Wirtschaftsstandort Deutschland bekommt historisch schlechte Noten: „Signale könnten kaum deutlicher sein“

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Durch das geringere Interesse an Unternehmensgründungen gehen „wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren“, warnt DIHK-Präsident nach den Ergebnissen des Berichts „Unternehmensgründungen 2024“. © Sebastian Gollnow/dpa

Unternehmensgründer geben dem Standort Deutschland schlechte Noten. Die Industrie- und Handelskammer warnt vor gravierenden Folgen. Potenziale für Wachstum gehen verloren.

Berlin – Wer in Deutschland ein Unternehmen gründen will, findet aktuell historisch schlechte Bedingungen vor. Das kritisiert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in einem neuen Bericht. „Ich mache mir große Sorgen um unseren Standort“, sagte deren Präsident Peter Adrian in Folge des DIHK-Reports „Unternehmensgründungen 2024“.

DIHK beklagt schlechte Bedingungen für Unternehmen in Deutschland: „Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren“

„In der Industrie sehen wir schon fast einen Abschied auf Raten durch verstärkte Produktionseinschränkungen und Abwanderungstendenzen“, erklärte DIHK-Chef Adrian. „Wenn jetzt auch noch immer weniger Menschen hierzulande Unternehmen gründen wollen, gehen uns wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren.“

Die DIHK beobachtete 2023 einen Rückgang von sechs Prozent bei ihrem Angebot für beratende Einstiegsgespräche zur Existenzgründung. Das sei ein neuer Tiefstand. Bei individuellen Gründungsberatungen auf Basis konkreter Geschäftsideen im Rahmen eines zweiten Schritts gebe es zwar eine Zunahme von 17 Prozent.

Die DIHK führt diese Entwicklung jedoch nicht auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Gründer zurück. Nach der Corona-Pandemie seien jedoch Nachholeffekte zu beobachten. Auf Eis gelegte Vorhaben würden nun angegangen, heißt es im Bericht.

Gründer und Unternehmer geben Wirtschaftsstandort Deutschland nur noch Note „ausreichend“

Für den Report zu Unternehmensgründungen hat die DIHK im Januar und Februar 2024 zudem 952 Gründer, Start-ups und junge Unternehmen befragt. Diese geben dem Gründungsstandort Deutschland überwiegend schlechte Noten. Mit einem Durchschnitt von 3,6 ist das Ergebnis auf einem historischen Tiefstand. Aus einem „noch befriedigend“ sei ein „ausreichend“ geworden, lautet die Bilanz des Verbands.

Die befragten Gründer und Unternehmener wünschen zufolge eine vereinfachte Besteuerung und einen Abbau von Bürokratie. Damit deckt sich der DIHK-Bericht mit einer Umfrage zu den von Lindner vorgestellten Ergebnissen der Expertenkommission „Vereinfachte Unternehmenssteuer“, welche die Unternehmensberatung Ernst & Young durchgeführt hat. Dabei hatten sich Steuerexperten unter anderem für eine Modernisierung der Gewerbesteuer sowie eine Entlastung von Nachweis- und Dokumentationspflichten ausgesprochen.

Bedingungen für deutsche Wirtschaft: Kosten und Bürokratie „ersticken die Lust am Unternehmertum“

„Enorm gestiegene Kosten zum Führen von Betrieben und das Dickicht bürokratischer Regelungen ersticken aktuell die Lust am Unternehmertum“, sagte DIHK-Chef Adrian. „Die Signale für eine bessere Standortpolitik können kaum deutlicher sein.“ Als Maßnahmen nannte der Verband den Abbau bürokratischer Hürden und schlug neun Maßnahmen vor.

Formulare sollen entschlackt werden und Ausländer leichter Unternehmen gründen können. Außerdem fordert der DIHK eine gemeinsame Anlaufstelle bei Neugründungen, um den Aufwand für Gründer zu reduzieren. (ms/dpa)

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