Eine „ganz bittere Entscheidung“: Stadt streicht beim Stadtbus - wegen prekärer Finanzlage

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Stadtbus in Penzberg: Die Stadt reduziert aus finanziellen Gründen das Angebot. Betroffen sind die Linie 3 und der Stadtbusverkehr am Samstag. © Wolfgang Schörner

Die prekäre Finanzlage in Penzberg hat Folgen für den Stadtbus. Ab den Sommerferien wird es die Linie 3 von der Innenstadt zum Roche-Werk nicht mehr geben. Ab Januar wird zudem der Stadtbusverkehr an Samstagen eingestellt. Eine Entscheidung über die Linie 2 hat der Stadtrat vertagt. Auf der Kippe stehen die Gratisfahrten für Schüler.

Pezberg - Erst vor kurzem hat der Penzberger Stadtrat die Ticketpreise für den Stadtbus erhöht. Die neuen Tarife gelten seit 1. April. Am Dienstagabend befasste er sich wegen der prekären Haushaltslage auch mit den einzelnen Linien. Das Ergebnis: Die Stadtbuslinie 3 wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt, also zum Beginn der Sommerferien, vorübergehend stillgelegt. Über ein ganzes Jahr gerechnet würde dies eine Ersparnis von rund 187.000 Euro bringen. Die Entscheidung fiel im Stadtrat einstimmig. Die Linie 3 besteht erst seit 2020 und führt vom Bahnhof über die Ludwig-März-Straße, die Stadthalle und die Bürgermeister-Rummer-Straße zum Roche-Werk. Zusammen mit den Ringlinien 1A und 1B ergab sich so für Roche annähernd ein Viertelstundentakt.

Ab nächstem Jahr: Kein Stadtbus mehr am Samstag

Eine Stadtratsmehrheit beschloss ebenso, den Stadtbusverkehr an den Samstagen einzustellen. Dies soll ab Januar 2025 gelten und eine Ersparnis von knapp 25.000 Euro im Jahr bringen. Diese Entscheidung fiel gegen die Stimmen von Christian Abt (CSU), Martin Janner (PM) und den drei Grünen-Vertretern Sebastian Fügener, Katharina von Platen und John-Christian Eilert. Auf die Frage von Aleksandar Trifunovic (CSU), wie denn die Fahrgastzahlen am Samstag seien, antwortete Ordnungsamtsleiter Joachim Bodendieck, dass es dazu keine aktuelle Erhebung gebe. Gefühlsmäßg werde das Samstagsangebot aber „eher nicht gut angenommen“.

Entscheidung über Linie 2 vertagt

Zur Disposition stand am Dienstag auch die Stadtbuslinie 2, die von der Kurfürst-Max-Siedlung und von Maxkron über die Innenstadt bis „Im Dittenried“ führt.. Eine Stadtratsmehrheit votierte aber dafür, die Entscheidung zu vertagen. Da in den Bussen der Linie früh und mittags viele Schüler aus Maxkron und Reindl mitfahren, soll erst geprüft werden, was eine Einstellung finanziell bedeuten würde – denn bei einer Streichung müsste die Stadt reine Schulbusse einsetzen. Nicht zur Debatte standen am Dienstag die Ringlinien 1A und 1B, die von der Innenstadt über Steigenberg ins Industriegebiet Nonnenwald und über Neue Heimat und Wölfl zurück ins Zentrum führen und im Jahr fast 483.000 Euro kosten.

Eine „ganz bittere Entscheidung“

Von einer „ganz bitteren Entscheidung“ sprach Kerstin Engel (Grüne). Sie empfahl bezüglich der Roche-LInie, also der Linie 3, die einen engen Takt in den Nonnenwald ermöglicht, bei Roche nach Unterstützung zu fragen. Ein Vorschlag, den auch Elke Zehetner (SPD) formulierte. Thomas Keller (SPD) sagte, wenn man sparen müsse, würde die Streichung der Linie 3 bei den Bürgern am wenigsten Schmerz verursachen.

Ersparnisse bei Linie 2 „recht überschaubar“

Schwieriger verhält es sich bei der Linie 2 von Maxkron nach „Im Dittenried“, zu der es noch keine Entscheidung gab. Der RVO teilte mit, dass die Ersparnisse bei einer Streichung „recht überschaubar“ seien, da der Schülerverkehr trotzdem laufen muss und es anstelle eingesparter Fahrten mehr Leerfahrten gäbe, die die Stadt ebenfalls zahlen muss. Einen Einsparbetrag nannte der RVO nicht. Als Nachteile führte er auf, dass die Kurfürst-Max-Siedlung nur noch durch den MVV-Bus aus Wolfratshausen angebunden wäre, der zudem oft einen Umweg über Roche fährt, und auch „Im Dittenried“ nicht mehr angebunden wäre. Armin Jabs (BfP) erklärte dagegen, er finde es schwierig, die Linie 2 nur wegen des Schülerverkehrs aufrechtzuerhalten. Kerstin Engel (Grüne) warnte wiederum davor, nach der Linie 3 auch die Linie 2 zu streichen. Dann würden das Viertel „An der Freiheit“ und die Supermärkte Rewe und E-Center nicht mehr angefahren.

„Jeder leer fahrende Bus tut weh“

Martin Janner (PM) sagte, dass seine Fraktion mitgehen könne, die Roche-Linie 3 auszusetzen, bis ein Mobilitätskonzept steht. Zugleich sprach er von einem dringenden Bedarf, den öffentlichen Nahverkehr neu zu ordnen. Er sagte, die Stadt habe mit Halbstundentakt und drei Linien ein attraktives Angebot geschaffen, die Fahrgastzahlen seien aber nicht entsprechend gestiegen. Eine Mobilitätswende erreiche man nur, so Janner, wenn nicht nur das Angebot stimmt, sondern möglichst alle Bürger mitmachen. „Jeder leer fahrende Bus tut weh, auch dem Klima.“

Gratis-Fahrten für Schüler auf dem Prüfstand

Die seit Anfang 2019 geltende Regelung, dass alle Penzberger Schulkinder kostenlos mit dem Stadtbus fahren dürfen, steht auf der Kippe. Die Stadtverwaltung hat dem Stadtrat am Dienstagabend, die Gratis-Regelung wegen der aktuellen Finanzsituation nicht mehr zu verlängern. Sie würde damit Ende dieses Schuljahrs auslaufen. Laut Ordnungsamt beziffert der RVO die Höhe der entgangenen Fahrgeldeinnahmen durch die Gratis-Regelung auf circa 41 000 Euro im Jahr.

Der Stadtrat wollte am Dienstag darüber noch nicht entscheiden. Dort hieß es, man wolle mehr Zahlen, zum Beispiel wie viele Kinder transportiert werden, wie viele Schüler tatsächlich von dem Angebot profitieren und wie hoch eine Einsparung im Verhältnis zum Gesamtdefizit ist.

Die Gratis-Regelung gilt unabhängig von den regulären Befreiung, wonach Grundschüler, die zwei oder mehr Kilometer von ihrer Schule entfernt wohnen, sowie Mittelschüler, Realschüler und Gymnasiasten ab drei Kilometer kostenlos mit dem Bus zur Schule fahren dürfen. Die 2019 eingeführte und seither jedes Jahr verlängerte Gratis-Regelung gilt für alle Fahrten, auch in den Ferien, also nicht nur für den Schulweg.

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