Vom Bodybuilder zum Studio-Besitzer: Coach Willi Frankl und sein Fitness-Weg auf Umwegen

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Kein Tag ohne Fitness: Für Willi Frankl ist Bewegung so wichtig wie das Atmen. Er trainiert täglich an Cardio-Geräten und mit Gewichten. Dabei freut er sich, es immer noch ohne Probleme mit Leistungssportlern aufnehmen zu können. © Holly

Murnau - Für Fitness-Coach Willi Frankl ist Bewegung ein Lifestyle, den er nicht nur privat liebt, sondern auch beruflich verfolgt. Seit mehr als 40 Jahren ist er Inhaber und Geschäftsführer des Pro-line Fitness- und Freizeit-Studios in Murnau. Der prämierte Bodybuilder hatte bereits in jungen Jahren eine besondere Beziehung zu seinem Körper und dem Thema Gesundheit. Inzwischen ist Willi Frankl stolze 80 Jahre alt.

Griaß’ di, Klaus!”, „Servus, Christian!” – Wenn Willi Frankl durch die Räume seines Fitness-Studios läuft, spricht er die meisten seiner vielen Kunden mit Namen an. Seine herzliche Art und sein offenes Ohr, was jegliche Fragen angeht, machen ihn zum absoluten Star des Hauses. Zugegebenermaßen ist er auch richtig stolz auf das, was er in Murnau geschaffen hat.

„Das hier ist mein Lebenswerk, mein Herzblut und ich mache alles mit Freuden.”

Der prämierte Bodybuilder hatte schon immer eine besondere Beziehung zu seinem Körper. Seine Ausdauer und sein Charme brachten ihn weit und es dauerte nicht lange, bis Frankl von der Bodybuilding--Szene entdeckt wurde.

Mit 17 zeichnete man ihn als Mr. Stuttgart und Mr. Baden-Württemberg in der Junior­klasse aus. Das war in den 1960-ern. Er galt als Neuentdeckung des Bodybuilders Peter Gottlob, einer der Mitbegründer der deutschen Bodybuilding- und Fitness-Bewegung.

Es war auch die Zeit, als Frankl mit dem Österreicher Arnold Schwarzenegger zusammenkam. Sie trainierten teilweise Seite an Seite. Die Ambitionen des späteren Hollywood-Stars und Kalifornischen Gouverneurs waren zugegebenermaßen beeindruckend. Allerdings zeigten sie Frankl bald, was er nicht wollte.

Willi Frankl als junger Bodybuilder: Mit nur 17 Jahren wurde Frankl als Mr. Baden-Württemberg und Mr. Stuttgart ausgezeichnet. 
Er galt als absolute Neuentdeckung.
Willi Frankl als junger Bodybuilder: Mit nur 17 Jahren wurde Frankl als Mr. Baden-Württemberg und Mr. Stuttgart ausgezeichnet. Er galt als absolute Neuentdeckung. © Frankl

„Ich war immer in der 81-Kilo-Klasse und irgendwann hat die Natur ihre Grenzen. Dann geht einfach nix mehr. Ich habe schnell gemerkt, wenn man an die Spitze will, muss man was nehmen und das wollte ich nie. An mir ist alles Natur und das wird immer so bleiben.“

Mit „was nehmen“ meint Frankl Dopingmittel wie Anabolika oder Steroide. Er sagt, die seien im Bodybuilding-Sport leider weit verbreitet.

Außerdem gehörte sein Herz bereits damals der Hotellerie. Als gelernter Ober arbeitete er bei renommierten Hotels im In- und Ausland. Dann gab es einige Jahre, in denen er zur See fuhr und auf Kreuzfahrtschiffen die Welt kennenlernte. Schließlich arbeitete er auch acht Jahre im Alpenhof Hotel in Murnau.

Seine eigene Fitness, sein Wohlbefinden hat er in den Jahren im Gast- und Hotel-Gewerbe nie außer Acht gelassen. Und noch mehr: Er wollte seine Passion mit anderen Menschen teilen. „Fitness wird immer wichtiger, besonders wenn man älter wird. Dabei ist Krafttraining das Wichtigste,“ weiß Frankl.

