Blackout in Spanien verursacht 1,6 Milliarden Euro Schaden
Unternehmerverband: Milliarden-Schaden durch historischen Stromausfall
Mittwoch, 30. April, 15.55 Uhr: Der massive Stromausfall am Montag hat in Spanien nach Angaben des Unternehmerverbandes CEOE wirtschaftliche Schäden in Höhe von etwa 1,6 Milliarden Euro verursacht. Dies entspreche in etwa 0,1 Punkten des Bruttoinlandsprodukts (BIP), teilte der Verband auf Anfrage mit.
Die Zeitung "El País" berichtete, manche Bankanalysten rechneten sogar mit Verlusten in Höhe von 2,25 Milliarden bis 4,5 Milliarden Euro. Allerdings gingen andere Experten dem Blatt zufolge davon aus, dass die Schäden niedriger seien, weil einige Produktionsausfälle im Laufe des Jahres noch kompensiert werden könnten.
Viele Industriebetriebe wie etwa Volkswagen in Pamplona und die Tochter Seat bei Barcelona mussten die Produktion unterbrechen. Manche Industrieanlagen hätten durch die abrupte Unterbrechung der Energieversorgung Schaden genommen.
Auch die Lebensmittelindustrie und der Handel klagen über herbe Verluste etwa infolge unterbrochener Kühlketten. Viele Supermärkte mussten ihr gesamtes Kühl- und Tiefkühlsortiment entsorgen, weil die Lebensmittel zu warm geworden waren.
Deutsches Unternehmen war beteiligt - Amprion lieferte Strom an Frankreich
18.28 Uhr: An der Bewältigung der Stromausfälle in Spanien und Portugal ist auch der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Amprion beteiligt gewesen. Der französische Netzbetreiber RTE hatte am Montag für den Netzwiederaufbau kurzfristig Energie bereitgestellt, wie das Unternehmen in Dortmund berichtete. "Amprion hat seinerseits mit einer grenzüberschreitenden Energielieferung in Richtung Frankreich die Situation gestützt", sagte ein Sprecher.
Im europäischen Verbundsystem sei vorgesehen, dass benachbarte Übertragungsnetzbetreiber Nothilfe in Form von außerplanmäßigen Energielieferungen bereitstellen. "Dies würde auch bei einem Störfall in unserem System stabilisierend wirken", so der Sprecher weiter.
Grundsätzlich verfügten alle Netzbetreiber über Notfallinstrumente, um auf Großstörungen reagieren zu können. "Die Größe des europäischen Verbundnetzes wirkt hier ebenfalls stabilisierend." Für die iberische Halbinsel gelte dies wegen der Randlage jedoch nicht im selben Umfang wie für Deutschland, das von mehreren europäischen Nachbarländern umgeben ist.
Spanische Justiz prüft "Sabotage" als Ursache für Stromausfall
14.00 Uhr: Nach dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel geht die spanische Justiz dem Verdacht einer "Computer-Sabotage" als Ursache nach. Ein Richter der Audiencia Nacional, Spaniens für die Verfolgung schwerer Straftaten zuständiges Gericht, habe eine Voruntersuchung dazu eingeleitet, teilte die Justiz am Dienstag mit. Wenn der landesweite Stromausfall auf "einen Akt der Computer-Sabotage" in der strategischen Infrastruktur zurückgehe, könnte dies als "Terrorismus" eingestuft werden, hieß es weiter. "Cyber-Terrorismus" könnte eine mögliche Erklärung für den Vorfall sein.
Die Regierung in Madrid richtete derweil eine Untersuchungskommission ein, um die Ursachen des Stromausfalls zu klären. Alle notwendigen Maßnahmen würden getroffen, "damit sich so etwas nicht wiederholt", erklärte Regierungschef Pedro Sánchez. "Die Techniker des Stromnetzes sind weiterhin mit einer Analyse des Systems befasst", sagte er. "Wir rechnen mit vorläufigen Ergebnissen in den nächsten Stunden oder Tagen."
Solange die Ergebnisse dieser Analyse nicht vorlägen, werde keine Hypothese hinsichtlich der Ursache des flächendeckenden Stromausfalls ausgeschlossen, sagte Sánchez weiter. Dies wich von den Erklärungen des spanischen Stromnetzbetreibers und der Regierung in Lissabon ab. Sowohl der Netzbetreiber Red Eléctrica Española als auch die portugiesische Regierung hatten eine Cyberattacke auf das spanische Stromnetz als Ursache am Vormittag ausgeschlossen.
