Rache für Luftschlag: Iran kündigt „harte Bestrafung“ für Israels Attacke an
Nach der Tötung des Hamas-Chefs Hanija droht der Iran mit Vergeltung. Chamenei soll bereits einen Angriff auf Israel angeordnet haben.
Teheran – Infolge der Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanija in Teheran herrscht international Sorge um eine weitere Eskalation der Lage in Nahost. Der UN-Weltsicherheitsrat forderte die Parteien zur Deeskalation auf. Reaktionen, „die den gesamten Nahen Osten in den Abgrund treiben könnten“, müssten vermieden werden, sagte UN-Generalsekretär António Guterres in New York. Nach der gezielten Tötung Hanijas, drohte der Iran Israel bereits mit Vergeltung.
Irans geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Irna: „Mit dieser Tat hat das verbrecherische und terroristische zionistische Regime den Boden bereitet für eine harsche Bestrafung.“ Unter Berufung auf Angaben iranischer Beamter berichtet die New York Times nun, dass Chamenei bereits einen direkten Angriff Israels angeordnet habe.
Nach Tötung von Hamas-Chef: Iranischer Führer soll Angriff auf Israel angekündigt haben
Chamenei soll den Befehl am Mittwochmorgen bei einer Dringlichkeitssitzung des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran erteilt haben. Iranische Medien hatten am Mittwoch den Anschlag auf den Hamas-Chef in der iranischen Hauptstadt gemeldet. Der Iran und die Hamas beschuldigten daraufhin Israel, den Hamas-Chef getötet zu haben. Zu dem Anschlag bekannte sich Israel bislang nicht.
Ebenfalls am Mittwoch verkündete Israel jedoch, in einem Vorort von Beirut den Hisbollah-Funktionär Fuad Schukr gezielt getötet zu haben. Auch die schiitische Terrororganisation bestätigte mittlerweile den Tod des Kommandanten.
Nach Tod von Hamas-Chef Hanija: Iran, Hamas und Erdogan drohen Israel
Infolge der Tötungen fürchten Staats- und Regierungschefs sowie Expertinnen und Experten nun eine weitere Eskalation. Nicht nur der Iran droht mit Vergeltung. Auch der militärische Arm der Hamas kündigte eine Antwort auf die Tötung Hanijas an. Israel werde den Preis für die Tat bezahlen „an jedem Ort, den die Hände unserer Mudschaheddin erreichen“, hieß es in einer Stellungnahme der sogenannten Kassam-Brigaden.
Bereits vor dem Anschlag in Teheran und Beirut hatte auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Israel bereits mit militärischer Einmischung gedroht. „So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun“, sagte Erdogan auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer.
Iran soll Drohnen- und Raketen-Angriff auf militärische Ziele in der Nähe von Tel Aviv und Haifa erwägen
Gegenüber dem Spiegel sagte Steven A. Cook von der Denkfabrik Council on Foreign Relations über Erdogan, er „nehme seine Drohungen nicht sehr ernst“. Für wahrscheinlicher halte er ein Szenario, in dem „sich die sogenannte Achse des Widerstands, also die libanesische Hisbollah, die Huthis im Jemen und die irannahen Milizen in Syrien und im Irak zusammentun und Israel angreifen werden“.
Laut Bericht der New York Times würde der Iran nach Angaben der iranischen Beamten einen weiteren kombinierten Angriff von Drohnen und Raketen auf militärische Ziele in der Nähe von Tel Aviv und Haifa erwägen. Dabei würden sie darauf achten, Angriffe auf zivile Ziele zu vermeiden, heißt es in dem Bericht.
Experte über möglichen Angriff auf Israel: „Es wird schwere Vergeltung geben“
Zuletzt hatte der Iran im April einen Angriff auf Israel gestartet. Teheran beschoss Israel mit hunderten Raketen und Drohnen, nachdem Israel das iranische Konsulat in Damaskus angegriffen hatte. Bei dem israelischen Angriff wurden mehrere iranische Kommandeure getötet. Den iranischen Gegenschlag konnte Israel weitestgehend erfolgreich abwehren.
Auf die Frage, ob ein möglicher weiterer Angriff des Iran auf Israel ebenfalls „relativ glimpflich“ ausgehen könnte, sagte Cook dem Spiegel: „Es wird eine schwere Vergeltung geben, und sie kann aus jeder Richtung kommen.“ Der Anschlag in Teheran sei „sehr provokativ“ gewesen und „hat Iran schwach aussehen lassen“, führte er weiter aus. (pav)