Landwirt sichert Hof mit eigener Molkerei
St. Wolfgang - Bernhard Frank (27) aus St. Wolfgang erzeugt seit zwei Jahren Weidenmilch-Produkte und ist damit sehr erfolgreich.
St. Wolfgang – Wer auf den umliegenden Bauernmärkten oder im Regionalmarkt St. Wolfgang einkauft, hat sie bestimmt schon gesehen, aber auch im Supermarkt stehen sie inzwischen in den Kühlregalen: die Weidenmilch und der Weidenmilch-Joghurt aus St. Wolfgang.
Seit vergangenem Jahr produziert Bernhard Frank vom Stangel-Hof seine eigenen Produkte. Vor zwei Jahren hat der heute 27-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen und mit der Hofmolkerei sein im Studium erarbeitetes Projekt verwirklicht. Der Landwirt hat sein Wissen nach der Ausbildung mit einem Studium der Landwirtschaft in Weihenstephan weiter ausgebaut und intensiviert. In seiner Bachelorarbeit befasste er sich genau mit diesem Betriebsentwicklungsplan für den Ausbau des Stalls und der Molkerei. Damit kam er 2021 aus dem Studium und machte aus dem Nebenerwerbsbetrieb seiner Eltern einen Vollerwerbsbetrieb.
Die eigene Hofmolkerei habe ihm die Chance geboten, dass es mit dem Hof langfristig weitergeht. „Nur den Stall allein hätte ich nicht gebaut“, stellt er klar. Denn das hätte zusätzlich zum Betrieb einen Angestellten nötig gemacht, und irgendwann wäre es mit dem Hof nicht mehr weitergegangen. Denn „die Anbindehaltung ist ein Auslaufmodell“, weiß der Landwirt. Um also das Fortbestehen des Betriebs zu sichern, erhielten die Kühe ein neues Zuhause. Mit dem Neubau „können die Kühe rund um die Uhr machen, was sie wollen“.
Die meiste Zeit des Jahres ist das Tor zur Weide rund um die Uhr geöffnet, sodass sie jederzeit grasen können. Auch wann sie gemolken werden wollen, entscheiden sie selbst. Dann spazieren sie zum Melkroboter oder warten geduldig, wenn dieser gerade besetzt ist. Mit dem Ausbau hat der Stall mit angrenzender Weidefläche die Haltungsform 4 erreicht. Insgesamt 64 Kühe hätten Platz, derzeit wohnen 58 auf dem Stangel-Hof – und jede von ihnen hat ihren eigenen Namen. Neben viel Platz im Stall haben sie außerdem 4,5 Hektar Weidefläche. Durch den Umzug in den großzügigen Stall „sind die Kühe deutlich entspannter geworden“, erzählt Frank. Früher habe schnell Unruhe geherrscht, wenn jemand den Stall betreten hat, weil die Tiere aufgeschreckt wurden oder wussten, dass es bald Futter gibt. Die Kühe seien auch deutlich weniger krankheitsanfällig. Das stimme ihn froh, denn „am wichtigsten ist mir das Tierwohl“.
Mit der Änderung der Haltungsform ist der 27-Jährige auch zur Privatmolkerei Bechtel gewechselt. Diese erhält den Großteil der Milch, aber an zwei Tagen pro Woche braucht der Landwirt sie selbst. Derzeit verarbeitet er etwa 1500 Liter pro Woche zu Weidenmilch und Weidenmilch-Joghurt, das entspricht etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Menge. „Ziel sind 25 Prozent“, so Frank, allerdings trage sich die Hofmolkerei inzwischen auch so selbst. Dort wird die Weidenmilch pasteurisiert und haltbar gemacht. Ansonsten bleibt sie naturbelassen „so wie sie von der Kuh kommt“. Auch die Inhaltsstoffe im Joghurt seien anders als in Industriemolkereien: Der St. Wolfganger Weidenmilch-Joghurt komme ohne künstliche Aromen aus. Es gibt ihn in fünf Geschmacksrichtungen. Am beliebtesten ist der Naturjoghurt, gefolgt von Vanille. Außerdem gibt es Erdbeere und Pfirsich-Maracuja sowie Heidelbeere – sein Favorit.
Mit der Arbeit auf dem Hof ist Frank nicht allein. Sowohl seine Eltern als auch seine Freundin Julia Reiter aus Isen helfen mit. Seine Freundin sei „voll dabei“ und war von Beginn an begeistert von dem Projekt. Wenn sie neben ihrer Arbeit in einer Steuerberatung in Poing Zeit hat, unterstütze sie ihn in der Buchhaltung und im Betrieb.
Jede Woche füllt die Hofmolkerei Stangel 300 Flaschen Milch und 500 Gläser Joghurt ab. Zwei Drittel der Joghurtproduktion geht an Großküchen, etwa in Krankenhäusern. Auch Endkunden können die Produkte kaufen zum Beispiel im Regionalmarkt St. Wolfgang, bei Bauernmärkten, Dorfläden wie in Großschwindau oder Oberornau sowie im Edeka Haag und Rewe Dorfen. Demnächst sollen Rewe-Filialen in Erding und Wasserburg dazukommen. Auch auf dem Stangel-Hof stehen zwei volle Kühlschränke mit den hofeigenen Produkten zum Verkauf bereit.
Im Sommer wird die Weidenmilch vielleicht zusätzlich zu Genießern kommen, denn die Eisdielen stehen als möglich Kunden auf der Liste des Landwirts. „Durch die fettere Milch wird das Eis cremiger“, habe man ihm im Eiscafé Smeralda in Haag bereits versichert.
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