Penzberg: Pfarrei muss über ihre Immobilen nachdenken

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Markant: Penzbergs Christkönigskirche an der Bahnhofstraße wurde 1951 geweiht – ist aber mittlerweile überdimensioniert. © Baar

Auch die katholische Pfarrei Christkönig in Penzberg (Landkreis Weilheim-Schongau) leidet unter Kirchenaustritten. Für Gemeinde­leben und Gebäude steht immer weniger Geld zur Verfügung. Wie geht es weiter? Das wollen die Penzberger bei einem Pilotprojekt der Diözese Augsburg herausfinden.

Das Interesse war groß an diesem Abend. Rund 120 Besucher fanden sich in der Penzberger Stadthalle zur Pfarrversammlung der katholischen Pfarrgemeinde Christkönig ein. Es ging um nichts Geringeres als die Zukunft ihrer örtlichen Kirchengemeinde.

Denn die Situation ist – wie vielerorts bei katholischen und evangelischen Gemeinden – angespannt. Rund 5.400 Mitglieder zählt die Pfarrgemeinde, wie Pfarrer Bernhard Holz vorrechnet. Seit 2015 wurden 1.400 Gläubige verloren, Neuaufnahmen hielten sich in „sehr überschaubaren Grenzen“. Was Folgen für Gemeindeleben und Finanzen hat. Denn mit großzügiger Unterstützung aus dem Augsburger Bistum ist nicht zu rechnen. „Fehlende Personen bedeuten auch fehlende Steuereinnahmen“, macht Ruth Liehr von der Stabsstelle Immobilieninfrastruktur des Bistums deutlich. Sprich: Das Budget gibt nicht unbegrenzt Zuschüsse her.

Kaum genutzt: Die große Kirche ULF von 1964 im Ortsteil Steigenberg.F
Kaum genutzt: Die große Kirche ULF von 1964 im Ortsteil Steigenberg. © Baar

Kein Einzelfall

Aus diesem Grund wurde für Christkönig ein Pilotprojekt gestartet – weil Penzberg „kein Einzelfall sein wird in der Diözese“, wie Karl Müller-Hindelang von der Gemeindeberatung der Diözese mahnt. Es gab eine Umfrage zum Pfarreileben. Vor allem aber nahm das Münchner/Heidelberger Architekturbüro „Element A“ Gebäude und Immobilien der Pfarrei unter die Lupe. In dieser Form gab es das in der Diözese noch nicht. Die Ergebnisse wurde bei der Versammlung vorgestellt.

Zehn Immobilien standen auf der Penzberger Liste – von zwei großen Kirchen, einem Pfarrhaus bis zu den zwei Kitas sowie Wohn- und Geschäftshäusern. Fazit von Architekt Christian Taufenbach: Die Pfarrei sieht sich hohen Sanierungskosten gegenüber. Alle Gebäude (mit Ausnahme des neuen Franziskus-Kindergartens) weisen einen Unterhalts-Stau auf. Zudem würden angesichts der Nutzung „deutliche Überkapazitäten“ bei der Größe bestehen. Folge: Die Unterhaltskosten fressen freie Mittel für die eigentliche pastorale Arbeit auf.

Taufenbach rechnet grob fast 200.000 Euro jährlich nur für den Unterhalt der Immobilien vor, dazu kommen Wartung und Betrieb. Das sind aber nur Ansätze. Allein die aktuelle Sanierung von Christkönigskirche und Pfarrzentrum schlägt bislang mit rund 1,2 Millionen Euro zu Buche, noch schießt die Diözese Geld dazu.

Große Frage wird die Zukunft der beiden Gotteshäuser sein. In der Christkönigskirche im Stadtzentrum mit 540 Sitzplätzen werden pro Gottesdienst 60 bis 90 Besucher gezählt. „Unsere Liebe Frau von Wladimir“ im Ortsteil Steigenberg wird kaum genutzt. In der vorhandenen Größe würden die Kirchenräume auf absehbare Zeit nicht mehr beide benötigt, so Taufenbach. „Zwei ist zu viel“, bringt er es schonungslos auf den Punkt.

Pastoral hat Priorität

Priorität der Arbeit bleibe zwar die Pastoral, Taufenbach macht aber vor revolutionären Gedanken nicht Halt. Die Kirche „baut sich um“, sagt er – „auch die Steine“. Das reicht von Nutzungen von Kirchen für Wohnungsbau, Kultur bis Gastronomie; Abriss und Neubauten sowie der Aktivierung von Grundstückswerten, die bislang „totes Kapital“ seien. „Wir müssen uns von Bausubstanz verabschieden.“ Der Architekt macht deutlich: „Es gilt zu handeln, so lange dies noch proaktiv möglich ist.“ Es brauche eine kirchliche Immobilienstrategie, „damit die Pastoral nicht erstickt“.

Konkretes gibt es in Penz­berg noch nicht. Ebenso wenig wie einen Zeitplan. Mit der Pfarrversammlung sollte das Thema in der Pfarrei angestoßen werden. Jetzt werden Mitdenker gesucht, die sich einbringen. Es gebe keine Vorgaben, macht Pfarrer Holz klar. Es gelte, das „Marschgepäck“ zusammenzustellen, sagt er. Vielleicht müsse man einen „kleineren Rucksack“ packen.

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