Nach Katzen-Kritik: Fassungslosigkeit im Tierheim Garmisch-Partenkirchen
Die Wogen sind mächtig nach oben geschlagen, als eine Katzen-Mama aus Mittenwald ihrer Enttäuschung über das Tierheim Garmisch-Partenkirchen Luft gemacht hatte. Seitdem prasselt viel Kritik in den Sozialen Medien auf die Einrichtung. Völlig zu unrecht, wie drei Mitarbeiterinnen finden.
Mittenwald – Zehn Tage sind verstrichen, seitdem Bettina Brandner (76) im Tagblatt darüber geklagt hat, keine Katze im Tierheim Garmisch-Partenkirchen bekommen zu haben – nicht zuletzt mit dem Verweis auf ihr Alter. „Sensationell wie viele Menschen mich darauf angesprochen haben.“ Viel Zuspruch hat die Mittenwalderin dabei erfahren. Sie sei definitiv kein Einzelfall, schildert Brandner. „20 bis 30 Leute bestätigen mir bestimmt das Gleiche.“
Während also unterm Karwendel eine Witwe sich also Luft verschafft hat und das auch nicht bereut, herrscht im Tierheim Garmisch-Partenkirchen eine gewisse Ratlosigkeit. „Wir verstehen die Welt nicht mehr, dass sich Frau Brandner nach fast drei Jahren an die Zeitung wendet und wahrheitswidrig behauptet, dass sie keine Katze von uns bekommen hätte, ,weil sie zu alt‘ sei“, heißt es in einer gemeinsam verfassten Stellungnahme von Anna Sloof, Vroni Bartl und Eva Ostermann. Die drei outen sich als die Tierpflegerinnen, „die mit Frau Brandner zu tun hatten“.
In dem Brief ans Tagblatt fühlen sich die drei im Speziellen und die Einrichtung in der Schmalenau im Allgemeinen zu unrecht an den Pranger gestellt. „Das Tierheim ist seit Erscheinen des Artikels auf Facebook einem regelrechten ,Shitstorm‘ mit über 2500 Kommentaren, die inzwischen gegen alle Tierheime gehen, ausgesetzt.“ Warum nur? „Wir Tierpflegerinnen und unsere Kolleginnen arbeiten 365 Tage im Jahr mit großer Hingabe und Sachverstand, schauen nie auf die Uhr und nehmen auch noch Handaufzuchten mit nach Hause“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Wir sind fassungslos über die Hetze und Beleidigungen und bedanken uns bei den vielen Tierfreunden, von denen wir in den letzten Tagen viel Zuspruch erfahren haben.“
Zum konkreten Fall Brandner nehmen Sloof, Bartl und Ostermann wie folgt Stellung: Sie wollen in besagtem Jahr 2021 „über Monate“ mit der alleinstehenden Mittenwalderin telefoniert haben. „Sie kam auch mehrmals ins Tierheim.“ Dort soll sich Bettina Brandner für das Katzenbaby Enya interessiert haben. „Da dieses sehr scheu war und mit seiner Schwester Elisa zusammen vermittelt werden sollte – was dann auch geschah – rieten wir Frau Brandner davon ab.“ Was die Rentnerin vehement bestreitet. „Ich habe mich nicht für Tierbabys interessiert, da geht mir echt der Hut hoch!“
Das war sehr bitter für uns.
Dann berichteten die Tierpflegerinnen von den Katzenbabys Tiffi oder Talia, die beide sehbehindert sind und demnach nur in Wohnungen leben könnten. „Wir berieten Frau Brandner dann ausführlich dahingehend, sich eine etwas ältere, nette und verkehrserfahrene Katze auszusuchen, die für den Freigang mitten in Mittenwald geeignet ist und stellten ihr entsprechende Katzen vor, die sie aber nicht haben wollte.“ Das Tierheim-Trio kommt zu dem Schluss: „Es ging also nie, wie von Frau Brandner behauptet, darum, dass sie ,zu alt‘ sei und deshalb keine Katze bekommen würde. Wir sind ausgebildete Tierpflegerinnen, kennen unsere Tiere, ihren Charakter und achten bei den Vermittlungen darauf, dass Tier und Mensch zusammenpassen.“
So konnten 2023 insgesamt 357 und heuer schon 47 Katzen vermittelt werden. Die Masse an Kritik traf die Mitarbeiter im Tierheim daher bis ins Mark. „Das war sehr bitter für uns“, meint Tessy Lödermann, die Vorsitzende des Tierschutzvereins des Landekreises Garmisch-Partenkirchen. „Denn solch eine Hetze geht auch an uns nicht spurlos vorbei.“
Die bisweilen grenzüberschreitenden Kommentare im Internet findet selbstredend auch Bettina Brandner unsäglich. Sie weiß, welche Arbeit in der Schmalenau geleistet wird. „Da habe ich einen Heidenrespekt davor.“ Doch in ihrem konkreten Fall sieht die Mittenwalderin schlichtweg „die Diskriminierung einer Person“. Und davon rückt sie keinen Millimeter ab.