Sensationsfund in Mittenwald: Verschollenes Tier wiederentdeckt

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Ein wirklich seltener Anblick: die Bayerische Kurzohrmaus. © Privat

Über 60 Jahre galt die Bayerische Kurzohrmaus als verschollen. Nun haben Wissenschaftler dieses extrem seltene Nagetier wiederentdeckt – und zwar bei Mittenwald. Die Fachwelt jubelt, und der deutsche Blätterwald rauscht.

Mittenwald – Professor Dr. Claus König ist selbst mit seinen 90 Jahren noch ein gefragter Mann. Egal ob Boulevardzeitung, Hamburger Wochenmagazin oder der Kultursender ARTE – sie alle wollen von dem renommierten Zoologen aus Ludwigsburg wissen, was es mit „Microtus bavaricus“ auf sich hat. Wer es nicht weiß: Damit ist die Bayerische Kurzohrmaus gemeint. König hat sie 1962 in Garmisch-Partenkirchen entdeckt. Jahrzehnte lang galt der Nager danach als verschollen. Jetzt haben Wissenschaftler unter Mithilfe des pensionierten Professors das kleine Tier wiederentdeckt – und zwar am Lautersee.

Professor Dr. Claus König
Geschulter Blick: Professor Dr. Claus König. © privat

Warum die Experten dort unterwegs waren, hat natürlich einen Grund. „Bei Mittenwald wurde deswegen gesucht, weil die Gegend räumlich nahe am ursprünglichen Fundort liegt und die Lebensräume dort zu den Anforderungen der Art passen“, teilt ein Sprecher des federführenden Landesamts für Umwelt (LfU) mit. Lebendfallen hatten die Suchtrupps auch an anderen Orten im Werdenfelser Land postiert – ohne Erfolg.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir weitere finden.

Am schönen Lautersee dagegen hat’s geklappt – allerdings nicht auf Anhieb. Professor König spricht von insgesamt 70 Fallen. „In der 69. war die Bavaricus drin.“ Er selbst war bei diesem Sensationsfund nicht vor Ort. König erhielt die frohe Botschaft via Telefonanruf. „Wir haben eine Maus“, teilt ihm ein Kollege am anderen Ende geradezu euphorisch mit. Jetzt ist der Forscherdrang bei Claus König, dessen Ehefrau Ingrid die Mäuse-Liebe bei ihm geweckt hat, vollends entbrannt. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir weitere finden.“ Ihm zufolge ist die Population der Bayerischen Kurzohrmaus „insel- und nicht flächenartig“. Einer dieser seltener Flecken befindet sich also am Mittenwalder Lautersee.

Nicht weit davon entfernt liegt das Eckbauergebiet. Dort stieß 1962 der damals blutjunge Wissenschaftler auf einer feuchten Wiese an der Kanker erstmals auf das Nagetier. Dessen typische faustgroße Wühlhaufen hatten König seinerzeit auf die Spur gebracht. Kurz danach war Microtus Bavaricus wieder verschwunden. Heute gilt sie als eine der seltensten Säugetierarten weltweit. Nur noch ein kleines Restvorkommen auf wenigen Hektar Ausdehnung in Tirol, nahe dem Achensee, war Forschern als Lebensraum bekannt. „Ihr kleines Verbreitungsgebiet ist auch ein Grund, warum die Art so selten und stark gefährdet ist“, informiert der LfU-Sprecher. Gleichzeitig vermehrt sich die Art deutlich langsamer, als man sich das klassischerweise bei Mäusen vorstellt: Ein Wurf hat nur zwei bis drei Junge. „Daher kommen die Tiere in geringen Dichten vor und in Kombination mit ihrer vorwiegend unterirdischen Lebensweise ist es nicht trivial, die Art nachzuweisen.“

Umso bahnbrechender die jüngste Entdeckung in Mittenwald. Das gefangene Exemplar wurde laut LfU „kurz nach dem Fang wieder freigelassen, nachdem sie Kot zur genetischen Bestimmung hinterlassen hatte“. Und was die Untersuchung komplett macht: Die eingesammelte DNA passt zu der jenes Exemplars der Bayerischen Kurzohrmaus, das Claus König 1962 als junger Wissenschaftler in der Bayerischen Staatssammlung hinterlegt hatte.

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