Drei Kinder, kein Tageslicht – das verstörende Leben im „Horror-Haus"
In einem Haus in Oviedo, Spanien, wurden drei Kinder, achtjährige Zwillinge und ein zehnjähriger Junge, über Jahre hinweg von ihren deutschen Eltern isoliert – offenbar ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Ab Dezember 2021 hielten Vater und Mutter ihre Kinder aus Angst vor dem Virus vollständig von der Außenwelt abgeschottet, obwohl die offiziellen Maßnahmen längst aufgehoben waren. „Wir alle haben die Corona-Zeit und alles was darauf folgte miterlebt. Man kann nur spekulieren, was eine Familie dazu gebracht haben mag, sich so lange einzusperren“, sagte Polizeikommissar Francisco Javier Lozano García.
Eltern haben die Kinder systematisch von der Außenwelt abgeschirmt
Die Kinder hatten laut Medienberichten seit fast vier Jahren kein Tageslicht mehr gesehen. Sie trugen teilweise mehrere Masken gleichzeitig und lebten unter katastrophalen hygienischen Bedingungen. „Die Kinder waren schmutzig, in Schlafanzügen und schwer vernachlässigt“, hieß es. Sie seien „deutlich unterernährt“ und das Haus sei „überall mit Müll übersät“ gewesen. Die Ermittler beschreiben einen beißenden Geruch in der Wohnung. Die Eltern sollen die Kinder systematisch von der Außenwelt abgeschirmt haben, angeblich aus Angst vor Krankheiten und staatlicher Kontrolle.
Laut dem Einsatzleiter hatte eine Nachbarin Mitte April die Polizei alarmiert. Das Haus wurde daraufhin beobachtet und während des Blackouts in Spanien fand schließlich der Einsatz statt.
Der Vater der Kinder, ein promovierter Philosoph, hatte sich über Jahre zunehmend von der Gesellschaft isoliert. Er arbeitete als freiberuflicher Personalberater im Home Office. Die Mutter, deren Rolle bislang weniger klar ist, lebte ebenfalls im Haus, soll aber laut Nachbarn kaum aufgefallen sein. Bereits in Deutschland sollen beide versucht haben, ihre Kinder nur zu Hause zu unterrichten. Doch der damalige Antrag wurde abgelehnt, woraufhin beide nach Spanien auswanderten.
Medien bezeichnen den Fall als "Horror-Haus von Oviedo"
Die Ermittler und Sozialbehörden zeigen sich schockiert vom Ausmaß der Vernachlässigung. Die Kinder hätten große Defizite in Sprache, Bildung und Sozialverhalten. Sie sind mittlerweile in Obhut des Jugendamts und werden medizinisch sowie psychologisch betreut. Nachbarn berichten rückblickend, sie hätten zwar Unstimmigkeiten bemerkt, aber nie konkrete Hinweise auf eine Straftat gehabt. Einige gaben an, die Eltern hätten jeglichen Kontakt vermieden. Die Wohnung sei stets abgeschirmt gewesen.
Beide Eltern wurden festgenommen und befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird unter anderem Freiheitsberaubung und Kindeswohlgefährdung vorgeworfen. In den Medien wird der Fall als „Horror-Haus von Oviedo“ bezeichnet. Die weiteren Ermittlungen dauern an. Es wird geprüft, ob das Paar auch in Deutschland auffällig gewesen ist oder den Behörden bereits bekannt war.