Jurassic Park liegt in Weipersdorf

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Der Unterkiefer von „Little Consti“: Peter Kapustin präsentiert Überbleibsel eines Urelefanten. Erst ein Bruchteil der 120 gefunden Knochen ist präpariert. © Lang

Ein Jahr lang haben sie dichtgehalten. Nun hat Urzeitmuseum-Betreiber Peter Kapustin verraten, wo er und seine Söhne Urelefanten gefunden haben: in der Gemeinde Langenpreising.

Taufkirchen/Langenpreising – Drei zehn Millionen Jahre alte Urelefanten – dieser Fund von Peter Kapustin im Landkreis Erding ist bereits bekannt. In einer Pressekonferenz am Montag verriet der Betreiber des Urzeitmuseums Taufkirchen, wo genau er auf diesen Urelefanten-Friedhof gestoßen ist: Jurassic Park liegt in Weipersdorf in der Gemeinde Langenpreising. Die Forschungen dazu werden noch Jahren andauern. Unter den 120 gesicherten Knochen finden sich auch der Zahn eines Urnashorns und Gebeine einer prähistorischen Katze.

„Das ist wirklich eine Sensation. Die letzte hatten wir vor 20 Jahren, den Augsburger Urelefanten, und vor 50 Jahren den Mühldorfer Urelefanten“, ordnet Dr. Gertrud Rößner, Oberkonservatorin an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, ein.

Kapustin ist Autodidakt. Sein Sachverstand und sein Riecher haben ihn jedoch zur richtigen Stelle geführt. In der Sandgrube im Norden des Landkreises waren 2004 der Schädel und weitere Knochen eines Deinotheriums, also Urelefanten, entdeckt worden. „20 Jahre lang bin ich an diese Stelle gepilgert und hab’ immer gedacht: Vielleicht kommt ja noch was“, sagt der 40-Jährige.

Und tatsächlich: Am 13. April 2023 ging der Taufkirchener mit seinen Söhnen Alexander (10) und Constantin (9) dort auf Fossiliensuche. Die Buben liefen voraus. „Constantin schrie auf einmal: Ich hab’ da was!“, beschreibt der Papa den Gänsehautmoment. An einem großen Fuchsbau fanden die Brüder eine seltsame, handgroße Kalkknolle im Sand: ein mit Kalk ummanteltes Rippenstück. Gemeinsam suchten sie die Wände des Fuchsbaus ab und erkannten einen gewaltigen Knochen, der quer durch die Höhle verlief. Die eigentlichen Entdecker sind also Kapustins Söhne. Entsprechend hat er die Urelefanten „Big Alex“ und „Little Consti“getauft. Später wurde der Oberschenkelknochen eines dritten Deinotheriums gefunden: „Lonely Pete“.

Über Monate wurde 2023 gearbeitet. „Die Knochen lagen seit zehn Millionen Jahren unter der Erde und waren durch Frost und Wasserwirkung extrem angegriffen“, erläutert Präparator Nils Knötschke. Mit viel Gips, PU-Schaum und Sekundenkleber wurden die Knochen so weit stabilisiert, dass sie nicht vor Ort auseinanderbröseln. Der Dorfener Naturfilmer Jan Haft begleitete die Grabungen. Die Freudenschreie von Kapustin und des Geologen Alexander Benn, als sie einen Kieferknochen freilegen, sind festgehalten.

1600 Stunden seien für Präparation und Grabungen aufgelaufen, so Kapustin, ebenso ein hoher fünfstelliger Betrag. Das kleine Urzeitmuseum, das von einem Verein getragen wird, werde diese Kosten übernehmen. Für ein Doktorandenprojekt gebe es bereits eine Bewerbung.

Die Deinotherien hätten eine Schulterhöhe von vier bis fünf Metern erreicht, beschreibt Dr. Rößner. Heutige afrikanische Elefanten kämen auf 3,5 Meter. Die Weipersdorfer Exemplare sind noch nicht komplett vermessen, so viel ist laut Kapustin aber klar: „Sowohl der Schädel von 2004 als auch der jetzige weisen darauf hin, dass es noch keine ausgewachsenen Tiere waren.“

Mittlerweile ist die Grube verfüllt. An der Stelle ist ein bewirtschaftetes Feld. Daher habe man jetzt auch an die Öffentlichkeit gehen können. „Während des letzten Jahres haben wir aber teilweise schon Sorgen gehabt“, sagt Kapustin über etwaige „Grab-Räuber“. Die Bürger von Weipersdorf hätten aber ein sehr wachsames Auge auf die Grabungsstelle geworfen. Vor allem der Grundstücksbesitzer, der in der Öffentlichkeit nicht genannt werden will, sei sehr hilfsbereit gewesen.

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