Trauer im Tölzer Land: Stimmen zum Tod von Altlandrat Manfred Nagler

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Würdigten beim 80. Geburtstag von Manfred Nagler (re.) dessen Lebensleistung: (v. li.) Landrat Josef Niedermaier, Eglings Bürgermeister Hubert Oberhauser, Münsings Rathauschef Michael Grasl und Ex-Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Manfred Nagler (CSU) ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Stimmen von Weggefährten und politischen Widersachern zum Tod des Altlandrats.

Bad Tölz-Wolfratshausen – „Das ist ein ganz schwerer Verlust“, sagt Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (CSU). „Manfred Nagler war ein enger politischer Weggefährte und ein guter Freund.“ Stoiber und Nagler kannten sich seit den 1970er-Jahren, „wir haben uns immer gut verstanden“, so der Wolfratshauser. „Das Miteinander war sein Lebensmotto, Manfred Nagler war ein wertkonservativer Mensch im besten Sinne, er war nie ein Scharfmacher.“ Für Stoiber ist der Verstorbene „eine der prägendsten Figuren des politischen Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen“.

Die Gebietsreform Ende der 1970er-Jahre löste Auseinandersetzungen aus, „das waren große Herausforderungen“. Nagler „hat vermittelt“, er habe hinter den Kulissen klug moderiert und „den Landkreis geeint“. Stoiber: „Er war ein exzellenter Kommunalpolitiker, ein exzellenter Landrat.“ In allen Wahlkämpfen habe ihn sein Parteifreund unterstützt, auch bei „internen Diskussionen“ habe er sich immer auf Nagler verlassen können. Stoiber schätzte den ehemaligen Lehrer „auch als Bildungspolitiker“, denn Nagler sei kein reiner Theoretiker gewesen, „sondern konnte seine praktischen Erfahrungen einbringen“.

„Wir hatten immer einen guten Draht“, bilanziert der 82-jährige Stoiber mit bewegter Stimme. Anlässlich Naglers 85. Geburtstags am 2. Juni habe er noch mit ihm telefoniert. „Er war ein ausgeglichener Mensch – aber mit politischem Standvermögen.“ Bezeichnend sei der Abschied Naglers von der politischen Bühne gewesen: Nie habe er sich anschließend oberlehrerhaft zu Wort gemeldet, habe weder seinem Nachfolger an der Spitze der Kreis-CSU noch im Landratsamt Ratschläge erteilt. Stoiber: „Manfred Nagler war ein Vorbild für uns alle.“

Gerhard Meinl (CSU), Dritter Bürgermeister der Stadt Geretsried: „Manfred Nagler und ich lernten uns bei der CSU kennen. Weit vor der Zeit, als er 1996 das erste Mal als Landrat kandidierte. Er war ein gütiger, ein gerechter und ein sehr bürgernaher Mensch. Auch als Landrat hat er sich nicht hinter Gesetzen und Beamten versteckt, sondern engagierte sich stets persönlich. Das tat er bis hin zum Kiosk am Walchensee, um den er sich kümmern wollte und gekümmert hat. Mit Nagler verliert die CSU einen Ehrenvorsitzenden – und die Erinnerung an die gute alte Zeit.“

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler): „Den ganzen Landkreis und darüber hinaus erfüllt das mit tiefer Trauer, auch mich persönlich. Alle haben Manfred Nagler als ganz besonderen Menschen, den ,guten Menschen von Thanning‘ in verschiedensten Bereichen kennengelernt. Er hat gewaltige Spuren im Landkreis hinterlassen. Er hat extrem mutige Beschlüsse gefasst, natürlich ist er auch Schritte gegangen, die politisch höchst unterschiedlich bewertet wurden. Er hat aber die Grundlagen gelegt für niedrigere Personalkosten und für ein zentrales Landratsamt, das in der Steuerung viel einfacher ist. Das war sein ganz großer Verdienst. Und er war vor allem ein herzensguter Mensch, der immer auf die Leute zugegangen ist und gerne unter den Menschen war. Es ist ein schwerer Verlust für den Landkreis und auch seine Heimatgemeinde.

