Was das Staatliche Bauamt Weilheim im Auftrag von Bund und Land zwischen Ammersee und Zugspitze baut

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Die sanierte Venusgrotte im Park von Schloss Linderhof hätte König Ludwig II. bestimmt gefallen. Unter der Leitung des Staatliche Bauamts Weilheim wurde der Fantasiewelt jetzt neuer Glanz verliehen. © Staatliches Bauamt

Was hätte der Technik­freak König Ludwig II. wohl zu den laufenden Sanierungsarbeiten an der Venusgrotte im Park von Schloss Linderhof gesagt? Wann geht es mit dem Bau der 365 Millionen Euro teuren Ortsumfahrung von Garmisch-Partenkirchen mit Kramertunnel weiter und hat der Radweg am südlichen Ammersee noch eine Chance? Das Staatliche Bauamt Weilheim hat Antworten auf fast alle Fragen.

Hier alle Maßnahmen der lokalen Behörde zu nennen, würde den Rahmen sprengen, betreut sie doch ein Netz aus 448 Kilometern Bundesstraßen, 753 Kilometern Staatsstraßen, 360 Kilometern Kreisstraßen sowie 376 Kilometern Geh- und Radwegen zwischen Ammersee und Zugspitze. Hinzu kommen 1.200 Gebäude in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Landsberg, Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen.

Mit rund 400 Mitarbeitenden und durch die Zuarbeit externer Büros setzte Amtsleiter Stefan Scheckinger zahllose Projekte um. Kürzlich etwa wurde der 720 Meter lange neue Straßenabschnitt im Moorgebiet zwischen Murnau und Schwaiganger eröffnet, der teils bis zu 2,75 Meter höher gebaut wurde, um künftig auch bei extremem Hochwasser befahrbar zu sein. In der Vergangenheit war die Fahrbahn mehrmals jährlich überflutet.

Riesen-Kreisel

Vor wenigen Tagen wurde die verbreiterte Ortsdurchfahrt mit neuem Radweg in Birkland im Landkreis Weilheim-Schongau fertiggestellt, berichtet Abteilungsleiter Straßenbau West, Andreas Lenker. Auch östlich von Penzberg an der neuen Schöggerbrücke über die Loisach rollt der Verkehr nun auf der sanierten Fahrbahn mit neuem Radweg. Restarbeiten an beiden Baustellen erfolgen im Frühjahr.

Schongau steht 2024 eine große Baumaßnahme bevor: Die Peitinger Straße bekommt am Abzweig Friedrich-Haindl-Straße einen Kreisverkehr und zwischen Lech- und Mühlkanalbrücke beidseitig einen Geh- und Radweg. Die Arbeiten laufen voraussichtlich von Ostern bis Herbst, vieles mit halbseitiger Sperrung.

Der Radweg von Dießen nach Fischen am südlichen Ammersee scheiterte bislang am Naturschutz. Doch er ist noch nicht vom Tisch ist, bestätigt Scheckinger. Zwei Büros untersuchten das Gelände gerade. Erste Ergebnisse zeigten, dass „Brachvogel und Kiebitz gar nicht mehr so gerne zum Brüten dorthin kommen“, erklärt Lenker. Im Frühjahr will man Ergebnisse präsentieren.

In Landsberg-West müssen in den Sommerferien 2024 Teile des Kreisverkehrs saniert werden, der Schnittstelle von A 96 und B 17 und einer der größten Kreisel Deutschlands ist. Durch den Schwerlastverkehr ist der Asphalt brüchig geworden und es lösen sich Betonleistensteine. „Das Aufwändigste an der Sanierung ist die Umleitung“, erklärt Lenker, sie führe über die Nachbarorte, durch Landsberg und über einen „Bypass“ auf die Autobahn München – Augsburg. Vor Kurzem wurden bereits dringende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.

Baustopp beendet

„Wir versuchen so schnell wie möglich an der Ortsumfahrung von Garmisch-Partenkirchen mit Kramertunnel weiterzumachen“, kündigt Scheckinger nach dem Baustopp im August an. Die Westumfahrung auf 5,6 Kilometern Länge mit dem 3,6 Kilometer langen Kramertunnel ist aktuell die größte Maßnahme des Staatlichen Bauamts in dem Landkreis und soll nach Fertigstellung den Verkehr in Nord-Süd-Richtung am Ortskern vorbeilenken. Wegen Vertragsstreitigkeiten um Nachforderungen des früheren Bauunternehmens in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags landete der Fall vor Gericht und fiel am Ende zu Gunsten des Staatlichen Bauamts aus. Bestenfalls wird nun im Frühjahr mit einem neuen Partner weitergebaut. Die Verkehrsfreigabe, die Ende 2025 geplant war, wird sich voraussichtlich verschieben.

Wieder Umleitung

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird die Staatsstraße zwischen Bad Tölz und Dietramszell erneuert. Zwei von sechs Bauabschnitten sind fertig, weitere vier zwischen Obermühlthal und Kirchbichl folgen nächstes Jahr.

