Berichten zufolge ist die US-amerikanische Ballerina Ksenia Karelina in Russland festgenommen worden. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Jekaterinburg – Der Tod von Alexei Nawalny hat das unbarmherzige Vorgehen von Wladimir Putins Regime in Russland einmal mehr vor Augen geführt. Die Entrüstung ist groß. Die Festnahme einer jungen Frau im russischen Jekaterinburg geht angesichts dessen nahezu unter. Und dennoch unterstreicht der Fall die Not, in der sich viele Kritikerinnen und Kritiker in Russland befinden.
Nach eigenen Angaben hat Russlands Inlandsgeheimdienst FSB die Frau mit russischer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft wegen des Verdachts auf Landesverrat festgenommen. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft. Das Weiße Haus wollte sich am Dienstag unter Berufung auf US-Datenschutzgesetze nicht näher zu dem Fall äußern. „Wir haben Kenntnis von Berichten über die Festnahme einer Bürgerin“ mit russischer und US-Staatsbürgerschaft, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. „Wir versuchen, mehr Informationen zu erhalten und konsularischen Zugang zu dieser Person zu bekommen.“
US-Ballerina mit russischer Staatsbürgerschaft festgenommen: Das wird ihr Vorgeworfen
Wie das kreml-kritische Medium Mediazona als erstes berichtete, handele es sich den Recherchen zufolge um die ehemalige Ballerina Ksenia Karelina. Der Vorwurf: „Seit Februar 2022 sammelt sie im Interesse einer der ukrainischen Organisationen proaktiv Gelder, die anschließend für den Kauf taktischer Medizin, Ausrüstung, Waffen und Munition durch die ukrainischen Streitkräfte verwendet wurden. Darüber hinaus beteiligte sich diese Bürgerin in den Vereinigten Staaten wiederholt an öffentlichen Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes“, heißt es in einer Pressemitteilung des FSB.
Wie die Russsische Rechtsorganisation Perviy Otdel betont, sei die Unterstützung der ukrainischen Organisation jedoch weit geringer ausgefallen, als es die FSB-Vorwürfe vermuten lassen. Demnach habe Karelina im Jahr 2022 lediglich 51,80 US-Dollar an die ukrainische Wohltätigkeitsorganisation „Razom for Ukraine“ mit Sitz in den USA überwiesen.
Demnach könnte Karelina bereits länger in Behördengewahrsam sein, als zunächst vermutet. Sie soll bereits am 27. Januar wegen „geringfügigen Randalierens“ festgenommen worden sein. Angeblich wurde sie danach wohl nicht entlassen, sondern im Februar stattdessen inhaftiert und in Untersuchungshaft gesteckt. Ein von der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti verbreitetes Video zeigt, wie einer jungen Frau in einer weißen Jacke und einer über die Augen heruntergezogenen weißen Mütze von einem Beamten weggeführt wird. In einem weiteren Clip werden ihr Handschellen angelegt.
US-Bürgerin Ksenia Karelina in Russland verhaftet: Familie wendet sich an das Weiße Haus
Im Falle einer Verurteilung wegen Hochverrats drohen der Ballerina mit US-amerikanischer und russischer Staatsbürgerschaft gemäß Artikel 275 des Strafgesetzbuches zwischen 12 und 20 Jahre Gefängnis. Bei der Daily Mail hat sich inzwischen die Familie von Karelina zu Wort gemeldet.
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Ihre Schwiegermutter, Eleonora Srebroski, wandte sich aus den USA an das Weiße Haus und erklärte: „Wenn Amerika nicht hilft, wird sie den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen.“ Sie fügte hinzu: „Ich habe Angst um sie und bin sehr besorgt, dass sie dort im Gefängnis körperlich verletzt oder getötet werden könnte.“
Bereits im März des vergangenen Jahres kam es in Jekaterinburg zu einer Verhaftung, die für harsche Kritik an Putins Regime sorgte. Damals wurde der US-Journalist Evan Gershkovich wegen angeblicher Spionage festgenommen. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Zuletzt hatte ein Gericht einen Widerspruch von Gershkovich gegen die Verlängerung seiner U-Haft bis Ende März zurückgewiesen, teilte der Pressedienst der Moskauer Gerichte am Dienstag mit. (slo mit Material von dpa und AFP)