"Asozial": Jetzt rebelliert Münchner Bier-Baron gegen „Wiesn-Clique“

Ein Münchner Brauer will auf das Münchner Oktoberfest. Steffen Marx, Geschäftsführer von Giesinger Bräu, fordert, dafür die Vorschriften zu ändern. Aktuell dürfen nur sechs traditionelle Brauereien ihren Gerstensaft ausschenken.

Die Vorschriften der Stadt hält der Brauer längst für überholt. Durch Fusionen und Übernahmen belieferten nur noch vier Unternehmen die sieben Zelte – Marx spricht daher von „Fake-Brauereien“. „Da ist für uns ein kleines Ungleichgewicht da“, sagt Marx. Immerhin braut Giesinger auf Münchner Grund und Boden mit eigenem Sudhaus und fördert das Münchner Grundwasser aus eigenem Brunnen. Die aktuellen Vorschriften seien nicht mehr zeitgemäß. Deshalb sei eine neue Definition notwendig, die auch andere Brauereien erfüllen könnten.

Oktoberfest: Neue Brauerei drängt auf die Wiesn

Hinzu kommt, dass Zelte inzwischen auch Franziskaner ausschenkten – keine traditionelle Münchner Brauerei. „Jetzt frage ich mich, wenn ein Wirt gegen die Oktoberfest- Durchführungsbestimmung verstößt, hat er dann noch ein Recht, Wirt zu sein?“, stellt Marx in den Raum. Während die traditionellen Brauereien noch nicht einmal ein Bewerbungsverfahren durchlaufen müssten, werde ihm von Grund auf verwehrt, mit Giesinger auf der Wiesn vertreten zu sein. „Man muss einfach mal mit der Zeit gehen“, fordert er Gleichberechtigung ein: „Ich bin der einzige Bierbaron der Stadt.“ Denn er sei der Einzige, der noch als Privatperson eine Brauerei besitze und betreibe.

Marx, der auch gegen eine konkrete Brauerei wegen Äußerungen bezüglich deren Brau-Wassers schießt,  geht noch einen Schritt weiter. Der aktuelle Umgang mit seiner Brauerei sei „asozial“. Sein Eindruck: Giesinger sei als Bier auf dem Oktoberfest nicht erwünscht. „Lass uns das neu ordnen, dann ist schon Platz da“, sagt er und verweist einmal mehr auf die Bestimmungen, die bislang eine „Wiesn-Clique“ bevorzuge.

Wiesn: Drohung mit Bürgerentscheid

Mit seinen Ideen sei er bisher bei der Stadt abgeblitzt. „Wir werden keine Ruhe geben, bis wir etwas haben“, kündigt Marx an. Denn auch andere Brauereien könnten perspektivisch auf einen Ausschank auf dem Oktoberfest drängen. „Wir sind die humane Lösung“, sagt der Giesinger-Chef. Er könnte sich vorstellen, ein weiteres Festzelt auf dem Gelände aufzustellen, um niemanden seinen Platz zu nehmen. Er würde dann einen Wirt bestimmen, der die Anforderungen erfülle. Genauso wäre für ihn denkbar, eines der bestehenden Festzelte mit Giesinger Bräu zu beliefern. „Für die Stadt sollte das ein Imagegewinn sein“, ist er überzeugt.

Seine Hoffnungen setzt Marx vor allem auf das neu besetzte Wirtschaftsreferat um Christian Scharpf. „Wir wollen natürlich versuchen, dass wir das auf diplomatischem Weg hinbekommen“, sagt Marx. Sollte dieser diplomatische Weg nicht fruchten, kann sich der Brauerei-Chef durchaus vorstellen, noch andere Optionen zu spielen. Als eine Möglichkeit nennt er, einen Bürgerentscheid über die Definition von Münchner Brauereien anzustoßen.

Bedenken wegen fehlender Erfahrung auf Volksfesten oder der Leistungsfähigkeit der Brauerei lässt Marx jedenfalls nicht gelten, um ihn von der Wiesn fernzuhalten. „Ich kann Ausschank!“, betont er. Das habe er beim selbst ausgerichteten Starkbierfest demonstriert und werde es auch als Bierlieferant der Münchner Silvesterfeier wieder belegen. Den Wunsch nach einer Präsenz auf dem Oktoberfest begründet Marx mit dem Imagegewinn. „Es wäre so ein Ritterschlag“, sagt er. Denn dann wisse jeder, dass es sich bei Giesinger um eine echte Brauerei handele.