Ein 50 Millionen Euro teures „Großprojekt“ kündigt Martin Herda, Abteilungsleiter Straßenbau Süd, in Bad Tölz mit der Nordumfahrung an, die wichtige Ost-West-Verbindung im Alpenraum ist. Nach Erdbaumaßnahmen in diesem Jahr soll die 2,7 Kilometer lange Baustelle, die er mit drei bis vier Jahren Bauzeit veranschlagt, voraussichtlich im Herbst 2024 starten. Abgeschlossen werden dieser Tage die Radwege von Kochel nach Pessenbach und von Gaißach nach Lenggries. Rund 600 Meter Radweg fehlen noch zum Lückenschluss der 2,5 Kilometer langen Radwegverbindung von Icking nach Ebenhausen Richtung München, der 2024 umgesetzt werden soll. Im Landkreis Starnberg wurde der Verkehr nach der Sanierung der Böschung im Mühltal vor wenigen Tagen freigegeben. 117 Bohrsäulen mussten dort auf einer Länge von 140 Metern zehn Meter tief in den Boden getrieben werden, weil die Straße abgerutscht war, erklärt der stellvertretende Abteilungsleiter Straßenbau Nord und Sachgebietsleiter Planung und Bau, Florian Sendl.

An der Ortsdurchfahrt Tutzing arbeitet das Staatliche Bauamt auch 2024.

Das 320-Millionen-Euro-Tunnelprojekt in Starnberg wird aktuellen Planungen zufolge nicht vor 2033 fertig. Nach dem Einbau der neuen Bahnbrücke an der B 2 geht es 2024 mit einer Verkehrssimulation zwischen Ostern und Pfingsten weiter. Dabei soll die Situation während der Errichtung des nördlichen Tunnelportals getestet werden. Eineinhalb Jahre lang ist es dann voraussichtlich nicht möglich, aus München kommend auf die südliche Leutstettener Straße abzubiegen, sondern erst eine Kreuzung später.

Grotte in neuem Glanz

220 Liegenschaften mit 1.200 Gebäuden betreut der Fachbereich Hochbau des Staatlichen Bauamts Weilheim. Der Landesbereich, der knapp die Hälfte ausmacht, enthält auch 33 Kirchen, der Bundesbereich vor allem Gebäude der Bundeswehr. Insgesamt laufen 220 Baumaßnahmen mit einem Volumen von 600 Millionen Euro. „Die größte Maßnahme im Bau ist derzeit die Erweiterung der Feuerwehrschule in Geretsried mit 70 Millionen Euro“, erklärt der Leitende Baudirektor Peter Aumann, der stellvertretender Amtsleiter und Bereichsleiter Hochbau ist. Gefolgt von der Sanierung der 1876/77 erbauten Grotte von Schloss Linderhof mit 52 Millionen Euro, die nach zehnjähriger Umbauzeit 2024 enden soll. In Natursteine und Putz der Raumschale der künstlichen Tropfsteinhöhle drang Feuchtigkeit ein und auch die Feuchtigkeit aus dem im Innern angelegten See trug zum Verfall der Konstruktion bei. Mit einer unterirdischen Mauer und Drainage wird eindringendes Wasser nun abgehalten. Die Korrosion wird nun durch eine Raumluftentfeuchtung gestoppt. Die alte Dachkonstruktion wurde durch eine begrünte Variante ersetzt, die Drahtputzschale erneuert und die Ausstattung rekonstruiert. Moderne LED-Beleuchtung hielt Einzug und verbessert die Lichtfarben.

„Das hätte dem Technikfreak König Ludwig II. bestimmt gefallen“, ist sich Aumann sicher. Denn schon beim Bau sei die Grotte mit Hightech ausgestattet worden, mit elektrischer Beleuchtung und mechanischer Wellen-Erzeugung im See.

Es läuft nicht rund

Noch 2023 übergeben werden soll das 14 Millionen Euro teure Polizeiliche Trainingszentrum Murnau und 2024 das Gebäude der Polizeiinspektion Gauting.

Das Staatliche Bauamt Weilheim vergibt große Projekte aktuell großteils an Wirtschaftsbetriebe und übernimmt dabei meist nur noch die Projektsteuerung. Das liegt laut Scheckinger zum einen am Fachkräftemangel und zum anderen an den stark gestiegenen Investitionen von Bund und Freistaat in den vergangenen zwei Jahren. Aufgrund fehlender Investitionen in den Jahren davor stellt der Amtsleiter zahlreichen Staatsstraßen ein schlechtes Zeugnis aus. Nun müsse aufgeholt werden.

Etwas anders gestaltet sich die Situation im Hochbau. Peter Aumann beklagt insbesondere im Bereich der Bundeswehr ständige Änderungen im Bedarf und viel zu lange Genehmigungszeitläufe. Diese verhinderten eine effektive Umsetzung von Projekten. Anstelle der Deckung des dringend benötigten Infrastrukturbedarfs entstehe derzeit hoher Verwaltungsaufwand, ohne einen entsprechenden Ausgabenzuwachs zu erzeugen.

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