Nach schwersten Verlusten: Ukrainisches Elite-Kommando bekommt „Kampfboote“ mit 1300 PS
Schweden liefert der Ukraine erstmals bewaffnete Kampfboote. Sie werden an einem Frontabschnitt gegen die russische Invasionsarmee sehnsüchtig erwartet.
Krynky – Dieser Frontabschnitt sollte im Ukraine-Krieg Hoffnung machen. Entsprechend offensiv bewarb Kiew den militärischen Fortschritt, als ukrainische Elite-Soldaten in der südlichen Region Cherson einen kleinen Brückenkopf am riesigen Fluss Dnipro sichern konnten.
Waffen für die Ukraine: Schweden liefert Kiew das Combat Boat 90
Dass die Armee Wochen mit etlichen Anläufen dafür brauchte, sprachen Präsident Wolodymyr Selenskyj und der Generalstab dagegen nicht an. Mittlerweile ist klar: Die Ukraine muss auch hier im südlichen Delta des Flusses, der das Land in zwei Hälften teilt, immense Verluste hinnehmen.
Helfen sollen jetzt bei Cherson, der gleichnamigen Großstadt, wohl „Kampfboote“, die Schweden den ukrainischen Streitkräften liefern wird. So gab Stockholm am Dienstag (20. Februar) die Lieferung von zehn Militärbooten vom Typ Stridsbåt 90 bekannt – in der internationalen Version Combat Boat 90 (CB90) genannt. Es ist eine völlig neuartige Waffe auf dem ukrainischen Schlachtfeld.

Ukraine-Armee: Marine-Soldaten erleiden bei Krynky am Dnipro schwere Verluste
Denn: Jene ukrainische Marines, die beim Dorf Krynky, wo der Brückenkopf liegt, den Dnipro lebend überquerten, mussten bei ihrer Überfahrt bisher aus einfachen Schlauchbooten mit Motorbetrieb heraus kämpfen. Ohne gepanzerten Schutz um sich herum waren sie dem russischen Gegenfeuer vom anderen Ufer regelrecht ausgeliefert, was Soldaten-Berichten zufolge zu empfindlichen Verlusten geführt haben soll.
„Hier sollten mehrere Brigaden stationiert werden, nicht einzelne Kompanien – wir haben einfach nicht genug Männer“, erklärte ein ukrainischer Soldat der BBC zur Lage rund um Krynky bei Cherson. „Wir haben einen Großteil unserer Ausrüstung selbst bezahlt – Generatoren, Powerbanks und warme Kleidung gekauft. Jetzt, wo der Frost kommt, wird es nur noch schlimmer – die wahre Situation wird vertuscht“, erzählte er im Dezember der Nachrichtenseite des britischen Senders.
Combat Boat 90 (CB90) | |
Bauwerft: | Dockstavarvet aus Schweden |
Besatzung: | 3 Mann plus 21 Mann Infanterie |
Länge / Breite: | 15,90 m / 3,80 m |
Höchstgeschwindigkeit: | 40 kn (74 km/h) |
Bewaffnung: | drei schwere Maschinengewehre vom Typ Browning M2HB, ein 40-mm-Maschinengranatwerfer Mk 19, vier Seeminen oder sechs Wasserbomben |
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Ukraine-Front am Dnipro: Medien kritisierten Kiew für waghalsige Landungen
Damit nicht genug: „Als wir am Ufer (des Dnipro bei Cherson, d. Red.) ankamen, wartete der Feind. Die Russen, die wir gefangen nehmen konnten, sagten, ihre Streitkräfte seien über unsere Landung informiert worden, sodass sie bei unserer Ankunft genau wussten, wo sie uns finden könnten. Sie warfen alles auf uns – Artillerie, Mörser und Flammenwerfer. Ich dachte, ich würde nie rauskommen“, erzählte er: „Die gesamte Flussüberquerung steht unter ständigem Beschuss. Ich habe gesehen, wie Boote mit meinen Kameraden an Bord nach einem Treffer einfach im Wasser verschwanden.“ Ein anderer Marine-Soldat sagte The New York Times: „Das linke Ufer war wie ein Fegefeuer.“
Russische Militärblogger hatten in den vergangenen Monaten wiederholt Videos von Leichen mutmaßlich ukrainischer Marine-Soldaten geteilt, die an den Ufern des Dnipro treiben. Den Uniformen nach handelte es sich wohl tatsächlich um Ukrainer. Wegen der waghalsigen ukrainischen Dnipro-Landungsmissionen bei Krynky kritisierte sogar das regierungsnahe Medienprojekt The Kyiv Independent Präsident Selenskyj und den Generalstab.
Combat Boat 90 aus Schweden: Bewaffnung und Schnelligkeit für Ukraine-Soldaten
Was können die CB90-„Kampfboote“ jetzt leisten? Die Panzerung ist nicht der maßgebliche Vorteil, denn diese ist (nur) aus leichtem Aluminium. Vorteil eins ist die Bewaffnung: Ein CB90 verfügt in seiner militärischen Version über drei schwere Maschinengewehre vom Typ Browning M2HB, einen schweren 40-mm-Maschinengranatwerfer Mk 19, vier Seeminen oder sechs Wasserbomben. Damit kann man sich auf dem Wasser natürlich gänzlich anders verteidigen.
Vorteil zwei ist die Schnelligkeit: So können die Kampfboote, die von einer Partnerwerft des schwedischen Konzerns Saab gebaut werden, mit zwei Dieselmotoren (1305 PS) auf eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 40 Knoten (74 km/h) beschleunigt werden. Mehr noch: Sie können auf dem Wasser in voller Fahrt in die Schräge geneigt werden und haben einen relativ kurzen Bremsweg auf wenige Bootslängen. (pm)