Eindrucksvolle Manöver bei der Einweihung des neuen Flugsimulators H145 im ZSA Bad Tölz

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Einsätze aus der Luft: Der neue Flugsimulator H 145 im Tölzer Bergwachtzentrum. © Wegscheider

Die Kombination aus Simulation- und Echtflugtraining ist ökonomisch, ökologisch und ungefährlich. Im Tölzer Bergwachtzentrum für Ausbildung und Sicherheit (ZSA) können Polizei, Bundeswehr sowie ehrenamtliche Retter der Berg- und Wasser­wacht realitätsnah für ihre Einsätze aus der Luft üben. Dort wurde nun das neue Heli-Modell H145 eingeweiht.

Bad Tölz – Mitten in der großen Halle des Bergwachtzentrums auf der Tölzer Flinthöhe steigt ein Hubschrauber zur Decke empor, obwohl sich keine echten Rotorblätter drehen. Per Stahlseile und Schienen „fliegt“ der originalgetreue Nachbau des Airbus-Hubschraubers H145 meterhoch über dem Boden. Jetzt muss jeder Handgriff sitzen.

Die Seitentüre schwingt auf und paarweise seilt sich die Spezialeinsatzgruppe Canyoning per Winde ab. Weiter unten hängt ein Kollege in der Steilwand am Wasserfall, wartet darauf, von seinen Kollegen aufgenommen zu werden. Es ist eine Simulation: keine echten Felsen, kein Wasser, aber der Rest ist wie bei einem realen Einsatz – der Abwind bläst, der Hubschrauber knattert und die alpinen Retter schweben frei in luftiger Höhe.

Gemeinsam für den Ernstfall trainieren: Vor dem Flugsimulator stellten sich die Vertreter der verschiedenen Organisationen auf. Beim Einsatz in und am Hubschrauber müssen sie fit sein.
Gemeinsam für den Ernstfall trainieren: Vor dem Flugsimulator stellten sich die Vertreter der verschiedenen Organisationen auf. Beim Einsatz in und am Hubschrauber müssen sie fit sein. © Wegscheider

Davor hat das Spezialeinsatzkommando der Polizei gezeigt, was sie drauf haben: Blitzschnell schwingen auch sie sich aus dem Heli, landen sicher auf einem Hausdach, die Sturmgewehre im Anschlag, bevor sie ins Gebäude stürmen und es daraus ohrenbetäubend knallt. Die schwindelerregenden Vorführungen zeigen eindrucksvoll, was moderne Technik im Tölzer Simulationszentrum ermöglicht – hier ist ein fast realer Trainingsbetrieb möglich.

Die gezeigte Leistung der Berg­retter, Polizisten, Gebirgsjäger, Feuerwehrleute und Wasserwachtler bei der jüngst stattgefundenen Einweihung des neuen Flugsimulators H145 ließ die zahlreichen Vertreter aus der Politik staunen – darunter Sandro Kirchner. Auch der Staatssekretär im bayerischen Innenministerium hob nach seiner Festrede selbst zum Probeflug ab.

Probeflug mit Blick in den Flugsimulator: Staatssekretär Sandro Kirchner nahm im Cockpit Platz und gibt das Zeichen zum „Abflug“.
Probeflug mit Blick in den Flugsimulator: Staatssekretär Sandro Kirchner nahm im Cockpit Platz und gibt das Zeichen zum „Abflug“. © Wegscheider

Davor hob Kirchner, in Vertretung von Innenminister Joachim Herrmann, hervor, wie sich das ZSA seit der Inbetriebnahme vor 15 Jahren in Sachen Training und Ausbildung als Kompetenzort für die unterschiedlichen Einsatzkräfte weit über die Grenzen Deutschlands etabliert habe. „Mit dem neuen Flugsimulator bleibt das Zentrum am Puls der Zeit.“ Entwickelt wurde er von der Bergwacht Bayern in enger Zusammenarbeit mit der österreichischen Herstellerfirma AMST aus Ranzhofen.

Der echte Airbus-Hubschrauber H145 wird dagegen in Bayern hergestellt. Wie Kirchner versprach, werden die Bundeswehr und Bayerische Polizei bis Mitte 2025 insgesamt acht neue Modelle dieses Typs bekommen. Somit sei der neue Simulator eine „Investition in die Zukunft und Gold wert für die Menschen“.

Die Bergrettung habe eine ganz andere Dimension angenommen. „Heute ist sie als Dienst an der Gesellschaft zu verstehen“, sagte der Staatsminister weiter. Wandern, Klettern und Skifahren: Der alpine Sport habe eine besondere Dynamik und Popularität erhalten. Dies sei insbesondere für Tourismusregionen wie im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen essenziell, „damit auch hier die Sicherheit gegeben ist“. Neben der Bergwacht gebe es viele Partner innerhalb der Luftrettung.

In Zahlen ausgedrückt bewältigen bei der Bergwacht Bayern 3.500 Ehrenamtliche bis zu 9.000 Einsätze im Jahr, in enger Zusammenarbeit mit anderen Rettungskräften. Um dafür gerüstet zu sein, nutzen 6.000 Experten pro Jahr das Bergwacht-Zentrum, um gemeinsam unter einem Dach zu trainieren.

Neben der Ausbildung werde aber auch der gemeinsame „Brainpool“ geschult, wie Kirchner es neudeutsch nannte. Heißt: „Hier findet wichtiges Netzwerken zwischen den Akteuren der Rettungsorganisatoren statt.“ Das sei wichtig fürs Vertrauen, um sich beim gemeinsamen Einsatz aufeinander verlassen zu können.

In Zeiten des Klimawandels stand bei der Entwicklung auch der Umweltaspekt im Vordergrund. Da laut Kirchner alles, was im und am Flugsimulator geübt werden kann, nicht in einem echten Hubschrauber trainiert werden muss. Damit werde während der Ausbildung jede Menge Treibstoff und CO2-Ausstoß eingespart. Ein Aspekt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte, betonte der Staatsminister.

Für den Vorsitzenden der Bergwacht Bayern, Thomas Lobensteiner, ist der neue Simulator für die künftige Luftrettung aus gefährlichen Rettungssituationen eine „Innovation.“ Und auch ein Garant dafür, „dass sich die Menschen in unserem Land auf uns verlassen können“. Der H145 ersetzt den bisherigen Hubschraubertypen BK117, der in den vergangenen 15 Jahren über 25.000 Betriebsstunden geleistet hat.

Den „Neuen“ können jetzt alle Retter aus dem Blaulicht-Bereich nutzen, ergänzte Manfred Welzel von der Stiftung Bergwacht. Wie wichtig die Windenrettung aus dem Hubschrauber ist, verdeutlichte Gerhard Opperer. Er ist Bordtechniker bei der ADAC-Luftrettung: „Menschen würden sterben, wenn es sie nicht gäbe.“

Bekanntermaßen soll das ZSA auf der Tölzer Flinthöhe zum Bayerischen ZSA für mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit ausgebaut werden. Gesamtkosten: 18,9 Millionen Euro. Den Löwenanteil fördert dabei der Freistaat (15 Millionen Euro), die Bergwacht-Stiftung will dafür einen Eigenanteil von zwei Millionen Euro stemmen.

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