Hoffnung für den Kramertunnel: Im Frühjahr soll’s weitergehen
Licht am Horizont: Zwar gibt es neuen Ärger mit der ehemaligen Tunnelbaufirma BeMo aus Tirol, dennoch hoffen die Verantwortlichen auf eine Wiederaufnahme der Arbeiten auch im Berg am Kramertunnel im April.
Garmisch-Partenkirchen – Wann geht’s weiter mit dem Bau des Kramertunnels? Eine Frage, die nicht nur die Bürger rund um Garmisch-Partenkirchen und darüber hinaus beschäftigt. Von deren Antwort hängt auch die Umsetzung weitreichender Projekte wie zum Beispiel eine künftig denkbare Entlastung für den Eibsee oder ein Parkzentrum am Kreuzeck ab. Eine Frage aber auch, auf die es im vergangenen halben Jahr kaum eine Antwort gab. Nun scheint aber Licht am dunklen Horizont: „Ich bin durchaus zuversichtlich, dass wir im Frühjahr wieder anpacken können“, sagt Stefan Scheckinger, Leiter des Staatlichen Bauamts in Weilheim. Und zwar nicht nur im Außenbereich, sondern hoffentlich auch wieder im Inneren des Kramers.
Noch ist es zum Jubeln aber zu früh: Denn die Vergabekammer der Regierung von Oberbayern muss über eine Beschwerde der BeMo Tunnelling GmbH entscheiden. Mit jenem Unternehmen aus Tirol war es im vergangenen Jahr zum Bruch gekommen, wodurch der Tunnelbau eingestellt wurde. Nun bewarb sich BeMo mit neuen Subunternehmern erneut, wurde aber vom Staatlichen Bauamt abgelehnt. Eine Entscheidung fällt wohl im März.
Mündliche Anhörung vor der Vergabekammer am Dienstag
Scheckinger blickt der Angelegenheit relativ ruhig entgegen. „Ich bin guter Dinge“, sagt der Amtsleiter, dessen Behörde den Bau des Kramertunnels und der West-Umgehung von Garmisch-Partenkirchen dirigiert. „Aber ich will der Kammer nicht vorgreifen.“ Selbstredend ist es aber nicht so, dass sich das Bauamt unvorbereitet in die neue Vergabe der Arbeitsleistungen gestürzt hat. Am kommenden Dienstag steht eine mündliche Anhörung vor der Kammer in München an. Dass sofort entschieden wird, zweifelt Scheckinger an. „Aber man hat dort schon erkannt, dass das Ganze eine dringliche Sache ist. Der Fall wurde wirklich zügig behandelt.“ In den Weihnachtsferien sei das Nachprüfungsverfahren nach der Beschwerde der Tiroler Tunnelbauer gleich eingeleitet worden. Der Behördenchef rechnet spätestens im März mit einem Urteil. Gegen das freilich dann nochmals Berufung eingelegt werden kann. Dann landet der Fall vor dems Oberlandesgericht.
Das hofft in Weilheim niemand. Scheckinger schließt aber nicht aus, dass die BeMo bis zum Äußersten gehen könnte, um das Projekt Kramertunnel schlichtweg zu verzögern, nachdem der Vertrag im Frühjahr 2023 wegen hoher Nachforderungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich aufgekündigt worden war. Sein Motto: „Hoffen wir das Beste.“
Gekündigte Firma im neuen Vergabewettbewerb ausgeschlossen
Grundsätzlich hat das Staatliche Bauamt mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet. Bereits im vergangenen November wurde das EU-weite Vergabeverfahren eingeleitet. Dabei setzte die Behörde auf einen vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb. „Da fragt man erst ab, wer sich für die Bauleistung interessiert, schaut, wer sich meldet und bewertet, wer dafür geeignet ist“, erläutert er. Laut Raphael Zuber, dem zuständigen Mann für Großprojekte im Bauamt Weilheim, „lagen ausreichend Bewerbungen vor“. Kurioserweise auch die der BeMo, die bekanntlich Teil der alten Arbeitsgemeinschaft Kramertunnel war. „Diese Firma wurde für das weitere Vergabeverfahren ausgeschlossen, da diese aus unserer Sicht nicht geeignet ist“, stellt Zuber klar. Scheckinger geht noch ein wenig mehr ins Detail: „Es wäre doch absurd gewesen, wenn wir uns wieder auf dieses Unternehmen einlassen.“ Es sei seinem Amt gar nichts anderes übrig geblieben, als die Tiroler auszuschließen. „Sonst wäre das ganze Spielchen vielleicht wieder von vorne losgegangen.“ Sahen die Verantwortlichen in Innsbruck offenbar anders und legten besagte Beschwerde ein.
Im Hintergrund lief das Vergabeprozedere parallel zum Beschwerdeverfahren erst einmal weiter. „Wir sind ein bisschen Risiko gegangen, das räume ich ein“, sagt Scheckinger. Doch jetzt geht es der Behörde einfach auch um den Zeitfaktor. Die Restleistungen, die ausstehen, um Tunnel und Umfahrung fertig zu bekommen, haben die Verantwortlichen in drei Pakete unterteilt und diese ausgeschrieben. Nummer eins ist die Fertigstellung der Innenschale des Tunnels, Nummer zwei schließt sich mit dem Einbau der Fahrbahn und der Gehwege daran an. Paket drei besteht aus dem kompletten Außenbereich.
Im Außenbereich soll es ab 15. April mit Vollgas weitergehen
Besonders letzteres soll ab Mitte April „mit Vollgas“ weiterlaufen. Der Plan ist aktuell, dass es am 15. April an beiden Portalen losgeht. „Die Arbeiten an den Anschlussstellen Nord und Süd wollen wir 2024 weitestgehend zum Abschluss bringen“, betont Zuber. Im Klartext: Die Loisachbrücken im Süden bei Grainau sowie die Grundwasserwanne samt Anschluss aus Burgrain im Norden sollen für den Verkehr freigegeben werden. Selbst für den Innenausbau des Tunnels hätte das Bauamt bereits einen neuen Partner. Daraus macht Scheckinger keinen Hehl. Aber: „Für einen Vertragsabschluss brauchen wir eben einen positiven Entscheid der Kammer.“
Meine news
Auf der Baustelle sah es in den vergangenen Wochen zwischendurch schon immer wieder mal nach neuer Betriebsamkeit aus. Das hatte allerdings nichts mit der Wiederaufnahme der Arbeiten zu tun. Vielmehr geht es derzeit noch darum, dass die BeMo viele Monate nach der Kündigung des Vertrags die Baustelle komplett räumt. Die Behörde setzte nun eine Frist bis Ende Februar, damit dem Neuanfang dann nichts im Wege steht. „Insgesamt läuft die Übergabe aber wirklich ordentlich“, urteilt Scheckinger. Also: Noch ein Lichtblick am Kramertunnel.