Spanischer Netzbetreiber schließt Cyberattacke als Ursache aus
12.03 Uhr: Nach dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel hat der spanische Netzbetreiber eine Cyberattacke als Ursache ausgeschlossen. "Mit Blick auf die Analysen, die wir bislang vornehmen konnten, können wir einen Cybersicherheitsvorfall in der Infrastruktur des Stromnetzes ausschließen", sagte der Chef für den Systembetrieb des Netzbetreibers Red Eléctrica Española, Eduardo Prieto, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Plötzlich verschwinden 15 Gigawatt aus Spaniens Stromnetz: "Es brauchte nur fünf Sekunden, um Chaos auszulösen"
11.43 Uhr: Am Tag nach dem großen Stromausfall in Spanien ist noch immer unklar, wie es zu dem Blackout kam. Wie die spanische Zeitung "El Pais" unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, seien um 12.33 Uhr plötzlich und bislang ohne erkennbaren Grund 15 Gigawatt aus dem Stromnetz verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt entsprach das rund 60 Prozent des im gesamten Land verbrauchten Stroms. Eine gewaltige Menge. "Es brauchte nur fünf Sekunden, um ein Chaos auszulösen", schreibt "El Pais" weiter.
Die Energieexperten vom "Science Media Center" (SMC) ordnen die Meldung ein: „Im europäischen Verbundsystem beträgt die gesamte kurzfristige Regelleistung drei Gigawatt", schreiben sie. Und weiter: "Diese deckt den Ausfall der zwei bis drei größten oder mehrerer kleinerer Kraftwerksblöcke ab. Man geht davon aus, dass innerhalb von Minuten nicht mehrere unabhängige Ausfall-Ereignisse quasi zeitgleich auftreten." Genau das scheint nun aber in Spanien passiert zu sein: "Wenn mehr Leistung ausfällt, verringert sich die Frequenz und es kann zu weiteren Abschaltungen von Stromerzeugern bis hin zum Blackout kommen."
Stromversorgung in Spanien zu 99 Prozent wiederhergestellt
Dienstag, 29. April, 07.19 Uhr: Nach dem massiven Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel fließt der Strom zumindest in Spanien fast überall wieder. Gegen 6 Uhr waren etwa 99,16 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt, meldete der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica auf der Plattform X.
Elf Züge in Spanien mit Passagieren an Bord noch gestrandet
22.55 Uhr: Rund zehn Stunden nach dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel sind in Spanien nach Angaben des Verkehrsministeriums noch elf Züge mit Passagieren an Bord gestrandet. Diese Züge müssten noch versorgt werden, erklärte Verkehrsminister Oscar Puente am Montagabend im Onlinedienst X. Die Leitstelle am Bahnhof Madrid-Atocha sei soeben wieder ans Netz angeschlossen worden, fügte er an.
"Vivaaa!" Madrid jubelt über Strom-Rückkehr nach gut neun Stunden
22.52 Uhr: Nach mehr als neun Stunden einer nahezu kompletten Isolation von der Außenwelt hat Madrid wieder Strom, Internet und Telefonverbindung. Zwischen 21.30 und 22.30 Uhr wurde in vielen Vierteln der spanischen Hauptstadt die Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt, wie Medien unter Berufung auf Bewohner berichteten. Den Angaben zufolge konnten sehr viele Menschen auch wieder ins Internet sowie per Handy und Festnetz telefonieren.
Als die Lichter lange nach Einbruch der Dunkelheit in Madrid plötzlich wieder angingen, jubelten die Menschen zum Beispiel im Viertel Chamberí lautstark auf der Straße, aus den Fenstern und von den Balkonen. "Siii" (Jaaa) und "Vivaaa!" (Hurraaa) hörte man Menschen unter anderem auch in fahrenden Autos schreien. Andere sangen begeistert das berühmte Lied "Y Viva España".
