Herrsching verbucht eine Million Euro Sturmschaden und 40 Tonnen ungewollten Kies
Heftige Unwetter wüteten um die Feiertage über dem Oberland. Besonders das Fünf-Seen-Land verbuchte teilweise schlimme Schäden. Das Ausmaß wurde teilweise auch erst vor Kurzem ersichtlich. Hier ein Blick auf die Gemeinden, die besonders hart getroffen wurden und wie sie sich jetzt auf die kommende Sommer-Saison vorbereiten.
Landkreis – Still ruht der Ammersee an diesem Wochenende. Auch in der Herrschinger Bucht plätschern nur kleine Wellen gemächlich ans Ufer. Dabei sah das vor wenigen Wochen noch ganz anders aus. Um Weihnachten richtete ein gewaltiges Sturmtief große Baumschäden an. Dann folgte das Hochwasser. „Ich habe das täglich beobachtet und mir war klar, es ist ernst,“ sagte der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller (parteilos), der mit immensen Schäden rechnete. Dass es aber dann noch schlimmer als befürchtet kam, überraschte ihn und viele in dieser beschaulichen Seegemeinde.
Obwohl der Sturm und das Hochwasser schon einige Wochen zurück liegen, sind die Zeichen der Verwüstung noch überall zu sehen. Besonders im Kurpark Herrsching liegt tonnenweise Kies, den der Sturm und das Hochwasser an Land gepeitscht haben.

Dann geschah etwas Unerwartetes. Bürgermeister Schiller hatte auf den Sozialen Medien das Ausmaß der Schäden gepostet. Dies blieb nicht unbemerkt. „Wir hatten am vergangenen Wochenende das ganz große Glück, dass uns der Reservistenverband Oberbayern der deutschen Bundeswehr 40 Soldatinnen und Soldaten geschickt hat, die uns geholfen haben, den Kies aus den Grünanlagen zu bekommen.“
Das konnte nur in Handarbeit geschehen, berichtete der Bürgermeister. Über 24 Tonnen Kies schaufelten die Soldaten mit Spaten und gruben sogar teilweise mit der Hand, um die Wiesen und Beete des Herrschinger Kurparks von Kies zu befreien. Das seien die Ladungen von drei Lastwagen. „Das muss man sich mal vorstellen,“ erzählte Schiller. „Das kann nur durch das Hochwasser gekommen sein. Der See hat das mit den Wellen in die Grünanlagen geschwemmt. Das ist gigantisch und natürlich ist man da überrascht. Aber mit solchen Massen rechnet man dann doch nicht.“
Die Soldaten befreiten auch Sitzbänke und von Kies bedeckte Bäume. Insgesamt seien über 40 Tonnen des Schotters in Herrsching durch Wellen vom Ufer in den Gemeindebereich geschoben worden.

Allerdings hat Herrsching noch ein weiteres Problem, bei dem Soldaten nicht helfen können. Drei der beliebten Badestege wurden komplett zerstört. Laut Auflagen müssen neue Baugenehmigungen eingeholt werden, wenn der Steg mehr als 30 Prozent Schaden vorweist. Mit dem Wiederaufbau kann also, laut Bürgermeisteramt, erst begonnen werden, wenn behördliche Genehmigungen gegeben werden. Und hier, sagte der Bürgermeister, würde der „Amtsschimmel wiehern“. „Wir sind schon mit dem Stegbauer in Verbindung. Wenn wir diese drei Stege, die ein Totalschaden sind, wieder aufbauen und erneuern wollen, müssen wir das komplett neu beantragen,“ sagte Schiller.
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Der Ammersee gehört zum Landkreis Landsberg und nicht wie Herrsching zum Landkreis Starnberg. Das bedeutet, alles Behördliche, wie Bauanträge, liegen dem Landratsamt Landsberg vor. Ein Stegbauer arbeitet bereits mit Herrsching, um den Steg besser zu machen, ihn sogar etwas höher zu bauen, denn die höheren Stege in der Bucht hätten sich während des Sturms besser bewährt. Trotzdem könnten die Auflagen des Landsberger Bauamtes bedeuten, dass nicht alle Stege wieder aufgebaut werden dürfen.
Die Lage in anderen Gemeinden
Auch die Bayerische Seen-Schifffahrt hat mit Sturmschäden zu kämpfen. Während sich die Schäden am Starnberger See in Grenzen halten, wurde der Anlegesteg in Herrsching in arge Mitleidenschaft gezogen. „Hier müssen fast alle Belagfelder erneuert werden,“ sagte Betriebsleiter Florian Schmid. Wegen des Wetters konnten die Reparaturarbeiten erst diese Woche beginnen. Trotzdem hofft die Bayerische Seen-Schifffahrt, dass alles bis zum Saisonstart am Ostermontag, den 31. März 2024, fertig ist.
Am Staffelsee gestaltet sich die Sache etwas anders. Seehausens Bürgermeister Markus Hörmann (CSU) sagte, nachdem der See regelmäßig auch komplett zufriert und es auch immer wieder zu Eis-Schub und Eisbruch bei Aufbrechen der Eisfläche kommt, werden wiederkehrend Stege im Herbst ab- und im Frühjahr wieder aufgebaut. Hörmann hatte deshalb nicht von Schäden gehört. Allerdings sei es vereinzelt zu Windbruch im Uferbereich gekommen. „Wegen des ungewöhnlich hohen Wasserstandes an mehreren Stellen wurden Unterspülungen der Uferbefestigungen festgestellt. Die müssen behoben werden,“ sagte Hörmann.
Vom Kochel- und Walchensee sind den ansässigen Behörden keine größeren Schäden gemeldet.
Arbeiten an Ufermauer stehen an
Inzwischen hat das Bauamt Herrsching begonnen, mit großen Maschinen weiter Ordnung zu schaffen. Die Gemeinde muss sich auch noch der Ufermauer widmen, an der 50 bis 80 Meter beschädigt sind. „Diese Mauer müssen wir jetzt reparieren. Allein das hat Kosten von circa 250.000 Euro. Insgesamt haben wir einen Schaden, den der Bauhof kalkuliert hat, von einer Million Euro.“ Das sei für eine kleine Gemeinde wie Herrsching sehr viel, sagte Bürgermeister Schiller. „Aber wenn man sich ansieht was in den Landkreisen in Norddeutschland überschwemmt wurde und vor allem, dass hier auch keine Menschen zu Schaden kamen, dann hatten wir noch Glück,“ sagte Schiller.
Die Behebung der Ufer- und Kurparkschäden sei in vollem Gange. Auch der Kies wird bereits wieder in den Ammersee rückverlagert. Was wohl noch nicht vorhersehbar sei, ist, wie es mit den Badestegen bis zum Sommer aussehen wird. Vieles würde an den Behörden in Landsberg hängen, sagte Schiller.