Die Einführung eines Flex-Bus-Systems in Dietramszell und Egling steht zur Debatte. Einige CSU-Mitglieder des Kreis-Infrastrukturausschusses haben finanzielle Bedenken, andere sehen darin eine Chance für die Mobilität im ländlichen Raum.
In der Sitzung des Kreis-Infrastrukturausschusses hatte mancher ein Déjà-vu. Erneut stand eine Beschlussfassung zur Einführung eines Bedarfsverkehrs in Dietramszell und Egling auf der Tagesordnung, erneut gab es einen Antrag der CSU, das Thema zu vertagen. Der fand keine Mehrheit, allerdings muss der Flex nun wieder durch den Kreistag. Und genau dort war er zuletzt auf die lange Bank geschoben worden.
Flex-Bus-System kann frühestens ab Dezember 2027 fahren
Allerdings sind die Vorzeichen nun etwas andere. Tatsächlich hat das Aufschieben des Beschlusses dazu geführt, dass das Flex-Bus-System frühestens ab Dezember 2027 fahren kann. Zu diesem Zeitpunkt stünde auch die Neuvergabe einiger Buslinien in den Gemeinden an. „Wir werden das so weit eindampfen, dass wir nur noch den Schülerverkehr machen“, sagte Landrat Josef Niedermaier (FW) in der Sitzung. Das spart rund 750 000 Euro im Jahr. Die Mehrkosten für den Flex lägen dann nur noch bei 440 000 Euro pro Jahr – gerechnet ohne Fahrgast㈠einnahmen. Dafür bekommen die Eglinger und Dietramszeller eine optimale ÖPNV-Versorgung. Die Fahrzeuge – Sechs- bis Neunsitzer – stehen auf Abruf bereit und steuern – ohne festen Fahrplan, sondern ganz nach Bedarf – 115 Haltestellen in den beiden Gemeinden an. Darüber hinaus gibt es Satellitenhaltestellen in Wolfratshausen, Holzkirchen und Geretsried.
CSU-Vorschlag: Thema vertagen bis 2027
Weiterhin Bauchschmerzen hat die CSU. „Wir stehen zu dem Konzept“, betonte Franz Schöttl (CSU). Allerdings befürchte man, dass die Einführung des Flex Begehrlichkeiten in anderen, ebenfalls schlecht erschlossenen Gemeinden wie Bad Heilbrunn wecken könnte. „Die Befürchtung ist, dass wir die Tür nicht mehr zubekommen“, sagte Schöttl. Dafür habe der Landkreis aber nicht die finanziellen Mittel – und die Zukunftsaussichten seien hier alles andere als rosig. „Man kann kein Geld ausgeben, das man nicht hat“, ergänzte Ingo Mehner (CSU). Wenn man jetzt nicht auf die Finanzen schaue, „werden wir das teuer bezahlen“. Der Vorschlag der CSU: Das Thema bis 2027 vertagen und dann erneut beraten.
„Das Verkehrskonzept gehört jetzt umgesetzt“
Michael Häsch (CSU) teilt die Meinung seiner Fraktion nicht. „Ich rede hier nicht für die CSU, sondern für die Gemeinden Egling und Dietramszell“, sagte der Dietramszeller. Es gehe um fast 12 000 Bürger, deren derzeitige Anbindung an den ÖPNV schlecht sei. Über die Kreisumlage würden beide Gemeinden aber für andere den ÖPNV mitfinanzieren. „Das Verkehrskonzept gehört jetzt umgesetzt“, plädierte Häsch. Sonst sei es den Bürgern irgendwann schwer vermittelbar, warum sie bei Alpenbus, Bergbus oder S-Bahn-Verlängerung mitzahlen sollen.
„Riesenschritt für Mobilität“
Bei den anderen Fraktionen rannte Häsch ohnehin offene Türen ein. Wolfgang Goymann (Grüne) fand die Kosten mittlerweile „überschaubar“. Es sei zudem wichtig, gerade Jugendlichen eine Alternative zum Individualverkehr anzubieten. Das sieht Jakob Koch ähnlich. Der Flex in Egling und Diet㈠ramszell habe im Nahverkehrskonzept Priorität 1. „Das ist nichts, was nice to have ist.“ Die Jugendbefragung in Dietramszell habe gezeigt, dass der fehlende ÖPNV eines der größten Probleme ist. „Ich habe Lust, dass wir uns das trauen“, sagte Koch.
„Wir nicht wissen, was auf uns zukommt“
Anton Ortlieb (FW) hatte ebenfalls lange Bauchschmerzen mit dem Thema, „weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt“. Was ihn nun aber überzeugt habe, „ist, dass wir die Buslinien optimieren können. Das macht Sinn.“ Auch Niedermaier steht hinter dem Konzept. „Es ist ein Riesenschritt für die Mobilität im ländlichen Raum.“ Das Argument, die Einführung könnte weitere Begehrlichkeiten wecken, will er nicht gelten lassen. Der Kreistag habe im Nahverkehrsplan klare Prioritäten festgelegt. Und Heilbrunn sei nun einmal nicht in der höchsten Priorität. „Da muss man dann eben auch das politische Rückgrat haben und sagen, dass wir nicht alles auf einmal machen können.“
Ausschreibung wird vorbereitet
Der Antrag der CSU auf Vertagung wurde mit 9:2 Stimmen abgelehnt. Mit demselben Ergebnis plädierte das Gremium dafür, die Ausschreibung vorzubereiten. Zudem werden noch mögliche Förderprogramme abgeklopft. Nun geht das Thema in den Kreisausschuss, bevor sich im Juli erneut der Kreistag damit befasst.