Schwerer Schlag für Putins Flaggschiff – Gas-Titan entgehen Milliarden
Russlands Gas-Riese Gazprom fährt Milliarden-Verluste ein. Der Handel mit Europa fehlt. Und jetzt gibt es eine zweifelhafte Auszeichnung.
Moskau – Seitdem der Westen sich von russischem Öl und Gas abgewandt hat, fehlen den russischen Konzernen die Einnahmen aus diesen Verkäufen. Andere Länder, darunter etwa China und Indien, sind vielfach eingesprungen und haben Discounts für diese Rohstoffe herausgehandelt, allerdings ist die Liefermenge durch die noch nicht ausreichende Infrastruktur limitiert. Was das für Gazprom heißt, hat nun eine Untersuchung herausgefunden.
Zweifelhafter Preis für Gazprom – Ukraine-Krieg schadet Russlands Wirtschaft
Im vergangenen Jahr stand der Gas-Titan Gazprom auf dem ersten Platz der unprofitabelsten Unternehmen Russlands. Wie Forbes am 3. Oktober mitteilte, beendete das Unternehmen das Jahr mit einem Nettoverlust von 6,1 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 5,5 Milliarden Euro). Seitdem der russische Präsident Wladimir Putin den Ukraine-Krieg losgetreten hatte, sah sich Gazprom einigen Turbulenzen ausgesetzt – die Gewinne des Unternehmens fielen im Jahr 2023 um 30 Prozent. Beschädigte und teils gekappte Handelsbeziehungen zum Westen hatten Gazproms Möglichkeiten direkt begrenzt.

Gleichzeitig, so berichtete Kyiv Independent, stieg Gazproms Netto-Profit auf rund 11,5 Milliarden US-Dollar. Im Juni hatte eine Gazprom-Untersuchung bekanntgegeben, dass der Konzern die durch den Ukraine-Krieg entstandenen Verluste mindestens für zehn Jahre lang nicht aufarbeiten können werde.
Auf dem zweiten Platz der am wenigsten profitablen Firmen lag der Amur Gas Chemical Complex, ein Joint-Venture zwischen Russland und China (Nettoverlust 756 Millionen US-Dollar), gefolgt von der E-Kommerz-Firma Ozon (450 Milliarden US-Dollar Verlust), die sich ebenfalls in diesen zweifelhaften Top-5 befand.
Öl und Gas speisen 27 Prozent des Haushalts – Russlands Wirtschaft fehlen Milliarden
Gazprom ist eines der wichtigsten russischen Unternehmen, was mit an der enormen Bedeutung von Gasverkäufen für Russlands Wirtschaft liegt. Schon jetzt gehen Prognosen davon aus, dass die Einnahmen aus dem Gas- und Ölsektor voraussichtlich drastisch sinken sollen. Konkret steht ein Fall von 11,3 Billionen Rubel (107,2 Milliarden Euro) auf umgerechnet 103,4 Milliarden Euro bevor. Bis 2027 sagen die Experten einen weiteren Fall auf etwa 92,7 Milliarden Euro voraus. Das hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Russlands Haushaltsentwurf berichtet.
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Ein Einbruch von Gazproms Einnahmen bedeutet immer auch einen deutlichen Schaden für Russlands Wirtschaft – vor allem jetzt, da der russische Präsident Wladimir Putin jeden Rubel für die Kriegsführung braucht. Laut dem Finanzminister Anton Siluanow machen die Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor rund 27 Prozent der gesamten Einnahmen des Staatshaushalts aus (Prognose für 2025). Aktuell sorgt der Sektor für etwa ein Drittel der jährlichen Staatseinnahmen.
Russlands Energiesektor unter Druck – West-Sanktionen verschärfen die Krise
Im Frühjahr 2024 stand fest, dass Gazprom endgültig in der Bredouille steckt. Erstmals seit 1999 hatte das Unternehmen keinen Gewinn gemacht, was es dazu verleitete, Immobilien zu verkaufen. Das sollte wieder dringend benötigte liquide Mittel in die Kasse bringen. Europa war mit der wichtigste Absatzmarkt für den russischen Gasriesen gewesen – im Jahr 2021 hatte Gazprom noch über 174 Milliarden Kubikmeter Erdgas in europäische Länder transportiert. Zwei Jahre später waren es noch 28,3 Milliarden Kubikmeter.
Russlands Energiesektor steht darüber hinaus vor zwei weiteren entscheidenden Ereignissen: Erstens will die Ukraine zum 1. Januar 2025 aufhören, russisches Erdgas durch ukrainische Pipelines weiter in den Westen zu leiten, zweitens machen West-Sanktionen gerade Russlands Arctic-LNG-Projekt zunichte. Dieses sollte flüssiges Erdgas abbauen und verschiffen. Westliche Sanktionen verbieten nicht nur den Handel damit, sie werden auch europäische Häfen, die für den Umschlag des Gases notwendig sind, für Russland blockieren.