Raketenabwehr unter Dauerbeschuss: Iran beschert Israel harte Verluste

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Der Iran hat auf Israels Attacke mit einer Gegenoffensive geantwortet und verursacht Verluste. Die Eskalation im Nahen Osten fordert auch die USA heraus.

Tel Aviv – Israels Verteidigungssystem ist ausgeklügelt. „Iron Dome“ und „David’s Sling“ für Angriffe aus kürzerer Distanz und das Aaron-Raketenabwehrsystem gegen Langstreckenraketen sollen den jüdischen Staat gegen Feinde verteidigen. Nun häufen sich die Hinweise, dass Israel die Langstrecken-Abwehrraketen ausgehen.

Sie sind das wichtigste Verteidigungsinstrument für Israel im Krieg gegen den Iran. Die meisten Raketenbeschüsse aus der Islamischen Republik Iran wehrt Israel mit dem Arrow-Abfangsystem erfolgreich ab. Doch wie lange reicht die Munition noch?

Hohe Verluste von Israels Abwehrsystem durch Angriff aus Iran

Laut Tagesspiegel könnte Israel allein in den ersten drei Tagen der Angriffe 700 bis 800 Verteidigungsraketen gegen 400 Geschosse aus dem Iran abgefeuert haben. Das sei bereits etwa die Hälfte seines infrage kommenden Vorrats. Experten gehen laut Wall Street Journal davon aus, dass die Zahl von Irans Raketen für Angriffe jene von Israels Arrow-Abwehrraketen übersteigt.

Kurz: Israels Abwehrraketen werden knapp. Die USA seien sich der Kapazitätsprobleme seit Monaten bewusst, zitierte das Wall Street Journal einen US-Beamten. Deshalb habe Washington Israels Verteidigung mit Systemen am Boden, zu Wasser und in der Luft verstärkt und seit Juni weitere Raketenabwehrsysteme in die Region geschickt. 

Israels Verteidigungssystem

Der „Eiserne Dom“ ist für die Abwehr von Raketen und Geschossen mit kurzer Reichweite von 4 bis 70 Kilometern konzipiert. Bau, Entwicklung und Instandhaltung haben die USA nach Informationen der dpa bisher mit mehr als drei Milliarden US-Dollar unterstützt – der Iron Dome gilt als Symbol für die Rolle der USA als Schutzmacht Israels. Seit dem Start 2011 kam das System nach Angaben Israels mehrere Tausend Mal zum Einsatz. Dem Jahresbericht „Military Balance 2024“ des internationalen Instituts für strategische Studien zufolge hat der Iron Dome eine Erfolgsquote von mehr als 90 Prozent.

Außerdem verfügen sie über die „Schleuder Davids“, mit der ballistische und Marschflugkörper sowie Drohnen in einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern aufgespürt und zerstört werden sollen. Die USA steckten nach eigenen Angaben rund 2,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung.

Israel verfügt außerdem über das fortschrittliche Raketenabwehrsystem Arrow. Entwickler haben laut Canal26 behauptet, dass das Arrow-System Raketen abfangen kann, die aus einer Entfernung von bis zu 2.400 Kilometern abgefeuert werden, und zwar über der Erdatmosphäre. Bei den jüngsten Angriffen wurde dies auch mit Aufnahmen belegt.

Israel verbucht drastische Verluste nach Angriffen aus Iran – Experten fürchten um Verteidigungsfähigkeit

Sorge um die Verteidigungsfähigkeit Israels äußerte auch eine über die Einschätzungen US-amerikanischer und israelischer Geheimdienste informierte Quelle in der Washington Post. Israels Abwehrfähigkeit sei nur noch zehn oder zwölf weitere Tage auf bisherigem Niveau zu halten. Schon im Verlauf dieser Woche könne Israel wegen der Rationierung seiner Munition womöglich nur noch kleinere Raketenmengen abfangen, so die anonym bleibende Quelle: „Sie werden auswählen müssen, was sie abfangen wollen.“

Israel habe zwar viele iranische Raketen abgefangen oder vor Ort zerstört, und auch die Intensität des iranischen Beschusses habe in den vergangenen Tagen deutlich nachgelassen, so die Einschätzung. Allerdings ist unbekannt, welche Mengen an Munition der Iran noch in der Hinterhand hat. 

Donald Trump hält sich auch nach Israels Verlusten bisher bedeckt zum Konflikt mit dem Iran

Die Kapazitäten der USA dürften zudem ebenfalls bald zur Neige gehen, sagte Tom Karako, Experte für Raketenabwehrsysteme des Washingtoner Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) dem Wall Street Journal. „Die Israelis und ihre Freunde müssen mit aller gebotenen Eile handeln und alles tun, was getan werden muss, denn wir können es uns nicht leisten, untätig herumzusitzen und Fangen zu spielen.“

Niemand weiß, was ich tun werde.

US-Präsident Donald Trump will sich derweil nicht auf einen klaren Kurs mit Blick auf den Iran festlegen. „Niemand weiß, was ich tun werde“, sagte der Republikaner vor dem Weißen Haus auf die Frage, ob er einen US-Schlag gegen iranische Nuklearanlagen erwäge. „Ich könnte es tun. Ich könnte es nicht tun“, sagte Trump – und wenn, dann werde er das auch nicht im Vorhinein verkünden.

Iranische Raketenangriffe auf die israelische Stadt Hebron treiben Benjamin Netanyahu weiter in die Enge. © Imago/Xinhua/Montage

Der US-Präsident wiederholte einerseits seine bereits an den Iran gestellte Forderung einer „bedingungslosen Kapitulation“, schloss andererseits aber weitere Verhandlungen auch nicht komplett aus. Es sei noch nicht zu spät. Teheran habe „eine Menge Ärger“, sagte Trump. Er monierte, eine Lösung hätte bereits früher gefunden werden können. Es sei „ein großer Unterschied zwischen jetzt und vor einer Woche“, betonte Trump. Die iranische Seite habe sogar vorgeschlagen, ins Weiße Haus zu kommen, gab Trump an und würdigte diese Annäherung. (lm/dpa)

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