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Hubert Oberhauser, Eglinger Bürgermeister und Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag: „Manfred Nagler war 24 Jahre Bürgermeister von Egling und der letzte Bürgermeister der Altgemeinde Thanning. Er hat das bravourös gestaltet, wie aus erst fünf und dann sieben Gemeinden eine Großgemeinde wurde. Jede Altgemeinde wurde ernst genommen, er hat aber auch einen Verbund geschmiedet. Manfred Nagler hat sich wirklich große Verdienste um das Zusammenwachsen bei uns in der Gemeinde erworben. Davor können wir nur den Hut ziehen, vor dem, was er uns mitgegeben hat.“

Martin Bachhuber, langjähriger CSU-Fraktionschef im Kreistag und Manfred Naglers Stellvertreter als Vize-Landrat: „Manfred Nagler hat mit einer gewissen Hartnäckigkeit und einer positiven Sturheit große Maßnahmen im Landkreis eingebracht. Er hat sie vertreten gegen mancherlei Kritik und hat dabei die Solidarität der Fraktion unabdingbar eingefordert – gerade bei so schwierigen Entscheidung wie der Entwicklung des Flint-Centers zu einem Behördenzentrum, der Fusion der Sparkassen, die lebensnotwendig war, und der Privatisierung der Asklepios-Klinik, was im Kreistag schon hitzige Debatten nach sich zog. Seine Führungsaufgabe hat er mit Bravour gemeistert. Auch in der Zeit seiner Erkrankung hat er sich mit seiner ganzen Leistungskraft eingebracht. Sein Steckenpferd war natürlich immer der Erhalt von Brauchtum, Kultur und Natur. Manfred Nagler hat den Landkreis geprägt.“

Michael Grasl (Freie Wähler), Rathauschef in Münsing und bis März 2023 Sprecher der Bürgermeister im Landkreis: „Mit Manfred Nagler verliert der Landkreis einen Kommunalpolitiker vom alten Schlag, der auch stets auf die Belange der Normalbürger geschaut hat, weil er als ehemaliger Bürgermeister, Trachtler und als Lehrer um deren Sorgen wusste. Beeindruckt hat mich im Jahr 2005 die bewegende Trauerrede für meinen Vorgänger Franz Ertl und Naglers konstante Präsenz jedes Jahr am 6. Januar bei den Landkreisfeuerwehren als Altlandrat. Das war ihm wichtig.“

Heiko Arndt, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Egling: „Mit Bestürzung haben wir vom Tod unseres CSU-Ehrenkreisvorsitzenden, Altbürgermeisters und Altlandrats Manfred Nagler erfahren. Die CSU Egling verliert damit eine herausragende Persönlichkeit, die unseren Orts- und Kreisverband, aber auch die Gemeinde und den Landkreis über Jahrzehnte positiv geprägt hat. Manfred Nagler hat zusammen mit unserem im vergangenen Jahr verstorbenen Hans Holzer und weiteren Mitstreitern den Ortsverband Egling stark gemacht und dafür gesorgt, dass die CSU 1984 erstmalig mit einer eigenen Liste für den Gemeinderat angetreten ist. Für mich persönlich war Manfred Nagler neben meinem Vater dafür verantwortlich, dass ich mich bereits mit gut 20 Jahren politisch engagiert habe. Die Art, wie Manfred Nagler Politik gestaltet hat, mit Überzeugung und stets nahe am Menschen und sich nie hinter bürokratische Vorschriften zurückziehend, haben mich begeistert und geprägt. Wir verlieren einen feinen Menschen, ein Vorbild.“

Leni Gröbmaier (Freie Wähler), von 2008 bis 2020 Bürgermeisterin von Dietramszell, sie kandidierte 1996 bei der Landratswahl gegen Manfred Nagler: „Er war ein Menschenfreund, er wollte immer das Beste erreichen. Ja, wir haben uns in der Sache auch mal gefetzt, doch nie war er verletzend. In meiner Amtszeit als Bürgermeisterin gab er mir so manchen väterlichen Rat. Die Nachricht von seinem Tod macht mich sehr traurig. Ich fand es bewundernswert, mit welcher Stärke er die gesundheitlichen Schicksalsschläge ertragen hat. Manfred Nagler war niemand, der gejammert hat.“

