Dorfener Künstler startet Anfang 40 als Lehrer neu
Der Dorfener Bildhauer Dominik Wandinger geht mit über 40 nochmal an Uni und Schule. Er will Lehrer werden. Derzeit absolviert er sein Referendariat am Anne-Frank-Gymnasium Erding.
Dorfen – Man lernt nie aus – mit Anfang 40 entschied sich Dominik Wandinger, nochmals die Schulbank zu drücken: Der Dorfener studierte Kunstpädagogik in München. Jetzt steht der Referendar kurz vor dem zweiten Staatsexamen und unterrichtet am Anne-Frank-Gymnasium in Erding. Mit unserer Zeitung sprach er über die Kunst des beruflichen Neustarts.
„Kunst. Dorfen. Jetzt.“: So hieß die Ausstellung im Sparkassensaal, bei der im vergangenen Jahr Künstler aus Dorfen anlässlich des Stadtjubiläums ihre Werke präsentierten. In der Mitte des Raumes stand eine lange Couch, bestückt mit Handschuhen aus Secondhand-Läden, eine Installation, die Wandinger gefertigt hatte. „Da fragt man sich, wer die getragen hat, welche Lebensgeschichten dahinter stecken.“
Ein anderes Werk war ein bearbeiteter Tisch aus der Autowerkstatt seiner Großeltern, auf dem früher Autobatterien standen. Zudem hatte er ein Bierfass der Brauerei Wailtl, die früher sein Onkel führte, in einen Brennholz-Korb transformiert. „Die Arbeiten in dieser Ausstellung haben auch viel mit meiner Familie zu tun“, sagt der Dorfener, der 2010 sein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie München mit dem Diplom abschloss.
Brotlose Kunst? „Ich musste immer am Ball bleiben, damit die Brötchen auf den Tisch kamen“, räumt er ein. „Mir macht es Spaß, Alltagsgegenstände zu verändern und ihnen ihre ursprüngliche Funktion zu nehmen.“ Man könne davon zwar leben, aber freilich nicht aus dem Vollen schöpfen. Außerdem habe er verschiedene Projekte an Schulen betreut, bei denen Kinder gemeinsam mit Künstlern arbeiten konnten.
In München lernte er bei einer Vernissage seine Frau Astrid kennen, die an der Seite von Birgitt Binder die Veranstaltungen im Jakobmayer-Saal managt. Nach der Geburt des ersten Kindes zog das Paar nach Dorfen. „München ist ein teures Pflaster“, erklärt Wandinger. „Für Kinder ist es natürlich auch schöner, hier aufzuwachsen als in der Großstadt.“
Anfangs war er noch gut in München vernetzt und bekam etliche Aufträge, doch diese wurden mit den Jahren immer weniger. Als Aushilfslehrer am Gymnasium Dorfen merkte er, dass ihm das Unterrichten viel Spaß macht: „Kinder gehen ohne Fachwissen frei und unkonventionell an die Dinge heran.“
Seine Frau habe immer hinter ihm gestanden, merkt Wandinger an. Auch als der Vater zweier Kinder sagte, er möchte noch einmal studieren. Das Leben als freischaffender Künstler und Hausmann taugte ihm nämlich auf Dauer nicht, auch wenn er weiter an seinen Skulpturen arbeiten konnte. Drei Jahre dauerte das Kunstpädagogik-Studium. „Das war schon eine Durststrecke.“
Der Weg zurück zur Kunstakademie sei für ihn eine „Zeitreise“ gewesen: „Alles vertraut und doch irgendwie neu.“ Anfangs hatte er Bedenken, weil er doch deutlich älter war als seine Kommilitonen. Doch: „Wegen des Altersunterschieds gab es überhaupt keine Probleme.“ Das Aufbaustudium sei jedenfalls eine große Bereicherung gewesen: „Ich habe nachträglich noch viel über Kunstgeschichte gelernt, Seminare in Philosophie belegt – sehr spannend.“
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Sein neues Wissen gibt er jetzt als Referendar am Anne-Frank-Gymnasium weiter, im kommenden Winter macht er die letzten Prüfungen. „Kunstlehrer ist mein Traumberuf“, schwärmt er.