsident Joe Biden. Unbegründet und fatal, wie Lough meint: „Der Westen ist noch immer mehr über die kurzfristigen Risiken einer Eskalation besorgt als über die langfristigen Folgen einer Kriegsniederlage der Ukraine.“

Diese wären für eine friedliche Weltordnung viel drastischer, findet auch Timothy Ash, der gemeinsam mit Lough Autor des Berichts mit dem Titel „Wie Russlands Krieg gegen die Ukraine beendet werden kann“ ist.

Experte: Volle Waffen-Power für Ukraine im Krieg gegen Russland aktivieren

„Ich glaube, die meisten Ukraine-Beobachter – ich beobachte das Land seit 36 ​​Jahren – sind einfach frustriert über die übertriebene Vorsicht, was Waffenlieferungen an die Ukraine angeht“, konstatiert Ash gegenüber Newsweek. 

„Was wir in den vergangenen zweieinhalb Jahren über Putin gelernt haben sollten, ist, dass er Angst vor einem direkten Konflikt mit der Nato hat, da Russland jeden konventionellen Krieg dort sehr schnell verlieren würde“, unterstreicht Ash. „Und daher sind seine roten Linien bei Nato-Waffenlieferungen an die Ukraine eigentlich sehr schwach.“

Deswegen müsste der Westen ihm gemeinsam die Stirn bieten und quasi selbstbewusst die Pistole auf die Brust setzen: „Wir sollten einfach Vollgas geben und die Ukraine mit der gesamten konventionellen Ausrüstung versorgen, die sie zur Selbstverteidigung braucht.“ Denn, so ist Ash vollends überzeugt: „Das ist der einfachste Weg, Putin abzuschrecken.“

Manch eine:r mag das scheinbar aber gar nicht zu wollen. Im US-Wahlkampf setzt der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump auf einen Vize-Kandidaten, der Putins Position im Ukraine-Krieg vertritt. (pls)

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