Erich Zengerle, Kreisbrandrat: „Mit großer Trauer haben wir vom Tod von Manfred Nagler erfahren. Er war seit dem 6. Januar 2009 Ehrenmitglied im Kreisfeuerwehrverband. Manfred Nagler war ein treuer Unterstützer der Feuerwehren – zuerst in seiner Rolle als Bürgermeister der Gemeinde Egling, wie auch später als Landrat. Sein unermüdlicher Einsatz hat die Arbeit der Feuerwehren in unserer Region nachhaltig geprägt und verbessert. Wir sind ihm zu tiefem Dank verpflichtet und werden sein Andenken in Ehren halten. Unser Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden seiner Familie und seinen Angehörigen.“

Fabian von Xylander, ehemaliger langjähriger SPD-Kreisrat. Er kandidierte 1996 bei der Landratswahl gegen Manfred Nagler: „Das ist eine sehr traurige Nachricht. Ich habe Herrn Nagler noch als Eglinger Bürgermeister kennengelernt, später dann als langjährigen Landrat. Bei allen inhaltlichen Differenzen, die es gab, in Erinnerung bleibt mir vor allem sein immer freundliches und verbindliches Auftreten – auch gegenüber dem politischen Gegner. Sein Name ist für mich stark verbunden mit dem Flint-Center und der Fusion der Sparkassen Bad Tölz und Wolfratshausen. Er gehört für mich zu den Menschen, denen ich gerne außerhalb der Politik begegnet wäre. Womöglich hätten wir da mehr Verbindendes als Trennendes entdeckt. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie.“

Klaus Koch (Grüne), langjähriger Kreisrat und Rektor der Marie-Luise-Schultze-Jahn-Schule: „Manfred Nagler war für mich auch immer der Landrat der Schulen. Als Lehrer hatte er da besonders viel Verständnis. Er hatte ein gutes Verhältnis zu Natur- und Umweltschutz und er war da immer ansprechbar. Ich bin 1996 in den Kreistag gewählt worden, als er Landrat wurde. Damals gab es oft harte Diskussionen – DDT, Tölzer Klinik. Es war sehr schwer, mit diesem feinen und anständigen Menschen, der auch gezeichnet war von seiner Krankheit, harte politische Diskussionen zu führen. Ich war oft hin- und hergerissen. Sein Tod tut mir sehr leid. Wir haben ihn nochmals gesehen, als unsere Schule einen Namen bekommen hat. Er hat ein Gedicht vorgetragen und seine Zuneigung zur Bildung im Landkreis zum Ausdruck gebracht.

Rainer Lorz, Hauptmann der Gebirgsschützenkompanie Wolfratshausen: „Mit tiefem Bedauern und großem Respekt nehmen wir Abschied von unserem Ehrenleutnant. Mit Manfred Nagler verlieren wir einen außergewöhnlichen Kameraden, der 29 Jahre lang ein treues Mitglied war, sich mit Herz und Tat als wahrer Gebirgsschütze ausgezeichnet und sich stets unermüdlich für unsere Gemeinschaft eingesetzt hat. Sein Andenken werden wir in höchsten Ehren halten.“

Klaus Barthel, Kreisvorsitzender der SPD: „Manfred Nagler, dessen Tod wir betrauern, war ein Kommunalpolitiker vom alten Schlag. Tief verankert in seiner Heimat, in den traditionellen Vereinen, in seiner Partei, führte er zuerst seine Gemeinde und dann den Landkreis durch turbulente Zeiten. Die lange nachwirkenden Folgen der Gebietsreform, Kreissparkasse, Abfallentsorgung, Tölzer Krankenhaus, Flintkaserne… – all das ließ in seiner Zeit die kommunalen Wellen hoch schlagen. Die damaligen Entscheidungen prägen den Landkreis bis heute. Manfred Nagler verfolgte seine Ziele beharrlich und unbeirrt – lange Jahre getragen vom Vertrauen der großen Mehrheit der Landkreisbürger. Seiner Lebensleistung begegnen wir mit höchstem Respekt und drücken seinen Angehörigen unser tiefes Beileid aus.“ (cce/va)

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