Jeder Dritte in Spanien hat wieder Strom
22.06 Uhr: Mittlerweile ist mehr als 35 Prozent des Strombedarfs in Spanien wiederhergestellt, sagte der Chef des Netzbetreibers Red Eléctrica am Montagabend dem Radiosender Cadena Ser. Dem portugiesischen Betreiber REN zufolge wurden bis dahin rund 750.000 von 6,5 Millionen Anschlüssen wieder an die Versorgung angeschlossen, die Hauptstadt Lissabon war aber weiterhin ohne Strom.
Am Abend berichteten AFP-Journalisten aus der Hauptstadt Madrid, dass es in mehreren Vierteln wieder Strom gab. Für Portugal hieß es von REN, die Umspannwerke in der nordportugiesischen Metropole Porto seien wieder in Betrieb und die Lage werde sich voraussichtlich "in Kürze" normalisieren. "Im Laufe der Nacht" werde die Stromversorgung in ganz Portugal wieder hergestellt werden.
Stromversorgung in Spanien zu 20 Prozent wiederhergestellt
21.28 Uhr: Nach Angaben eines Netzbetreibers ist die Energieversorgung in Spanien zu 20 Prozent wiederhergestellt. "Mehr als ein Fünftel des Bedarfs der Halbinsel" sei mit Strom versorgt, teilte Betreiber Red Eléctrica im Onlinedienst X mit. Der Strom stamme aus Kraftwerken in Spanien und aus Frankreich.

Die Versorgung im restlichen Land werde „schrittweise“ wieder verfügbar sein.
Netzagentur: "Langanhaltender Blackout in Deutschland unwahrscheinlich"
21.08 Uhr: Ein umfangreicher Stromausfall wie am Montag in Spanien und Portugal ist in Deutschland nach Angaben der Bundesnetzagentur nicht zu befürchten. "Ein großflächiger, langanhaltender Blackout ist in Deutschland unwahrscheinlich", teilte die Behörde in Bonn auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bekräftigte am Abend in der "ARD-Tagesschau", dass ein solcher Fall "sehr unwahrscheinlich" sei und in Deutschland auch so nicht vorgekommen sei. Das deutsche Stromnetz sei redundant ausgelegt. Konkret bedeute das, dass eine Leitung immer ausfallen könne und eine andere Leitung einspringen würde.
"Das heißt, wir haben mehrere Sicherungssysteme im deutschen Stromnetz", sagte Müller. "Und natürlich für den Fall der Fälle hätten wir Kraftwerke, sogenannte schwarzstartfähige Kraftwerke, die ein solches Netz wieder aufbauen könnten. Das heißt, Deutschland ist gut vorbereitet."
Auch die Sprecherin der Netzagentur verwies auf zahlreiche Sicherungsmechanismen in Deutschland. Diese würden kontinuierlich auf ihre Eignung geprüft und bei Bedarf angepasst. Zu den Stromausfällen in Südwesteuropa sei die Netzagentur in Kontakt mit den Übertragungsnetzbetreibern.
Spanischer Regierungschef: "Erleben kritische Stunden"
19.17 Uhr: Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez ruft die Bürger des Landes dazu auf, angesichts des landesweiten Stromausfalls Ruhe zu bewahren. "Bis die Stromversorgung wiederhergestellt ist, werden wir einige kritische Stunden erleben", sagte er bei einer Ansprache an die Menschen, die im spanischen Fernsehen übertragen wurde.
Sánchez rief dazu auf, nur kurze und zwingend notwendige Gespräche mit dem Handy zu führen und die Notrufnummer 112 nur zu nutzen, wenn es unbedingt nötig sei, um die Netze nicht zusätzlich zu belasten.

Zu den Ursachen des landesweiten Blackouts sagte Sánchez, es könne keine Hypothese ausgeschlossen werden, es dürfe aber auch nicht spekuliert werden. Er riet den Menschen, sich über "offizielle Kanäle" zu informieren. Die Regierung stehe mit dem Königshaus, den Parlamentsfraktionen, den europäischen Partnern und der Nato in Kontakt. "Priorität ist, sicherzustellen, dass die Normalität wieder hergestellt wird", versicherte der Politiker der sozialdemokratischen Partei PSOE.
Sánchez sagte weiter, die Wiederherstellung der Versorgung im Norden und Süden des Landes sei dank der Zusammenarbeit der Behörden Frankreichs und Marokkos gelungen. Er dankte den Ländern für ihre Solidarität.