Menschliches Fehlverhalten bedroht Wildtiere

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Auf Futtersuche: Im Winter finden die Wildtiere bei geschlossener Schneedecke kein Futter mehr. © Dominik Bartl/MedienPics.de

Region – In den malerischen Wäldern, die zu jeder Jahreszeit die Menschen in ihren Bann ziehen, verbirgt sich ein wiederkehrendes Problem. Der Wunsch, die Natur zu erleben, sei es im Sommer oder Winter, führt zu Konflikten zwischen menschlichen Aktivitäten und dem Wohl der Wildtiere. Während die meisten Besucher sich an die ausgewiesenen Wanderwege und Skipisten halten, gibt es eine zunehmende Zahl von „Querfeldeintouristen“, die sich wenig um die Regeln scheren. Dieses rücksichtslose Verhalten, besonders im Winter, kann tragische Folgen für die Tierwelt haben.

Kaum bedecken die ersten Schneeflocken den Boden, sieht man die Spuren von Schneeschuh-Wanderern und Skitourengängern – und bedauerlicherweise nicht nur auf den dafür vorgesehenen Routen, sondern querfeldein am Berg. Berufsjäger Dominik Rödel aus Oberammergau bringt es auf den Punkt: „Wir haben es immer wieder, dass Menschen das Wildschutzgebiet missachten und die Tiere aufscheuchen. Die Flucht kann den Tod des Tieres bedeuten.“

Die Situation im Winter ist besonders prekär. Die Tiere finden unter der geschlossenen Schneedecke kaum Futter, was normalerweise dazu führen würde, dass Rehe und Rotwild Bäume verbeißen und damit großen Schaden anrichten.

In Oberammergau hat die Privatwaldgemeinschaft seit Jahrzehnten eine Wildfütterung im Betrieb, um zum einen Schäden zu verhindern und zum anderen den Tieren das Überleben zu sichern. Rödel macht deutlich: „Für die Querfeldeintouristen habe ich kein Verständnis.“ Diese stören die Tiere in ihrer Winterruhephase, was fatale Folgen haben kann. „Während dieser Ruhephase wird die Gliedmaßen-Temperatur auf 15° C abgesenkt, um Energie zu sparen. Werden die Tiere dann aufgescheucht, kann es bis zum Tod der Tiere führen. Der Kaltstart zur Flucht ist für den Körper eine extreme Belastung“, erklärt Rödel.

Versorgt die Wildtiere: Berufsjäger Dominik Rödel füttert Heu, Silage und ein wenig Trester
Versorgt die Wildtiere: Berufsjäger Dominik Rödel füttert Heu, Silage und ein wenig Trester © Dominik Bartl/MedienPics.de

Ein weiteres Problem ist die Verbreitung von Routen durch Apps und Internetportale, die oft nicht kennzeichnen, ob es sich um offizielle Wander- oder Skirouten handelt. „Einer macht es vor, alle anderen laufen hinterher“, so Rödel. Leider respektieren viele Ausflügler nicht einmal die Wildfütterungen und durchqueren diese Gebiete, obwohl dort ein Betretungsverbot herrscht.

Die Missachtung von Schutzgebieten und das Bewegen auf nicht freigegebenen Flächen ist ein anhaltendes Problem. „Die Einsicht fehlt den Meisten“, kritisiert Rödel. Seine Arbeit umfasst das Füllen der Fütterungen mit Heu, Silage und etwas Trester, um die Tiere zu ernähren. Die scheuen Rehe und das herannahende Rotwild, die sich vorsichtig den Fütterungsstellen nähern, werden jedoch durch menschliche Aktivitäten gestört. Ihr Blick richtet sich immer wieder ängstlich zum Berg, und obwohl der Hunger sie an die Futterstellen treibt, müssen sie bei der geringsten Störung fliehen.

Es ist eine Situation, die dringend ein Umdenken erfordert. Die Schönheit der Natur zu genießen, sollte nicht auf Kosten der dort lebenden Tiere gehen. Der Schutz und die Erhaltung der Wildtiere müssen eine Priorität sein, um die Balance zwischen menschlichen Interessen und dem Wohl der Natur zu wahren, so Rödel.

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