Inzwischen betreibt er eines der größten Fitness-Studios südlich von München und arbeitet mit Anfängern genau wie mit Leistungssportlern. Wer sich bei ihm einschreiben will, kann nicht sofort starten. Von jedem verlangt Frankl einen Gesundheitscheck, bei dem ein Arzt überprüft, ob es Probleme mit den Rücken, Muskeln, vorherigen Operationen und dem Körpergewicht gibt. Schließlich trifft sich der Workout-Anwärter mit einem Physio-Therapeuten, um eine detaillierte Einweisung und genauen Trainingsplan zu bekommen. Erst dann kann es ohne Gefahr losgehen.

„Ich selbst gehe auch immer ins Studio und kontrolliere bei allen, die an den Geräten oder im Krafttrainingsbereich zu Werke sind. Auf einmal kannst du das alles nicht lernen. Da kommt es auf die richtigen Bewegungen und Gewichte an.“

Wer es sich zutraut, kann auch bei Willi Frankls „Push & Pull Masterclass“ dabei sein. „Dieses Training ist nichts für Schwächlinge!“, so Frankl: „Das ist ‚hardcore‘. Ich muss sogar etwas bremsen, dass mir keiner umfällt.“ Dabei lacht Willi Frankl herzhaft. Er ist sich bewusst, dass viele Menschen nicht so durchtrainiert sind wie er selbst. Selbst mit seinen 80 Jahren können sie teilweise nicht mithalten. Wenn er nicht im Studio trainiert, trifft er sich jeden Sonntag im Wald mit Freunden zum Workout.

Allerdings ist es mit Bewegung allein nicht getan. Ernährung spielt ebenfalls eine große Rolle in Frankls Leben. „Ich esse mein Gemüse, meinen Salat, zweimal Fisch und zweimal Geflügel in der Woche zusammen mit Vollkornprodukten. Natürlich alles Bio und am Abend ist Sparflamme angesagt. Ich tue auch ab und zu sündigen. Aber ich kann es mir leisten.“ Wieder schmunzelt Frankl breit.

Sein Sohn, Manuel Frankl, ist 27 Jahre alt und arbeitet als Geschäftsführer mit seinem Vater. Er ist sehr stolz auf den Senior. „Ich bin froh, dass er so fit ist. Er war doch Spätzünder mit mir mit 53 Jahren. Es ist nicht selbstverständlich, dass man so einen fitten Vater hat, der doch eigentlich in dem Alter ist, wo er der Opa sein könnte,“ sagt Manuel.

Seine Liebe zu Sport und Fitness hat Frankl nie verloren. „Bodybuilding finde ich das Schönste, was es gibt. Aber sie müssten bei den Wettkämpfen das ‚Posing‘ wegnehmen.“ Dabei spricht Frankl das Zurschaustellen des eingeölten Muskel-Körpers an. Für Teilnehmer gehört es zum Wettkampf.

„Ich finde, es sollte alles mehr auf die Leistung bezogen werden. Man will wissen, was dieser Körper leisten kann. Nicht das ‚Posing‘ ist wichtig. Das hat mich immer schon gestört. Leider Gottes sind auch viele gedopt heute. Es gibt wenige auf der Bühne, die nichts nehmen.

Im September wird Willi Frankl 81 Jahre alt. Dabei hat er für sich selbst einen großen Wunsch: „Mit 90 will ich noch meinen Push & Pull Workout machen. Das ist mein größter Wunsch – und, dass ich dann noch alle ins Schwitzen bringe!“ Dabei lacht er verschmitzt. Aber genau das wünschen sich viele für Willi Frankl. Er soll sich nicht zur Ruhe setzten. Freunde, Familie und Kunden wollen, dass sie ihm möglichst noch lange entgegenrufen können: „Pfüati, Willi!“

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